USA: US-Geldpolitik - Der PCE-Deflator präsentiert sich unaufgeregt - Nord LB
Soeben hat das BEA den jüngsten Wert des PCE-Deflators für den Juli veröffentlicht, welcher sich erwartungsgemäß unaufgeregt präsentieren kann. Die Inflationsrate von 0,2% M/M hält jedenfalls keine nennenswerten Überraschungen bereit. Die Jahresrate verändert sich nicht und verbleibt mit 2,5% Y/Y auf dem Wert des Vormonats. Die Kernrate des Deflators weicht mit 0,2% M/M nicht von der Headline Rate ab, aber immerhin sinkt der Wert aus der Jahresbetrachtung leicht auf 2,6% Y/Y ab. Der energiebezogene Posten des PCE, der vor allem in der heißen Phase der Inflation viele Blicke auf sich zog, stagnierte im Juli mit 0,0% M/M und weist damit den dritten Monat in Folge ein „Nicht-Wachstum“ auf. Die Preise für Dienstleistungen bilden mit 3,7% Y/Y weiterhin den dynamischsten Posten. Erfreulich dürfte für die privaten Haushalte folglich vor allem das gewachsene persönliche Einkommen sein, was um 0,3% M/M wachsen konnte. Dies eröffnet ihnen finanzielle Spielräume, von denen auch die Wirtschaft profitieren kann.
Landläufig wird der PCE-Deflator hin und wieder die „bevorzugte Inflation“ der Fed genannt, an dem durchaus auch etwas dran sein könnte. Zwar war der Fokus auf diese Zeitreihe bei früheren Notenbankchefs möglicherweise präsenter und Powell zitiert sicherlich aufgrund seiner höheren Aktualität gerne den CPI, an Wichtigkeit wird der PCE Index aber kaum eingebüßt haben. Wieso auch nicht, denn das Ziel der Preisniveaustabilität ist einerseits sehr konkret definiert, andererseits bleibt man ein wenig vage dabei, welcher Inflationsindex überhaupt zugrunde gelegt wird. Da sich der PCE-Deflator in der jüngeren Vergangenheit stets etwas niedriger präsentierte als der CPI, kann eine Zinssenkung hierüber auch leichter gerechtfertigt werden. Welcher Index aufgrund der eigenen Methodik möglicherweise die Realität besser widerspiegeln mag, ist dabei im Grunde auch unerheblich. Fakt ist aber, dass die PCE Headline Rate mit 2,5% Y/Y deutlich näher an dem Inflationsziel von 2,0% liegt als der CPI (2,9% Y/Y).
Ebenfalls ist landläufige Meinung, dass das FOMC im September die Zinsen wird senken können – da sind sich die meisten Marktstrategen und Analysten jedenfalls einig. Deshalb drehen sich Gedankenspiele und Diskussionen kaum noch um das Wann, sondern im Gros nur noch um das Wie hoch. Unserer Auffassung nach wird die Fed Funds Target Rate im September um 25 Basispunkte gesenkt, da die Fed aus verschiedensten Gründen zunächst schauen wollen wird, wie der Markt darauf reagiert. Die um 0,2 Prozentpunkte nach oben korrigierten BIP-Zahlen aus Q2/24 (3,0% Q/Q) signalisieren jedenfalls, dass vonseiten der Notenbank aus Washington mit ruhiger Hand agiert werden kann. Dennoch erkannte Powell in Jackson Hole an, dass der Arbeitsmarkt den Notenbankern durchaus etwas Sorge bereitet, weshalb er erneut recht konkret auf eine mögliche Zinssenkung hingewiesen hat. Seiner Auffassung nach, wird ein behutsames und zeitiges Agieren dafür sorgen können, dass der Arbeitsmarkt keinen bleibenden Schaden davonträgt bei gleichzeitiger Zielerreichung der Inflation. Es ist zwar nicht die Quadratur des Kreises, aber Maß und Mitte genau zu treffen kommt dem schon ziemlich nahe.
Fazit: Die heute veröffentlichten Personal Consumption Expenditures (PCE) für den Juli präsentieren sich freundlich mit der Aussicht auf Zinssenkungen. Auch wenn der Wert von 0,2% M/M zu einer Jahresrate von 2,5% Y/Y führt und damit auf dem Wert des Vormonates stagniert, dürfte die Inflation perspektivisch trotzdem weiter abschmelzen. Hinderungsgründe für eine Zinssenkung im September ergeben sich daraus jedenfalls nicht – ganz im Gegenteil. Die Notenbanker aus Washington werden darauf hinweisen, dass sich die Inflation wie erwartet entwickelt. Powell hat bei der am letzten Wochenende stattgefundenen Konferenzen in Jackson Hole auch relativ deutlich formuliert, dass es an der Zeit wäre die Leitzinsen zu lockern und dürfte den Markt damit schon auf eine Senkung der Fed Funds Target Rate im September vorbereitet haben. Dies dürfte der heiß ersehnte Auftakt sein, den sich die Wirtschaft inkl. des Arbeitsmarktes erhoffen.
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