Börse am Morgen: U.a. mit Adler Group, Fielman, Salesforce und DAX - Nord LB
Die deutsche Inflationsrate ist im August zum ersten Mal seit rund dreieinhalb Jahren unter die Zwei-Prozent-Marke gerutscht. Sie lag nach ersten Schätzungen des Statistischen Bundesamtes bei 1,9% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Ökonomen rechneten im Schnitt mit 2,1%, nach 2,3% im Juli. Verantwortlich für den Rückgang waren insbesondere gesunkene Energiepreise. Sie sanken durchschnittlich um 5,1%, wohingegen die von höheren Lohnabschlüssen getriebenen Dienstleistungspreise um 3,9% zulegten. Basiseffekte (die Energiepreise sind seit Herbst 2023 gesunken) können aber dazu führen, dass die Inflation in den nächsten Monaten wieder etwas anzieht.
Die Reallöhne in Deutschland sind in Q2 2024 y/y um 3,1% und damit das fünfte Mal in Folge gestiegen. Nominal ergab sich ein Anstieg um 5,4%. Der höchste Zuwachs ergab sich mit nominal 7,6% bei den geringverdienenden Vollzeitkräften. Das Geschäftsklima im Euroraum (Economic Sentiment) hat sich im August um 0,6 Punkte auf 96,6 Zähler aufgehellt. Volkswirte rechneten im Schnittt nur mit 95,8 Punkten.
Die US-Wirtschaft hat in Q2 2024 stärker zugelegt als gedacht. Entgegen der Erwartung wurde die erste Schätzung eines BIPWachstums von 2,8% nicht nach unten, sondern nach oben auf 3,0% revidiert.
Die Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe ist in der vergangenen Woche leicht auf 231.000 (Vorwoche: 233.000) gesunken. Als kritisch und negative Trendwende wird eine Zahl von 270.000 betrachtet.
Tagesausblick
Zum Abschluss der Woche stehen in Euroland und in den USA noch wichtige Preisdaten zur Veröffentlichung an. Diese Zahlen haben natürlich eine hohe Bedeutung für die weiteren geldpolitischen Pläne in den zwei Währungsräumen. Nur sehr große Überraschungen dürften überhaupt das Potential haben, Zweifel am Bild von weiteren eher vorsichtigen Zinssenkungen durch EZB und Fed aufkommen zu lassen.
Renten- und Aktienmärkte
Die positiven US-Konjunkturdaten belasteten gestern etwas die Anleihemärkte. Die Kurse gaben nach.
Der DAX begab sich gestern auf Rekordjagd und überprang sein bisheriges Allzeithoch aus dem Mai. Die Marke von 19.000 Punkten hat er vor der Brust, gestern reichte es aber noch nicht. Grund für den Optimismus waren die sinkenden Inflationszahlen aus Deutschland, der größten Volkswirtschaft der EU. Diese ließen Zinssenkungsphantasien aufkommen. DAX +0,69%; MDAX +1,17%; TecDAX +1,30%.
Die US-Aktienbörsen würdigten das stärker als erwartet ausgefallene BIP-Wachstum mit zunächst steigenden Kursen. Der Dow Jones Industrial tat es dem DAX gleich und markierte ein neues Rekordhoch. Im späteren Handelsverlauf machte sich aber Nervosität vor den heute anstehenden US-Inflationsdaten breit. Dow Jones +0,60%; S&P 500 +0,00%; Nasdaq Comp. -0,23%.
Unternehmen
Salesforce legte gestützt vom Erfolg neuer Produkte im Zusammenhang mit KI im abgelaufenen Quartal beim Umsatz um 9% auf USD 9,33 Mrd. (währungsbereinigt) zu, die bereinigte operative Marge erreichte einen Rekordwert von 33,7%. Das Margenziel für das GJ 2024/25 wurde vom Management von 32,5% auf 32,8% angehoben, wohingegen das Umsatzziel (USD 37,7 Mrd. bis USD 38 Mrd.) unverändert blieb.
Gestiegene Zinsaufwendungen sowie eine Abwertung des Immobilienportfolios sorgten bei der Adler Group in H1 2024 für einen Nettoverlust von EUR 507 Mio. Allerdings verlangsamte sich die Abwertung auf 2,1%. Im Vorjahreszeitraum musste noch ein Konzernverlust von über EUR 1 Mrd. ausgewiesen werden. In H2 erwartet das Management keine signifikanten Abwertungen mehr.
Der Brillen- und Hörakustik-Filialist Fielmann steigerte den Umsatz in H1 2024 um 11% auf EUR 1,081 Mrd. Über die Hälfte des Wachstums war auf einen Zukauf in den USA zurückzuführen, aber auch eine leicht verbesserte Konsumstimmung in Europa half. Das operative Ergebnis auf Basis EBITDA legte um 14% auf EUR 237 Mio. zu. Für das Gesamtjahr stellte das Management ein Umsatzplus von 15% auf rund EUR 2,3 Mrd. sowie eine gegenüber dem Vorjahr verbesserte bereinigte EBITDA-Marge in Aussicht.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR gab gestern gegenüber dem USD erneut leicht nach und gab dabei die Marke von USD 1,11 preis.
Der Ölmarkt profitierte von der BIP-Revision in den USA. Die Preise legten zu.
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