Börse am Morgen: U.a. mit BHP, Coca-Cola, Siemens Healthineers und Konjunkturdaten - Nord LB
Die Stimmung in den deutschen Unternehmen hat sich im August den vierten Monat in Folge verschlechtert. Der ifo-Geschäftsklimaindex sank auf 86,6 Punkte, die aktuelle Lage wird so schlecht eingeschätzt wie seit dem Juli 2020 nicht mehr. Die verringerte Fallgeschwindigkeit bei den Geschäftserwartungen ist da nur ein schwacher Trost. Vor allem die Industriekonjunktur schwächelt angesichts der globalen Nachfrageschwäche, aber auch die Inlandsnachfrage kommt angesichts der vielfältigen Belastungsfaktoren nicht in Schwung. Die EZB bekommt so gute Argumente, im September die Zinsen weiter zu senken. Allerdings ist es fraglich, ob dieser Impuls für eine nachhaltige Stimmungswende ausreichen wird. Für das Jahr 2024 käme dies ohnehin zu spät, für Deutschland zeichnet sich ein weiteres Jahr der Stagnation ab.
Die US-Industrie hat im Juli überraschend viele Aufträge erhalten. Die Bestellungen für langlebige Güter legten um 9,9% zum Vormonat auf fast 290 Mrd. USD zu. Das war der 5. Anstieg in den vergangenen 6 Monaten. Damit wurde der starke Juni-Einbruch von 6,9% mehr als wettgemacht. Werden die sehr stark schwankenden Aufträge für den Transportsektor - zu dem etwa Flugzeuge zählen - herausgelassen, sieht das Bild weniger freundlich aus: Hier gab es einen Rückgang von 0,2%. Das deutet darauf hin, dass die Dynamik der Unternehmensausgaben für Investitionen in Ausrüstungen wie Maschinen und Anlagen zu Beginn des zweiten Halbjahres etwas nachgelassen hat.
Tagesausblick
Die Konsumforscher der GfK prognostizieren anhand einer Umfrage die deutsche Verbraucherstimmung für September. Volkswirte erwarten eine leichte Aufhellung. Neben endgültigen Zahlen für das Deutsche BIP – wobei wir von keinen Abweichungen zu den vorigen Werten ausgehen – stehen vor allem die USA im Fokus des heutigen Kalenders. Der vielfach beachtete Case-Shiller Hauspreisindex wird für den Juni aktualisiert. Wir gehen davon aus, dass die Immobilienpreise weiter um 0,3% M/M steigen werden. Außerdem folgen neueste Zahlen von der Federal Reserve Bank aus Richmond, sowie das Verbrauchervertrauen des Conference Board.
Renten- und Aktienmärkte
Die Kurse von US-Anleihen zeigten sich kaum verändert. Besser als erwartet ausgefallene US-Konjunkturdaten konnten sie nicht belasten.
Der DAX hat nach einem schwachem Start nahezu unverändert geschlossen. Wenige Tage bevor am Mittwoch die Zahlen des US-Chipriesen Nvidia erwartet werden, taten sich Anleger nach der zurückliegenden Rally schwer mit Neuanlagen. DAX -0,09%; MDAX -0,09%; TecDAX -0,52%.
Wall Street: Lediglich der Leitindex Dow stemmte sich gegen die schlechte Stimmung und notierte kaum verändert. Für den marktbreiten S&P 500 und die Techwerte ging es nach unten. Besonders gefragt waren aufgrund der angespannten Lage in Nahost Aktien aus dem Energiesektor. Ölwerte wie Chevron und ConocoPhillips gewannen 0,7 bzw. 2,0%. Coca-Cola erreichte ein Rekordhoch. Die als defensiv geltenden Papiere des Getränkeherstellers erwiesen sich in den zurückliegenden Wochen einmal mehr als Stabilitätsanker in schwierigen Börsenphasen. Dow Jones +0,16%; S&P 500 -0,32%; Nasdaq Comp. -0,85%.
Unternehmen
Die Medizintechnikfirma Siemens Healthineers will einen Diagnostikbereich vom Pharmakonzern Novartis kaufen. Novartis teilte mit, man habe für das Geschäft mit der sogenannten Positronen-Emissionstomographie ein verbindliches Angebot von Healthineers erhalten. Konkret geht es demnach um eine Sparte von Advanced Accelerator Applications.
Der weltgrößte Bergbaukonzern BHP steigerte seinen bereinigten Gewinn leicht im Geschäftsjahr 2024. Der Gewinn stieg um 2% auf 13,66 Mrd. USD. Das Unternehmen profitierte v.a. von Zuwächsen im Eisen- und Kupfergeschäft sowie einer Rekordproduktion von Eisenerz. Dies glich schwache Kohlepreise aus.
Devisen und Rohstoffe
Der Kurs des EUR gab zum Wochenstart nach. Marktbeobachter sprachen von einer leichten Gegenbewegung, nachdem die Gemeinschaftswährung am Freitag nach einer Rede des USNotenbankchefs Powell deutlich gestiegen war und erstmals seit Juli 2023 über 1,12 USD notiert hatte.
Ein Produktionsausfall in Libyen trieb die Preise am Ölmarkt weiter in die Höhe. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI verteuern sich um jeweils 3% auf 82 und 77 USD je Fass (159 Liter). Damit liegen die Preise so hoch wie seit Mitte August nicht mehr.
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