Börse am Morgen: U.a. mit AMD, Hensoldt, Porsche/Varte und Rheinmetall - Nord LB
Das Auftragspolster der deutschen Industrie hat im Juni den 6. Monat in Folge abgenommen. Die noch offenen Bestellungen sanken um 0,2% im Vergleich zum Vormonat. Zwar wuchs der Auftragsbestand aus dem Inland um 0,6%, dafür sank aber der aus dem Ausland um 0,7%. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es im Juni einen Rückgang von insgesamt 6,2%. Zur negativen Entwicklung beigetragen hat v a. der Maschinenbau. Hier schrumpfte das Auftragspolster im Juni um 0,9% zum Vormonat. Auch der Bestand in der Automobilindustrie fiel (-0,7%) – der 17. Rückgang in Folge. Positiv wirkte sich hingegen der Anstieg im Sonstigen Fahrzeugbau, zu dem Flugzeuge, Schiffe und Züge gehören: Hier gab es ein Wachstum von 1,7%. Die Reichweite des Auftragsbestands in der deutschen Industrie verharrte im Juni unverändert bei 7,2 Monaten. Die Reichweite gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne Neugeschäft theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Bestellungen abzuarbeiten.
Die Stimmung unter den deutschen Einzelhändlern hat sich zu Beginn der 2. Jahreshälfte spürbar verschlechtert. Das Barometer für das Geschäftsklima sank im Juli auf minus 25,4 Punkte, nach minus 19,5 Zählern im Juni. Die Einzelhändler beurteilten dabei ihre aktuelle Geschäftslage deutlich zurückhaltender. Ihre Erwartungen für die nächsten Monate haben sich zugleich weiter eingetrübt. "Eine deutliche Belebung der Geschäfte im Einzelhandel in der zweiten Jahreshälfte wird damit unwahrscheinlicher".
Tagesausblick
Neben den Preisdaten aus Europa könnte heute von den Märkten noch mit einem Auge auf die Anmerkungen von Bostic von der Atlanta Fed geachtet werden.
Renten- und Aktienmärkte
Die Kurse der Bundesanleihen stabilisierten sich den 2. Handelstag in Folge, nachdem sie am vergangenen Donnerstag kräftig gefallen waren. Der Rückgang der Inflationserwartungen in den USA seit Mitte Juli bietet zum Wochenstart Unterstützung.
Nach der jüngsten Erholungsrally sind die Anleger am deutschen Aktienmarkt mit Vorsicht in die neue Woche gestartet. Der DAX blieb wenig verändert um die Marke von 18.300 Punkten, nachdem er zuvor mit 9 Tagesgewinnen in Folge die längste Gewinnserie seit gut 5 Jahren erzielt hatte. Der Fokus liege laut Marktteilnehmern nun auf US-Notenbankchef Powell, wenn dieser am Freitag beim Notenbank-Treffen in Jackson Hole ans Rednerpult trete und seine geldpolitischen Pläne darlegen werde.
Bei den Einzelwerten gerieten Rüstungswerte in einen Abwärtssog, nachdem Medien von Plänen der deutschen Regierung, die Hilfen für die Ukraine nicht mehr aus dem Bundeshaushalt zu finanzieren, berichteten. Rheinmetall war somit im DAX das Schlusslicht, Hensoldt im MDAX.
DAX +0,54%; MDAX +0,58%; TecDAX +0,20%; Dow Jones +0,58%; S&P 500 +0,97%; Nasdaq Comp. +1,39%.
Unternehmen
Porsche will bei Varta einsteigen und damit zur Rettung des angeschlagenen Batterieherstellers beitragen. Großaktionär Tojner, die Porsche AG und der Großteil der Gläubiger verständigten sich auf einen Kompromiss, wie Varta entschuldet und mit frischem Kapital ausgestattet werden soll. Demnach sollen die Schulden von 485 Mio. auf zunächst 200 Mio. EUR reduziert werden. Die Aktionäre verlieren gleichzeitig ihren Einsatz. Neue Varta-Eigentümer sollen Tojner und Porsche werden, die eine Kapitalspritze von 60 Millionen Euro geben.
AMD setzt im Kampf um Marktanteile bei hochprofitablen Spezialprozessoren für Künstliche Intelligenz weiter auf Zukäufe. Der US-Chip-Produzent gab die Übernahme des Serverherstellers ZT Systems für 4,9 Mrd. USD bekannt. Der Kaufpreis werde zu 75% in bar beglichen, der Rest in Aktien bezahlt.
Rohstoffe
Am Ölmarkt setzten die Preise ihre Talfahrt fort. Hintergrund sind anhaltende Sorgen über die Nachfrage aus China und das nahende Ende der Urlaubssaison in den USA.
Die Bundesregierung erwartet im kommenden Jahr Mehreinnahmen von über 3 Mrd. EUR durch den steigenden Kohlendioxid-Preis für fossile Brennstoffe beim Heizen und Tanken. Aus der nationalen CO2-Bepreisung sollen 2025 gut 15,4 Mrd. EUR in den Klima- und Transformationsfonds (KFT) fließen, wie aus dem Ausgaben- und Einnahmenplan hervorgeht. Das wären über 3,1 Mrd. EUR mehr als für dieses Jahr veranschlagt sind. Der CO2- Preis für fossile Brennstoffe war in diesem Jahr auf 45 EUR pro Tonne CO2 gestiegen. Im kommenden Jahr soll er um 10 EUR auf 55 EUR steigen.
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