If in doubt, zoom out - BÖAG Kolumne
Unsere Wahrnehmung ist oftmals kurzfristig sehr detailliert und fokussiert - gerade wenn wir etwas konkret zählen, messen oder wiegen können. Dafür bieten gerade die Börsen eine gigantische Menge von Daten und Indikatoren, in denen man sich schnell verlieren kann. Jeder Tag, jede Stunde bringt neue Nachrichten und Messpunkte, die unser Gehirn in ein stimmiges Bild einsortieren möchte, was aber nicht immer gelingt. Und so hilft es, sich bei aufkommendem Zweifel einen besseren Überblick zu verschaffen, um das Große und Ganze nicht aus den Augen zu verlieren.
Beim DAX, dem ich vor zwei Wochen noch ein 1.000 Punkte komfortables Sicherheitsnetz attestiert hatte, ging es zeitweise beängstigend in Richtung der Marke von 17.000, doch bei den Schlusskursen fand sich ein Boden nahezu exakt auf der 200-Tage-Linie. Vom bisherigen Rekordhoch aus Mitte Mai ging es bis zu 10 Prozent abwärts, was aber auch erst die halbe Strecke eines „echten“ Crashs wäre. Heute notieren wir weniger als 5 Prozent unter dem Top von vor drei Monaten und knapp 7 Prozent über dem Jahresschluss 2023.
Wer die bisherige langfristige Rendite der Aktienmärkte von ca. 8 Prozent pro Jahr vor Augen hat, weiß, dass diese Werte nur durch phasenweise Über- und Untertreibung der Märkte zustandekommen. Der angenehme Weg zu diesem Durchschnitt erfolgt über kurze Sprints, moderate Korrekturen und Seitwärtsphasen. An hektischen Tagen werden bei vorsichtigen Anlegern die Stopp-Loss-Limits ausgelöst und es stellt sich die schwierige Frage nach dem Wiedereinstieg. Optimistische Anleger erkennen seltene Gelegenheiten und junge Menschen mit langem Zeithorizont nutzen per Sparplan den Cost-Average-Effekt für den Vermögensaufbau.
Seien Sie sich gewiss: In 20 Jahren interessiert sich niemand mehr für Tages-, Wochen- oder Monatscharts!
Autor: Thomas Strelow, Börse Düsseldorf
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der BÖAG Börsen AG, der Trägergesellschaft und Betreiberin der Wertpapierbörsen Hamburg, Hannover und Düsseldorf. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!