Börse am Morgen: U.a. mit HelloFresh, Indus, TAG Immobilien und US-Inflationsdaten - Nord LB
Die jüngsten Marktturbulenzen haben die Stimmung unter Finanzmarktexperten im August regelrecht abgewürgt. Nach den Ergebnissen der ZEW-Umfrage sind die Konjunkturerwartungen für Deutschland mit einem Minus von 22,6 Saldenpunkten um den stärksten Wert seit zwei Jahren eingebrochen und notieren nun bei einem Stand von 19,2 Punkten. Auch die derzeitige Lage wird mit einem Niveau von -77,3 ebenfalls schlechter bewertet. Aus den Details sind eindeutig die Sorgen um die jüngsten Marktturbulenzen herauszulesen, sowohl die gesunkenen Konjunkturerwartungen an die USA und China als auch deren verschlechterte gegenwärtige Lagebeurteilung wiegen schwer im aktuellen Datenkranz. Die Erwartung an Zinssenkungen der EZB (-82,0 Saldenpunkte) in den kommenden sechs Monaten hat sich indes wenig geändert. Die ungleiche Konjunkturdynamik im Euroraum mit Deutschland im Schlepptau und die noch erhöhte Inflation sprechen weiter für eine langsam und schrittweise erfolgende Zinswende der EZB.
Die Direktinvestitionen der deutschen Wirtschaft in China sind in diesem Jahr ungeachtet der Forderungen nach einer stärkeren Diversifizierung kräftig in die Höhe geschossen. Sie summierten sich in H1 auf 7,3 Mrd. EUR. Das liegt über dem Wert für das gesamte vergangene Jahr von 6,5 Mrd. EUR, der sich aus der Kapitalbilanz-Statistik der Bundesbank errechnet. Die Zahlen stehen im Kontrast zu Aufrufen aus der Politik an die Wirtschaft, nicht alles auf die Karte China zu setzen sondern die Investitionen breiter zu streuen.
Tagesausblick
Am heutigen Mittwoch werden für die Eurozone die 2. Schätzung für das BIP veröffentlicht, wobei wir nicht von Revisionen ausgehen, sowie Daten zur Industrieproduktion gemeldet. Die Highlights des Tages dürften jedoch die Inflationsdaten des Juli aus dem Vereinigten Königreich und insbesondere aus den USA sein. Weitere Signale, dass und in welchem Umfang die Fed bald die Leitzinsen senken könnte, werden von den Märkten regelrecht aufgesogen. Wir gehen von einem im Sinne der Notenbanker ordnungsgemäßen Fortschreiten der Inflation von 0,2% M/M aus, was die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im September erhöhen dürfte.
Renten- und Aktienmärkte
Nachdem sich die US-Erzeugerpreise im Juli besser als erwartet entwickelten und einen rückläufigen Inflationsdruck signalisierten, konnten die Rentenmärkte beidseits des Atlantiks etwas zulegen.
Hiervon konnte der deutsche Aktienmarkt nur zum Handelsende leicht profitieren. Überwiegend regierte im Handelsverlauf Skepsis vor den heute anstehenden US-Inflationsdaten. DAX +0,48%; MDAX +0,70%; TecDAX +0,38%.
Die Wall Street leitete aus der Entwicklung der US-Erzeugerpreise dagegen stärkere Kaufimpulse ab. Technologiewerte waren besonders gefragt. Dow Jones +1,04%; S&P 500 1,68%; Nasdaq Comp. +2,43%.
Unternehmen
Die Beteiligungsfirma Indus hat wegen der schwachen Entwicklung seiner Zuliefererfirmen der Baumaschinenindustrie und Agrartechnik ihre Jahresziele eingedampft. 2024 erwartet der Vorstand nun einen Umsatz von 1,7 bis 1,8 Mrd. EUR und ein operatives Ergebnis (EBIT) von 125 - 145 Mio. EUR. In den ersten sechs Monaten sanken die Erlöse auf 839,1 (Vorjahr: 904,1) Millionen Euro und das Ebit auf 64 1 (84,9) Mio. EUR.
Der Immobilienkonzern TAG Immobilien sieht den Abwärtstrend bei der Bewertung seiner Immobilien als deutlich verlangsamt an. Für das deutsche Portfolio wurde zum Halbjahr ein Bewertungsrückgang von 2,7% verzeichnet worden. Das Unternehmen konnte daher in den ersten sechs Monaten seinen Verlust von über 300 Mio. EUR vor Jahresfrist auf rund 7 Mio. EUR eingrenzen. Die Jahresprognose bestätigte die in Deutschland und Polen tätige TAG Immobilien.
Eine schwächelnde Nachfrage und hohe Kosten haben HelloFresh einen Gewinneinbruch eingebrockt. Das bereinigte operative Ergebnis fiel in Q2 um knapp 24% auf 146,4 Mio. EUR. Hier wirkten sich weiterhin die Anlaufkosten für neue Produktionsstätten negativ aus. Dies betreffe sowohl das Kerngeschäft mit Kochboxen als auch die wachstumsstarke Fertiggerichte-Sparte.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR profitierte von den Preisdaten und testete die Marke von 1,10 USD.
Die Ölpreise gaben gestern etwas nach. Händler sprachen von einer Gegenbewegung nach den zuletzt deutlichen Kursaufschlägen der letzten 5 Tage.
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