USA: Arbeitsmarktdaten erhöhen den Druck bei der Fed klar - Nord LB
Im Berichtsmonat Juli sind in den Vereinigten Staaten lediglich 114.000 zusätzliche Beschäftigungsverhältnisse entstanden. Diese Nachricht ist per se nicht erfreulich. Zudem wurden wieder Abwärtsrevisionen an Vormonatsdaten vorgenommenen, was natürlich ebenfalls negativ zu bewerten ist. Weiterhin zog die im Rahmen einer separaten Umfrage erhobene Arbeitslosenquote auf einen Wert von nun schon immerhin 4,3% an. Die Beschäftigungssituation in den USA trübt sich also offenkundig langsam ein.
Der Dienstleistungssektor bleibt von zentraler Bedeutung für den US-Arbeitsmarkt. Hier sind in der Summe immerhin noch 72.000 zusätzliche Beschäftigungsverhältnisse entstanden. Im Untersegment Gesundheit/Bildung konnten 57.000 neue Jobs geschaffen werden. Dagegen wurden von den Industrieunternehmen nur 1.000 Stellen aufgebaut. Diese Nachricht ist allerdings keine so große Überraschung. In der Tat hatte sich die Arbeitsmarktkomponente des ISM PMI Manufacturing im Juli auf lediglich noch 43,4 Punkte verschlechtert. Staatliche Stellen haben 17.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Details zum Stellenaufbau in der US-Wirtschaft zeigen somit in der Summe letztlich doch ein inzwischen bekanntes Muster – allerdings auf niedrigerem Niveau!
Mit Blick auf die durchschnittlichen Stundenlöhne wurde am aktuellen Rand ein Zuwachs von 0,2% M/M gemeldet. Damit notiert die Jahresrate dieser Zeitreihe nun bei 3,6%. Angesichts dieser letztlich doch nicht unfreundlichen Entwicklung dürfte sich die Finanzlage der privaten Haushalte wohl weiter verbessern. Viele Konsumenten benötigen diese zusätzlichen Mittel angesichts der Inflationsentwicklung der jüngeren Vergangenheit aber auch.
Die Lage am US-Arbeitsmarkt präsentiert sich zwar weiterhin nicht absolut unfreundlich, allerdings zeigen sich inzwischen an immer mehr Stellen klare Warnsignale, die in die Richtung einer Eintrübung der Beschäftigungssituation deuten. Angesichts der Ziele der Notenbank in Washington wird die US-Geldpolitik auf dieses sich verändernde Umfeld reagieren müssen. Wir rechnen im Laufe des zweiten Halbjahres mit vorsichtigen Leitzinssenkungen durch das FOMC. Die heutigen Arbeitsmarktdaten rechtfertigen unserer Auffassung nach allerdings noch keinen übertriebenen Aktivismus bei den Notenbankern in Washington. Das FOMC wird im zweiten Halbjahr 2024 wohl eher Munition für 2025 sparen wollen. Wir rechnen in den kommenden Monaten daher auch weiterhin mit zwei kleinen Zinsschritten nach unten. An dieser Stelle dürfte wohl auch die Wahl eine Rolle spielen. Donald Trump würde schnelle und sehr offensive Leitzinssenkungen der Fed sicherlich als Versuch der politischen Einflussnahmen geißeln. Daher dürfte eine Neuausrichtung der US-Geldpolitik mit großem Augenmaß angesagt sein.
Fazit: Im Juli konnten von der US-Wirtschaft lediglich 114.000 zusätzliche Stellen geschaffen werden. Die separat erhobene Arbeitslosenquote ist nun auf immerhin schon 4,3% angestiegen. Die Beschäftigungssituation im Land der eigentlich unbegrenzten Möglichkeiten trübt sich folglich nach und nach ein. Damit erhöht sich der Handlungsdruck bei der Fed wohl wirklich spürbar. Eine Zinssenkung im September ist nach den aktuellen Zahlen vom US-Arbeitsmarkt noch wahrscheinlicher geworden. In jedem Fall passen die heutigen Daten sehr gut zu den ziemlich offensiven Signalen, die der Notenbankchef Jerome Powell jüngst anlässlich der Pressekonferenz nach der FOMC-Sitzung ausgesendet hat. Die Fed wird im Laufe des Jahres 2024 allerdings auch nicht überagieren wollen.
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