Nächste Sitzung der Bank of England: Keine ausgemachte Sache - DWS
Der Ausgang der nächsten Sitzung der Bank of England (BoE) am Donnerstag ist alles andere als klar. Der Markt erwartet nur mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp über 50 Prozent eine Zinssenkung, und auch wir rechnen mit einer Reduktion des Leitzinses von 5,25 Prozent auf 5,00 Prozent. Die Unsicherheit ist allerdings hoch. Warum?
Weil es gute Argumente für beide Seiten gibt. Legt die Mehrheit der Notenbanker mehr Gewicht auf eine vorsichtige und datenabhängige Beurteilung der aktuellen Lage, dürfte die negative Überraschung bei der Dienstleistungspreisinflation im Juli gegen eine Zinsreduktion sprechen, ebenso der nur zähe Rückgang der Lohndynamik. Mit einer abwartenden Haltung würde man in dem Falle „nichts falsch“ machen. Gegen eine Zinssenkung scheint sich beispielsweise Chefvolkswirt Pill aussprechen zu wollen, wie aus seiner letzten Rede herauszuhören war.
Auf der anderen Seite sollten die aktualisierten Wachstums- und Inflationsprognosen zeigen, dass die Wirtschaft weiter nur schwach wächst und die Inflation mittelfristig unter das Zwei-Prozent-Ziel fallen dürfte. Auch die anhaltende Abschwächung am Arbeitsmarkt lässt die Frage zu, wie stark die Zentralbank noch restriktiv sein sollte. Diese Argumente sprechen unserer Meinung nach eher für eine erste Zinssenkung und sind auch stimmig mit der insgesamt taubenhaften Rhetorik der Zentralbank. Eine Einschätzung des Abstimmungsverhaltens wird zusätzlich durch eine neue Zusammensetzung des Notenbankkomitees erschwert. Die von uns erwartete Zinssenkung dürfte daher nur mit einer knappen Mehrheit beschlossen werden.
Katrin Löhken, Volkswirtin Großbritannien und Japan
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