Börse am Morgen: U.a. mit Crowdstrike, Husqvarna, USA/China und Konjunkturdaten - Nord LB

Laut einer Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) rechnen die Unternehmen im Euroraum mit einem nachlassenden Lohndruck. Für 2024 antizipieren die befragten Firmen eine Abschwächung auf „nur noch“ 4,3% (ggü. 5,4% in 2023). Im Jahr 2025 erwarten die Firmen sogar ein weiteres Abflauen des Lohnwachstums auf dann lediglich 3,5%.
Der vier Mal im Jahr von der EZB aufgelegte Survey of Professional Forecasters (SPF) zeigt positive Signale für die Wachstumsprognose im Euroraum 2024. Die befragten Ökonomen haben das Wirtschaftswachstum für die 20-Länder-Gemeinschaft von 0,5% auf 0,7% erhöht. Eine leichte Anpassung nach unten gab es beim Ausblick. Hier sieht man im Jahr 2025 nur noch einen Zuwachs der Wirtschaftsleistung von 1,3% (ggü. 1,4% in der April-Prognose). Bei den Inflationserwartungen gab es keine Anpassung. Die Prognose der Teuerungsrate von 2,4% bleibt unverändert, erst im Jahr 2025 ist das Ziel von 2,0% in Sicht.
Bestätigung kommt hierzu vom Statistischem Bundesamt. Die deutschen Erzeugerpreise fallen auf Jahressicht weiter, wenngleich weniger stark. Durchschnittlich verlangen die Hersteller gewerblicher Produkte derzeit 1,6% weniger als ein Jahr zuvor. Das ist der zwölfte Rückgang in Folge, aber auch der niedrigste in dieser Sequenz. Auslöser des Rückgangs ist wieder einmal die günstigere Energie (minus 5,9%). Ohne den Effekt der fallenden Energiepreise wären die Erzeugerpreise um 0,3% gestiegen!
Wochenausblick
Auf beiden Seiten des Atlantiks werden in der neuen Woche aktuelle Zahlen zu verschiedenen Stimmungsindikatoren gemeldet; das ifo Geschäftsklima dürfte dabei wohl ein echtes Highlight darstellen. Zudem werden erste Zahlen zur BIP-Entwicklung im II. Quartal für die USA veröffentlicht. Diese noch sehr revisionsanfällige Meldung mag eine ganz leichte Beschleunigung des Zulegens der ökonomischen Aktivität in den Vereinigten Staaten anzeigen. Zum Abschluss der Woche werden in den USA noch aktuelle Daten zur Entwicklung PCE-Preisdeflatoren gemeldet. Diese Zahlen dürften immerhin keine neuen Probleme für das FOMC signalisieren.
Aktien- und Rentenmärkte
Chin. Investoren haben im Mai ein Rekordvolumen an US-Aktien und -Anleihen verkauft, dies zeigen die Daten des US-Finanzministeriums. Wertpapiere im Wert von USD 42,6 Mrd. wurden abgestoßen. Zum Vergleich: Im Zeitraum Januar – Mai wurden Papiere i. H. v. USD 79,7 Mrd. veräußert. Im Markt wird spekuliert, ob politischer Druck dahinter steckt Dollar-Positionen abzubauen.
Am europ. Fixed Income Primärmarkt kam es am Freitag zu einem Stillstand. Keine neuen Mandate. Das ist das 14. Mal in diesem Jahr. Der beispielslose weltweite IT-Ausfall sorgte damit für einen ruhigen Ausklang einer sehr schwachen Emissionswoche. Das Sommerloch ist da. In Summe wurden in KW 29 lediglich EUR 17,97 Mrd. geprintet (Juli bisher: EUR 71,29 Mrd., YTD: EUR 1.196,14 Mrd. +11,2% ggü. 2023).
Rückzugsspekulationen von Biden sowie die massiven IT-Probleme (Crowdstrike) verunsicherten an den Aktienmärkten am Freitag die Investoren. Zum Ende der Woche weiteten sich die Verluste dies- und jenseits des Atlantiks aus. DAX -1,00%; MDAX -0,95%; TecDAX -1,83%; Dow Jones -0,93%; S&P500 -0,71%; Nasdaq Comp. -0,81%.
Unternehmen
Der zur schwedischen Husqvarna Group gehörende Gartengerätehersteller Gardena bleibt auf seinen Produkten für die Gartenbewässerung sitzen. Basierend auf dem Deutschen Wetterdienst waren die vergangenen 12 Monate die regenreichsten zusammenhängenden Monate seit dem Beginn der Wetteraufzeichnung im Jahr 1881. Trotz eines sich positiv entwickelnden Absatzes bei Geräten mit Akkubetrieb, muss Gardena einen Umsatzrückgang um 4% (auf EUR 789 Mio.) Vergleich zum Vorjahreshalbjahr verkraften. Für Gardena arbeiten in Deutschland 2.260 Menschen (weltweit 3.450).
Rohstoffe
Gold war zum Ende der Woche bei den Anlegern nicht begehrt. Der Preis für das Edelmetall gibt den 3. Tag in Folge nach. Das neue Hoch von USD 2.483,60 zum Beginn der Woche war wohl doch ein wenig zu viel des Guten. Auf Monatssicht hat sich dennoch ein Plus von 3,075% akkumuliert, auf Jahressicht sogar ein Plus von 22,233%.
Der erste Erntebericht des Deutschen Bauernverbandes liegt vor. Die Ernte wird schlecht. Es wird mit einer Gesamternte deutlich unter 42 Mio. Tonnen gerechnet. Dies war letztmalig in 2018 (37,95 Mio. t) und 2011 (41,92 Mio. t) der Fall.
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