Börse am Morgen: U.a. mit Südzucker, EZB, Konjunkturdaten, Strafzölle - Nord LB

Zum Wochenstart brachten die aktuellen Daten zum Caixin Manufacturing PMI eine pos. Überraschung von Seiten der chin. Industrieaktivität. Der etwas höher als erwartet ausgefallene Indexstand von 51,7 Punkten markiert nunmehr ein Zweijahreshoch Insgesamt signalisiert der Index seit nunmehr sieben Monaten mit Ständen knapp oberhalb der Marke von 50 Punkten expansive Tendenzen, was Hoffnung auf eine fortgesetzte Erholung in Q2 und in den kommenden Monaten macht. In den Fokus rücken für die Industrieunternehmen im Reich der Mitte zudem neben den derzeitigen Friktionen in den Außenhandelsbeziehungen zunehmend Pekings Reformbestrebungen und Unterstützungspläne, die auf immer mehr Bereiche ausgeweitet werden sollen. Eine spürbare Auswirkung auf die harten Konjunkturindikatoren dürfte sich aber noch um einige Zeit verzögern.
Einer Analyse der Boston Consulting Group (BCG) zufolge leidet rd. jedes 15te europ. Unternehmen unter einem erheblichen Restrukturierungsdruck. In Deutschland & Österreich stehen laut BCG rund ein Drittel der Firmen unter „Transformationsdruck“ oder zeigen erste Anzeichen von Schwäche und bröckelnder Finanzstabilität. Jochen Schönfelder (Senior Partner BCG): „Ein Grund ist die hohe Abhängigkeit von China & Russland, der zweite Grund ist die hohe Abhängigkeit von energieintensiven Industrien. Explizit zeigen 68% der Immobilienunternehmen erste Belastungsanzeichen. Im Jahr 2023 waren es nur 26%! Auch Telekommunikations-, Medien- und Technologieunternehmen sind laut BCG einem starken Gegenwind ausgesetzt. Überdies werde der Einzelhandel von den Banken zunehmend mit Vorsicht gesehen (siehe NORD/LB am Morgen 03.06.24).
Tagesausblick
Zunächst werden die Marktteilnehmer heute mit mindestens einem Auge auf die Mai-Zahlen zur Lage am Arbeitsmarkt in Deutschland zu blicken haben. Später folgen dann noch die Angaben zu den Auftragseingängen und zu den JOLTS in den USA; in der Summe sollte letztere Zeitreihe am aktuellen Rand keine sonderlich dynamische Verbesserung bei der Zahl der offenen Stellen signalisieren.
Renten- und Aktienmärkte
Neuer Rekord am europ. Primärmarkt für den Monat Mai. Laut Nachrichtenagentur Bloomberg wurden insgesamt bemerkenswerte EUR 190,49 Mrd. (199 Issuer, 233 Tranchen) emittiert. Dominant insbesondere das SSA-Segment mit einem Volumen i. H. v. EUR 65,25 Mrd. (SSA: Supranationals, Sub-Sovereigns und Agencies). Auf Platz zwei folgen Unternehmensanleihen (EUR 63,06 Mrd.) sowie FIG-Emissionen EUR 62,18 Mrd. (FIG: Financial Institutions Group). Gestern betrat beispielsweise die Volkswagen Financial Services AG (A3/BBB+/-) den Markt und sammelte in Summe EUR 2 25 Mrd. verteilt auf drei Tranchen (EUR 800 Mio. 2,25Y, EUR 700 Mio. 3,0Y, 750 Mio. 6,25Y) ein. YTD 2024 wurden bisher bereits EUR 1.015,36 Mrd. geprintet und damit 15,6% mehr als im Vorjahreszeitraum (EUR 878,53 Mrd.).
Ungeachtet des Ratingdowngrades unseres franz. Nachbarn von Ende letzter Woche (S&P hatte das Rating von AA auf AA- heruntergestuft und als Grund auf Versäumnisse der Regierung nach der Pandemie und der Energiekrise verwiesen) fielen die Renditen franz. Staatsanleihen am Montag im Gleichklang mit dem Markt um 9 Basispunkte auf 3,05%. Überlagert hat die Aussicht auf die erwartete Zinssenkung der EZB. Die franz. Staatsverschuldung lag im Jahr 2023 bei 109% des BIP. Bis 2027 wird ein Anstieg auf 112% prognostiziert.
An den eur. Aktienmärkten herrschte zu Beginn der Woche eine positive Stimmung. Frisches Geld zum Monatsbeginn möchte angelegt werden und die Aussicht von Zinssenkungen beflügelt die Börsianer.
An der Wall Street trieben Kursgewinne der Technologiekonzerne die Indizes zuerst nach oben, final schloss der Dow aber im Minus. Der ISM PMI Manufacturing für den Monat April überraschte negativ (49,2 Punkte).
Unternehmen
Während Frankreich von Standard & Poor’s (S&P) ein Downgrade verdauen musste, hat sich die Aussicht bei Südzucker sprichwörtlich versüßt. Das Lang- und Kurzfristrating wurde von „BBB- /A3“ auf „BBB/A-2“ für den Mannheimer Zuckerkonzern angehoben. Das Kurzfristrating von „A3“ auf „A2“.
Rohstoffe
Ab dem 01. Juli werden in der EU Strafzölle auf Getreide & Ölsaaten aus Russland und Weißrussland verhängt. Laut EU-Verordnung sollen die Zölle je nach Erzeugnis auf EUR 95 pro Tonne oder 50% des Warenwerts ansteigen.
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