USA: Der ISM PMI Manufacturing und die „verflixte“ Marke von 50… - Nord LB

Im April hatten die Zahlen zum ISM PMI Manufacturing viele interessierte Beobachter der US-Ökonomie negativ überrascht. Der weithin beachtete Stimmungsindikator war damals mit nur 49,2 Punkten sogar wieder knapp unter die „magische“ Marke von 50 Zählern gerutscht. Diese gilt nach mechanistischer Interpretation bekanntlich als Expansionsschwelle. Mit Blick auf den Berichtsmonat Mai konnte sich der sehr prominente Einkaufsmanagerindex für die Industrie im Land der eigentlich unbegrenzten Möglichkeiten nun überraschender Weise auch nicht erholen und notiert damit sogar noch etwas klarer unterhalb des auch psychologisch wichtigen Wertes von 50 Punkten; in konkreten Zahlen ausgedrückt ist die Zeitreihe auf lediglich noch 48,7 Zähler gefallen.
Der Blick in die Details offenbart, dass die wichtige Komponente Produktion am aktuellen Rand auf 50,2 Punkte zurückgegangen ist. Der von den befragten Unternehmen tatsächlich realisierte Output erhöht sich folglich zwar auch weiterhin – inzwischen allerdings nur noch mit einer kaum messbaren Geschwindigkeit. Diese Nachricht ist zweifellos nicht sonderlich erfreulich.
Bei der Beurteilung der Auftragseingänge zeigt sich sogar eine ziemlich unerfreuliche Entwicklung. Diese Zeitreihe ist im Mai auf nur noch 45,4 Zähler abgesackt. Damit können die an der Umfrage teilnehmenden Firmen offenbar nicht wirklich mit Optimismus in die nähere Zukunft blicken.
Der Sub-Index „Prices Paid“ gab ebenfalls etwas nach. Mit 57,0 Punkten signalisiert diese Zeitreihe trotzdem weiterhin klar steigende Einkaufspreise bei den befragten Unternehmen. Lediglich die Dynamik dieser Aufwärtsbewegung hat sich im Mai etwas verlangsamt. Für die US-Notenbank hat diese Nachricht aber traditionell keine so große Bedeutung. Im FOMC blickt man allenfalls mit einem Auge auf diesen Indikator.
Immerhin konnte die Unterkomponente Beschäftigung etwas zulegen. Mit nun 51,1 Punkten wird ein gewisser Zuwachs der Zahl der Arbeitskräfte in der US-Industrie angezeigt. Offenkundig fällt es den Firmen inzwischen etwas leichter, qualifiziertes Personal für ihre Unternehmen zu finden. Mit Blick auf den Arbeitsmarktbericht am Freitag dürfte diese Meldung aber keine sonderlich große Relevanz haben – der Dienstleistungssektor ist und bleibt nämlich der zentrale Job-Motor der US-Wirtschaft!
Die verbalen Rückmeldungen der befragten Einkaufsmanager zeigen auch am aktuellen Rand kein klares Bild der ökonomischen Lage in den USA. Einige Unternehmen sorgen sich um die nordamerikanische Wirtschaft, während andere Firmen nach eigenem Bekunden regelrecht mit einer starken Nachfrage zu kämpfen haben. Generell scheint sich die Beurteilung des ökonomischen Umfeldes bei vielen befragten Einkaufsmanagern aber verschlechtert zu haben.
Fazit: Der ISM PMI Manufacturing konnte am aktuellen Rand nicht zulegen. Der wichtige Stimmungsindikator ist auf einen Wert von nur noch 48,7 Punkten gefallen – und entfernt sich damit sogar noch etwas weiter von Wachstumsschwelle! Diese Entwicklung ist eine negative Überraschung. Zwar scheinen die Inflationsprobleme zunächst noch nicht nachhaltig abzuklingen, die Wirtschaftsentwicklung dürfte 2024 aber wohl auch in den Vereinigten Staaten noch zu einem Jahr der geldpolitischen Tauben werden lassen. Die Markteilnehmer sollten allerdings wohl noch etwas Geduld zeigen müssen. Nun ist zunächst die EZB am Zug. Die etwas zögerlichere Fed könnte dem US-Dollar nun kurzfristig gewisse hilfreiche Impulse liefern. Das Aufwertungspotential der Währung der Vereinigten Staaten dürfte aber auch in den kommenden drei Monaten eher überschaubar bleiben.
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