Börse am Morgen: U.a. mit Nvidia, Stellantis, E-Autos, Ölpreis - Nord LB
Glaubt man dem gestern veröffentlichten Monatsbericht der Deutschen Bundesbank (Buba), so wird die Inflation in Deutschland im Mai wieder steigen. Auch für die nächsten Monate gibt es noch keine Entwarnung. Antizipiert werden sogar stärkere Schwankungen über dem 2%-Level. Ursachen hierfür sieht die Buba bei dem in letzter Zeit sehr starken Lohnwachstum sowie statistischen Effekten im öffentlichen Personennahverkehr (Einführung des Deutschlandlandtickets im Mai 2023). Überdies sollten im Jahresverlauf noch Basiseffekte bei den Energiepreisen schlagend werden. Zuletzt konnte sich die die deutsche Inflationsrate (im April) auf einem Tableau von 2 2% einpendeln.
Welche Auswirkungen hat die hohe Inflation? Das Shoppen bei Temu und/oder Shein wird immer beliebter. Eine Befragung des Kölner Handelsforschungsinstituts (IFH) kommt zu dem Ergebnis, dass die Bekanntheit und Nutzung der asiatischen Plattformen bei den Verbrauchern im Jahresvergleich stark zugenommen hat (Hauptgrund: niedrige Preise). Laut der IFH-Umfrage kennen 91% die Plattformen, 43% nutzen sie bereits.
Während man bei der Inflation (insbesondere in Deutschland) doch wohl noch etwas Ausdauer/Geduld auf den letzten Kilometern mitbringen muss, fasst die deutsche Wirtschaft wieder Fuß und bleibt im Frühjahr voraussichtlich auf dem Wachstumspfad. Im gleichen Buba-Bericht gehen die Zentralbankvolkswirte davon aus, dass auch in Q2 2024 das BIP „etwas ansteigen“ werde (in Q1 gab es ein Plus von 0,2% ggü. dem Vorquartal).
Diese positiven Erwartungen/Signale bestätigt zumindest der europäische Automarkt. Laut Branchenverband ACEA wurden seit Jahresanfang bisher 3,7 Mio. Fahrzeuge abgesetzt. Im April stieg der Absatz sogar zweistellig (um 13,7%). Stärkere Nachfrage erfuhren dabei Hybridmodelle (Marktanteil nun bei 29,1%), weniger Benzin- und Dieselmodelle (Anteil sinkt von 52,8% auf 48,9%). Der Anteil von Elektroautos am Aprilabsatz liegt bei 11,9%.
Tagesausblick
Heute dürften die noch vorläufigen Mai-Daten zu verschiedenen weltweit veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes ganz besonders im Blickfeld der Marktteilnehmer stehen. Zudem sollten auch die Reden von hochrangigen Notenbankern im Auge behalten werden. Es gibt sogar Wortmeldungen aus der EZB und aus der Fed. Beispielsweise tritt Raphael Bostic von der Atlanta Fed bei einer Veranstaltung des Fachbereichs Wirtschaft der Stanford University auf. Fragen aus dem Auditorium sind zugelassen, was immer besonders spannend werden kann. Nach der gestrigen Veröffentlichung der FOMC-Minutes, in denen noch eine Notenbanksitzung vor der Veröffentlichung der jüngsten CPI-Zahlen protokolliert worden ist, geben die Anmerkungen Bostics einen konkreten Hinweis darauf, wie die Fed auf die aktuelle Inflationsentwicklung in den USA blickt.
Renten- und Aktienmärkte
Anleger waren gestern vor der Veröffentlichung der US-Notenbankprotokolle um 20:00 Uhr (MESZ) unruhig. Weitere Unsicherheit generierten Spekulationen über die erst nach Börsenschluss kommunizierten Zahlen des weltweit führenden KI-Chipherstellers Nvidia. Beides Events, die den Markt im Alleingang in die eine oder andere Richtung bewegen können.
Nvidia überrascht, die Fed enttäuscht. Das Fed-Protokoll beinhaltete nämlich keine neuen Informationen hinsichtlich der Zinswende. Hingegen geben die über den Analystenerwartungen liegenden Zahlen von Nvidia den Technologiewerten in Japan heute Morgen bereits Auftrieb.
Im Leitindex DAX belastete am Mittwoch zusätzlich Angst vor höheren Importzöllen die Autobauer. Ein Experte eines regierungsnahen chin. Instituts brachte die Idee von einer Erhöhung der Einfuhrzölle von SUVs und Limousinen ins Spiel (von derzeit 15% auf 25%). Auch die EU könnte schon im Juli Zölle auf chin. E-Autos verhängen. Der Newsflow kam nicht gerade gut an.
Unternehmen
Im Umfeld der erfreulichen Signale des europäischen Autoabsatzmarktes aus dem April, stellt sich Stellantis auf einen harten Preiskampf mit den asiatischen Rivalen ein. Zusatzzölle auf chinesische Elektroautos lehnt Stellantis-Chef Carlos Tavares ab. Zölle seien ein Inflationstreiber und eine „gewaltige Falle“ für Länder, die sie verhängen. Chin. Wettbewerber haben derzeit einen Kostenvorteil bei Elektroautos von 30%.
Rohstoffe
Ölpreise sanken den vierten Handelstag in Folge. Derzeit steht und fällt alles mit einer potenziellen Lockerung der US-Geldpolitik und in der Konsequenz mit den zukünftigen Kosten der amerik. Kraftstoffkonsumenten. Brent notiert unter der USD 80-Marke.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!