Börse am Morgen: U.a. mit Grenke, TUI, US-Konjunkturdaten - Nord LB
Die US-Konsumentenpreise sind im April um immerhin 0,3% M/M gestiegen. Damit notiert die Jahresrate bei einem Wert von 3,4% Y/Y. Die CPI-Kernrate zog um 0,3% M/M und 3,6% Y/Y an. Damit präsentiert sich die Inflationsentwicklung in den USA noch nicht freundlich genug, um zügige Leitzinssenkungen zu rechtfertigen. Jerome Powell wird wohl zunächst etwas auf Zeit spielen müssen, um dann mit einer sorgfältig ausgearbeiteten PR-Strategie Leitzinssenkungen erst verbal vorzubereiten – und dann auch umzusetzen.
Die US-Einzelhandelsumsätze haben im April keine erfreuliche Entwicklung nehmen können. Es wurde eine Veränderungsrate von lediglich 0,0% M/M gemeldet. Dabei haben höhere Benzinpreise das Volumen der Umsätze an den Tankstellen abermals aufgebläht; unter Ausklammerung des Kraftstoffs ergab sich eine Verringerung um 0,2% M/M. Die Kontrollgruppe gab mit -0,3% M/M sogar noch etwas stärker nach.
Das NAHB Bauklima hat sich im Berichtsmonat Mai deutlich verschlechtert. Die Zeitreihe ist wieder unter die „magische“ Marke von 50 Zählern gefallen. Mit nun 45 Punkten wird sogar eine ziemlich unfreundliche Stimmung in der US-Bauwirtschaft signalisiert. Die Kombination von noch immer hohen Immobilienpreisen und wieder zulegenden Hypothekenzinsen scheint eindeutig ein Problem für den Markt zu sein.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Eurozone ist in Q1 2024 gegenüber dem Vorquartal um 0,3% gewachsen, nachdem es in Q3 und Q4 2023 um jeweils 0,1% gesunken war. Hierzu trug insbesondere die Industrie mit einem Plus von 0,6% bei. Während Deutschland und Frankreich mit +0,2% etwas unterdurchschnittlich abschnitten, wuchsen Italien um 0,3% und Spanien um 0,7%.
In der Chemieindustrie deutet sich eine Erholung an. Der Branchenverband VCI hob die Prognose für das laufende Jahr spürbar an und rechnet mit einem Produktionsanstieg von 3,5% (zuvor. Stagnation).
Tagesausblick
Nach den BIP-Zahlen aus Japan wird heute nun vor allem noch auf Reden verschiedener Notenbanker von der EZB sowie der Fed und auf Wirtschaftsdaten aus den USA zu achten sein. Besondere Bedeutung könnten dabei die Angaben zum Philadelphia-Index haben. Dieser regionale Stimmungsindikator hat eine lange Historie und ist im Blickfeld vieler Anleger. Der identisch aufgebaute Empire State Index aus New York konnte im April zwar erwartungsgemäß etwas zulegen, verharrt aber dennoch weiterhin unterhalb der „magischen“ Marke von 0. Interessant ist, dass die Einkaufspreise der Unternehmen in New York wieder mit größerer Dynamik zulegen, während sich der Preisauftrieb bei den Verkaufspreisen sogar marginal verlangsamt hat. Dies ist ein Signal für eingeschränkte Preisüberwälzungsspielräume bei den befragten Firmen.
Renten- und Aktienmärkte
Die US-Inflationsdaten sorgten sowohl an der Wall Street als auch auf dem Frankfurter Parkett für steigende Kurse sowohl bei Anleihen als auch bei Aktien. Der DAX erklomm ein neues Allzeithoch. DAX +0,82%; MDAX +0,85%; TecDAX +1,14%; Dow Jones +0,89%; S&P 500 +1,17%; Nasdaq Comp. +1,40%.
Unternehmen
TUI erzielte mit EUR 3,6 Mrd. einen neuen Q2-Rekordwert beim Umsatz (Januar bis März). Der saisontypische Verlust (bereinigtes EBIT) verbesserte sich um EUR 53,6 Mio. auf EUR -188,7 Mio. Für das gesamte GJ 2023/24 erwartet das Unternehmen weiterhin einen Umsatzanstieg um 10% und eine Ergebnisverbesserung (ber. EBIT) von 25%.
Beim IT-Leasingspezialisten Grenke sorgte ein um 9,4% auf knapp EUR 670 Mio. angewachsenes Neugeschäft für eine ordentliche Gewinnsteigerung. Das Konzernergebnis legte um 25% auf EUR 19,8 Mio. zu. Für das Gesamtjahr wird ein Neugeschäft zwischen EUR 3,0 Mrd. und EUR 3,2 Mrd. sowie ein Konzernergebnis zwischen EUR 95 Mio. und EUR 115 Mio. erwartet.
Der Modehändler Esprit meldete gestern Insolvenz in Eigenverwaltung für die Europa-Holding sowie sechs weitere Gesellschaften an. Nach 2020 ist es das zweite Insolvenzverfahren innerhalb von 4 Jahren.
Devisen und Rohstoffe
Die US-Konjunkturdaten schwächten den Greenback, im Gegenzug profitierte der EUR.
Rohöl verteuerte sich zunächst infolge eines schwächeren USD sowie sinkender US-Lagerbestände. Später setzten nach einer nach unten korrigierten Prognose der IEA Gewinnmitnahmen ein.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!