Börse am Morgen, u.a. OMV, Inflation und Brauereien - Nord LB
Laut EZB-Chefvolkswirt Lane haben die Angriffe der Huthi-Rebellen im Roten Meer die Inflation im Euroraum bislang kaum angetrieben. Auf einer Veranstaltung in Rom sagte Lane gestern, dass man sich die Rolle der Kosten für die Verschiffung von Güterfracht bei den Gesamtgüterkosten sowie die begrenzte Rolle der Güter im gesamten Preisindex anschauen müsse. Lane sieht dies als derzeit begrenztes Thema. Die EZB hatte vor einiger Zeit angekündigt, die möglichen Auswirkungen der Krise im Roten Meer auf die Teuerungsrate genau zu untersuchen.
Gemäß einer Januar-Umfrage des Finanzdienstleisters S&P Global unter 430 Industriebetrieben kommt die dt. Wirtschaft mit der Umleitung von Containerschiffen über das Kap der Guten Hoffnung ausgesprochen gut klar. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass als Grund hierfür die Nachfrageflaute genannt wird: „Die durchschn. Lieferzeiten, die sich bis Januar sukzessive verkürzt hatten, blieben weitgehend unverändert, da die Störungen im Containerverkehr von der Nachfrageflaute ausgeglichen wurden“.
Die Inflation im Euroraum schwächt sich weiter leicht ab. Nach der von Eurostat veröffentlichten vorläufigen Schätzung für Januar ging die Teuerung, gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex von 2,9% auf 2,8% Y/Y zurück. Die Kernrate, ohne Energie, Lebensmittel und Tabak, fiel ebenfalls leicht von 3,4% auf 3,3% Y/Y. Insgesamt liegen die Zahlen im Bereich des Erwarteten. Dabei stellt sich Situation wenig übersichtlich dar. Zu bedenken ist, dass die Basiseffekte aus den Energiepreisen in den kommenden Monaten verschwindenden werden. Gleichzeitig dürfte der Zentralbank die Teuerung bei den Dienstleistungen nicht gefallen. Aus den gestrigen Zahlen lässt sich also nicht ablesen, dass es zu vorzeitigen Zinssenkungen kommen wird.
Das Jahr 2023 war ein rabenschwarzes Jahr für die dt. Brauwirtschaft. Die Konsumzurückhaltung der Verbraucher in der Gastronomie und im Handel schlägt auch bei den Brauereien voll durch. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes Holger Eichele beklagt insbesondere den ruinösen Preiskampf, welche große Handelskonzerne zulasten der gesamten Lebensmittelwirtschaft führen. Nach einer zwischenzeitlichen Erholung im Nachgang der Corona Pandemie sank der Bierabsatz im Jahr 2023 auf rd. 8,4 Mrd. Liter (minus 4,5%). Der langfristige Trend sinkender Absatzzahlen setzt sich nunmehr wieder fort.
Tagesausblick
Nach der FOMC-Sitzung stehen heute sicherlich vor allem die aktuellen Angaben zur Beschäftigungssituation in den USA als krönender Abschluss einer eher turbulenten Woche im Blickfeld der Märkte. Nach den Daten des Personaldienstleisters ADP sollte man nicht zu optimistisch sein. Es dürfte also eher weniger erfreuliche Nachrichten geben. Allerdings sollte der Gegenwind für den US-Arbeitsmarkt wohl noch nicht stark genug sein, um bei der Fed bereits am aktuellen Rand einen spürbaren Druck aufzubauen, der die Notenbanker in Washington dann zu sehr zügigen Leitzinssenkungen zwingen würde. Klar ist aber auch, dass die Fed Funds Target Rate perspektivisch sehr wahrscheinlich verringert werden muss!
Renten- und Aktienmärkte
Der europ. Rentenmarkt versuchte gestern (neben den Januar-Inflationsdaten) die bereits einen Tag zuvor kommunizierten Äußerungen des Fed-Chefs weiter zu verdauen. Renditen 10-jähriger dt. Bunds beendeten den Handel auf dem tiefsten Stand seit dem 4. Januar (-3bp; 2,13%). Am Aktienmarkt weckte der Absturz einer US Regionalbank Erinnerungen an das Frühjahr 2023. In diesem Umfeld bleiben US Treasuries attraktiv (+1bp: 3,89%).
DAX -0,26%; MDAX -0,22%; TecDAX +0,33%, Dow Jones +0,98%; S&P 500 +1,25%; Nasdaq Comp. +1,30%.
Unternehmen
Die OMV-Tochter Petrom plant für die kommenden drei Jahre einen Ausbau ihrer Investitionen auf jährlich EUR 1,6 Mrd. Hauptgründe sind Projekte im Bereich Erneuerbarer Energien sowie das Schwarzmeer-Gas-Projekt Neptun Deep. Das Förderprojekt wird mit der rumänischen Romgaz (staatl.) entwickelt. Beide Konzerne investieren in Summe rd. EUR 4,0 Mrd. in das Gasfeld. Neptun Deep liegt ca. 160km vor der rumänischen Küste. Produktionsstart ist für 2027 avisiert.
Devisen und Rohstoffe
Die weltweite Leitwährung profitiert weiter von den geplatzten Zinssenkungshoffnungen der Börsianer. Eine Fed-Zinssenkung im März ist erst einmal vom Tisch.
Am Erdölmarkt dreht sich weiter alles um die angespannte Situation im Nahen Osten sowie einer konjunkturinduzierten schwächeren Nachfrage. Brent verlor 0,94%.
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