Freundlich bis zur Fed-Aussage - Börse München

Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Handelswoche weiter zugelegt, allerdings einen Gutteil ihrer Wochengewinne am vergangenen Freitag eingebüßt. Nach einem verhaltenen Wochenauftakt hatten die wichtigen Indizes an ihre Aufwärtsbewegung der Vorwoche angeknüpft. Dabei sorgten einerseits gut aufgenommene Unternehmenszahlen, andererseits politische Faktoren wie die Einigung auf einen subventionierte Industriestrom für Auftrieb. Einen deutlichen Dämpfer erhielten die Märkte dann von Äußerungen des Fed-Chefs Jerome Powell am Donnerstag. Dieser hatte erklärt, die Fed sei nicht sicher, die Geldpolitik bereits ausreichend gestrafft zu haben, und bereit, die Zinsen weiter anzuheben. Die Aussagen brachten zuerst die US-amerikanischen Börsen und am Freitag die deutschen spürbar unter Druck.
Der Deutsche Aktienindex (Dax) kam im Wochenvergleich noch um 0,3 Prozent voran auf 15.234,39 Punkte. Der MDax legte um 0,6 Prozent auf 25.290,82 Zähler zu. Der TecDax verbesserte sich um 0,6 Prozent auf 2.975,45 Punkte. Der m:access All-Share stieg um 0,9 Prozent auf 1.380,18 Zähler.
Seinen gegenüber dem Dax höheren Wochengewinn verdankte der MDax unter anderem einem Kurssprung um 43,6 Prozent bei Telefonica Deutschland. Auslöser für diesen war eine Übernahmeofferte des spanische Mutterkonzerns Telefonica, zudem kamen die Quartalszahlen bei den Anlegern gut an. Im Dax zählten die Titel von Merck mit einem Plus von 4,6 Prozent zu den großen Wochengewinnern, Treiber waren hier in erster Linie die Quartalszahlen. Deutlich weniger gut aufgenommen wurden die Geschäftszahlen von Daimler Truck. In der Folge gaben die Titel des Nutzfahrzeugherstellers um 5,7 Prozent ab, was sie zu den größten Wochenverlierern im Dax machte.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche spürbar geschwankt, unter dem Strich aber nachgegeben. Konjunkturdaten waren unterschiedlich ausgefallen und hatten Impulse in beide Richtungen geliefert. Auch in Bezug auf Inflation und Geldpolitik gab es keine einheitlichen Signale. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe zog im Wochenvergleich von 2,64 auf 2,72 Prozent an. Die Umlaufrendite erhöhte sich von 2,72 auf 2,73 Prozent.
Die US-Aktienbörsen sind in der vergangenen Handelswoche erneut gestiegen. Die Äußerungen von Fed-Chef Powell belasteten die Märkte nur temporär. Der Dow-Jones-Index gewann im Wochenvergleich 0,7 Prozent auf 34.283,10 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index verbesserte sich um 1,3 Prozent auf 4.415,24 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100-Index entwickelte sich wie bereits in der Vorwoche noch besser und legte um 2,8 Prozent auf 15.529,12 Punkte zu.
Ausblick
Nachdem es noch vor Kurzem so ausgesehen hatte, als wäre das Thema Zinserhöhungen weitgehend ad acta gelegt, hat ihm Fed-Chef Powell in der vergangenen Woche wieder Präsenz verliehen. Diese dürfte in der aktuellen Woche anhalten und auch das Gesehen an den deutschen Aktienbörsen beeinflussen. Insofern dürften die Anleger genau auf die Verbraucherpreise aus den USA achten, die am Dienstag veröffentlicht werden. Sollten die Teuerung höher ausfallen als erwartet, so könnte das die Zinssorgen wieder befeuern und die Aktienbörsen unter Druck bringen. Im umgekehrten Fall könnte sich dagegen Entspannung einstellen und die Hoffnungen auf weitere Kursgewinne erhöhen. Zumindest von der Statistik werden diese ohnehin gestützt, der November ist historisch gesehen ein recht guter Monat für Börsenanleger.
Einfluss auf das Marktgeschehen könnten neben den US-Inflationszahlen noch einige andere Konjunkturdaten haben. So dürften unter anderem die ZEW-Konjunkturerwartungen, die Einzelhandelsumsätze in den USA und die Verbraucherpreise in der Eurozone für Aufmerksamkeit unter den Marktteilnehmern sorgen.
Die Berichtssaison geht ihrem Ende zu, dennoch dürften von dieser Seite auch in den kommenden Tagen noch einige Impulse kommen, wenngleich diese auf die jeweiligen Werte begrenzt bleiben dürften. Aus dem Dax legen unter anderem noch Infineon, RWE und Siemens Zahlen vor, dazu kommen noch die Berichte einiger Werte aus den hinteren Börsenreihen.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 13.11.: Wirtschaftsprognose der Europäischen Kommission
Dienstag, 14.11.: ZEW-Konjunkturerwartungen (Deutschland); Bruttoinlandsprodukt der Eurozone; Verbraucherpreise in den USA
Mittwoch, 15.11.: Großhandelspreise in Deutschland; Industrieproduktion in der Eurozone; Einzelhandelsumsätze in den USA; Erzeugerpreise in den USA; New York Empire State Produktionsindex (USA); Industrieproduktion in China
Donnerstag, 16.11.: Industrieproduktion in den USA; Import- und Exportpreise in den USA; Philadelphia Fed Herstellungsindex (USA); National Association of Home Builders Immobilienmarktindex (USA)
Freitag, 17.11.: Verbraucherpreise in der Eurozone; Baubeginne und -genehmigungen in den USA
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