Aktienmarkt: Die Berichtssaison prägt das Bild - Börse München

Steiler abwärts: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Handelswoche spürbar nachgegeben. Nachdem sich die Märkte zu Beginn der Handelswoche noch relativ stabil präsentiert hatten, nahmen im weiteren Wochenverlauf die Unsicherheit der Anleger und damit einhergehend die Verluste zu. Ursächlich hierfür waren einerseits die Sorgen in Bezug auf die Entwicklung im Krieg im Nahen Osten. Hier schwanden die Hoffnungen auf eine diplomatische Lösung, während die Ängste vor einer weiteren Eskalation wuchsen. Zum anderen wirkten sich die anziehenden Kapitalmarktzinsen negativ auf die Stimmung an den Aktienbörsen aus. So stieg die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe auf beinahe fünf Prozent, höhere Anleiherenditen lassen die als risikoreicher geltenden Aktieninvestments weniger attraktiv erscheinen.
Der Deutsche Aktienindex (Dax), der bereits am vergangenen Donnerstag zeitweilig unter die Marke von 15.000 Zählern gerutscht war und am Freitag seinen tiefsten Stand seit rund sieben Monaten markierte, verlor im Wochenvergleich 2,6 Prozent auf 14.798,47 Punkte. Der MDax fiel um 3,6 Prozent auf 24.065,65 Zähler. Der TecDax büßte 3,5 Prozent auf 2.843,38 Punkte ein. Der m:access All-Share gab 2,9 Prozent ab auf 1.342,81 Zähler.
Größte Wochenverlierer im Dax waren wie bereits in der Vorwoche die Titel von Sartorius, dieses Mal mit einem Abschlag um 12,6 Prozent. Hier belasteten unter anderem negative Analystenkommentare nach der vorausgegangenen Gewinnwarnung, ein Erholungsversuch nach Vorlage des kompletten Quartalsberichts am vergangenen Donnerstag währte nur kurz. Die sehr übersichtliche Liste der Dax-Wochengewinner führte Adidas mit einem Plus von 3,7 Prozent an. Der Sportartikelhersteller konnte die Anleger mit seinen Geschäftszahlen und einer Anhebung der Jahresziele überzeugen. Im MDax brach der Kurs von Dürr um 12,5 Prozent ein, der Anlagenbauer hatte seine Ziele für das kommende Jahr reduziert. Die Titel waren damit die größten Wochenverlierer im Index.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten sind in der vergangenen Woche zurückgegangen. Gestiegene Ölpreise, die daraus folgenden Inflationssorgen und einige stabil bis gut ausgefallene Konjunkturdaten gaben Spekulationen in Bezug auf eine straffere Geldpolitik vor allem der US-Notenbank Auftrieb, was die Notierungen der Bundespapiere unter Druck setzte. Die Unsicherheit über die Lage im Nahen Osten stützte die Bundespapiere in der vergangenen Woche kaum. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe zog im Wochenvergleich von 2,73 auf 2,88 Prozent an. Die Umlaufrendite legte von 2,75 auf 2,91 Prozent zu.
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Handelswoche merkliche Verluste verzeichnet. Die Anleger befürchteten eine Ausweitung des Krieges zwischen Israel und der Hamas. Zudem ließen die in Folge des Konflikts gestiegenen Ölpreise die Inflations- und Zinssorgen wieder wachsen. Der Dow-Jones-Index gab im Wochenvergleich um 1,6 Prozent nach auf 33.127,28 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index rutschte um 2,4 Prozent auf 4.224,16 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100-Index verlor 2,9 Prozent auf 14.560,88 Punkte.
Ausblick
Angesichts der anhaltenden Unsicherheit in Bezug auf den Nahostkonflikt könnten sich viele Anleger an den deutschen Aktienbörsen auch in der aktuellen Woche zurückhalten. Vieles dürfte hier von der weiteren Entwicklung abhängen und dabei vor allem davon, ob die Spekulationen eher in Richtung einer Stabilisierung oder Ausweitung des Kriegs gehen. Solange die Ungewissheit in dieser Beziehung anhält, dürften sich viele Investoren zurückhalten.
Neben diesem geopolitischen Einflussfaktor bringt die Woche einige potenziell marktbewegende Termine. Im Fokus dürfte die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank stehen. Hier rechnet das Gros der Beobachter mit keiner Änderung des Leitzinses und verweist dabei auf die zuletzt zurückgegangenen Inflationszahlen und Konjunkturdaten, die Rezessionssorgen in Bezug auf die europäische Wirtschaft schürten. Daneben könnten die Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone und die USA, das Ifo-Geschäftsklima für Deutschland und US-Daten wie die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter, die persönlichen Einkommen und Ausgaben oder das Verbrauchervertrauen die Stimmung an den Märkten beeinflussen.
Auswirkungen auf das Börsengeschehen dürfte auch der Fortgang der Berichtssaison haben. Hierzulande legen allein aus dem Dax unter anderem Beiersdorf, Covestro, Deutsche Bank, Mercedes Benz, MTU Aero Engines und Symrise Zahlen vor, hinzu kommen etliche Ergebnisse von MDax-Mitgliedern und aus den hinteren Börsenreihen. In den USA geben unter anderen die Technologie-Riesen Alphabet (Google-Mutterkonzern), Amazon, Intel, Meta und Microsoft Einblicke in ihre Bücher und stellen ihre Ausblicke vor.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 23.10.: Verbrauchervertrauen in der Eurozone; Chicago Fed Nationaler Aktivitätsindex
Dienstag, 24.10.: GfK-Verbrauchervertrauen (Deutschland); S&P-Global-Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; S&P-Global-Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; S&P-Global-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in den USA; S&P-Global-Dienstleistungsindex für die USA
Mittwoch, 25.10.: Ifo-Geschäftsklimaindex (Deutschland); Verkäufer neuer Häuser in den USA, Ergebnis der Ratssitzung der Bank of Canada
Donnerstag, 26.10.: Ergebnis der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank; Bruttoinlandsprodukt der USA; Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter in den USA; Persönliche Konsumausgaben in den USA; Schwebende Hausverkäufe in den USA
Freitag, 27.10.: Persönliche Einkommen und Ausgaben in den USA; Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (USA); Inflationserwartungen der US-Verbraucher
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