Fed verdirbt Stimmung - Börse München

Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Handelswoche spürbar nachgegeben. Beherrschendes Thema war die Ratssitzung der US-Notenbank Fed. Bereits in deren Vorfeld hatten sich die Anleger überwiegend zurückgehalten, wollte doch keiner von der Entscheidung auf „dem falschen Fuß erwischt“ werden. Die Ausführungen der Notenbanker selbst drückten dann die Stimmung an den Märkten weiter. Zwar hatte die Fed wie allgemein erwartet den Leitzins unverändert belassen, allerdings die Möglichkeit einer weiteren Zinsanhebung im laufenden Jahr signalisiert und insgesamt in Aussicht gestellt, dass das hohe Zinsniveau länger anhalten dürfte, als zuletzt von vielen Marktteilnehmern erhofft und erwartet. Am Freitag sorgten zwar sich stabilisierende US-Börsen für eine Eindämmung der Tagesverluste an den hiesigen Märkten, die Wochenbilanz blieb aber deutlich negativ.
Der Deutsche Aktienindex (Dax) büßte im Wochenvergleich 2,1 Prozent ein auf 15.557,29 Punkte. Der MDax fiel um 2,9 Prozent auf 26.536,25 Zähler. Der TecDax verlor 2,8 Prozent auf 3.024,77 Punkte. Der m:access All-Share gab ebenfalls um 2,8 Prozent nach auf 1.424,96 Zähler.
An der Spitze der langen Liste der Dax-Wochenverlierer standen Zalando mit einem Abschlag um 8,3 Prozent. Die Kombination aus der Aussicht auf anhaltend hohe Zinsen und der Möglichkeit einer Rezession verdarb den Investoren die Lust auf das Papier des Modeversandhändlers. Die Titel der DHL Group (vormals Deutsche Post) sackten um 6,6 Prozent ab. Hier belastete unter anderem ein zurückhaltender Analystenkommentar. Dagegen zog der Kurs von Volkswagen um 4,2 Prozent an, hier trieb unter anderem eine Kaufempfehlung.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche ihre Abwärtsbewegung der vorangegangenen Wochen fortgesetzt. Die Ausführungen der US-Notenbank nach ihrer Ratssitzung belasteten die Notierungen der Bundespapiere. Auch die Entscheidungen anderer Notenbanken wie der Bank of England oder der Schweizer Nationalbank hellten die Stimmung nicht auf. Zwar hatten die beiden Notenbanken entgegen der Erwartungen ihren jeweiligen Leitzins nicht verändert, die Möglichkeit weiterer Zinsanhebungen aber nicht ausgeschlossen. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe markierte am vergangenen Donnerstag mit 2,73 Prozent ihren höchsten Stand seit dem Jahr 2011, im Wochenvergleich zog sie von 2,67 auf 2,72 Prozent an. Die Umlaufrendite legte von 2,68 auf 2,77 Prozent zu.
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Handelswoche Verluste verzeichnet. Die Aussagen der Fed hatten viele Anleger negativ überrascht, die Aussicht auf länger anhaltend hohe Zinsen sorgte für einen deutlichen Kursrutsch vor allem am vergangenen Donnerstag. Im Wochenvergleich gab der Dow-Jones-Index um 1,9 Prozent nach auf 33.963,84 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index verlor 2,9 Prozent auf 4.320,06 Zähler. Wie schon in der jüngeren Vergangenheit waren die zinssensiblen Technologiewerte am stärksten von den Ausführungen der Notenbanken betroffen, der technologielastige Nasdaq-100-Index sackte um 3,3 Prozent auf 14.701,10 Punkte ab.
Ausblick
Die deutschen Aktienbörsen könnten nach Meinung etlicher Analysten auch in der aktuellen Woche unter Druck stehen. Einerseits dürfte die Aussicht auf länger anhaltend hohe Zinsen die Stimmung unverändert belasten, andererseits könnten die Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung einen höheren Einfluss gewinnen. Charttechnisch Gesinnte dürften in den kommenden Tagen vor allem darauf achten, ob der Dax unter die Marke von 15.450 Punkten abrutsche, heißt es von professionellen Beobachtern. In den vergangenen Wochen hatte der deutsche Leitindex innerhalb der Grenzen von 16.000 und 15.500 Zählern geschwankt, ein deutliches Abrutschen aus dieser Zone könnte zu weiteren Einbußen führen, so die Befürchtung.
Mit Blick auf das weitere Vorgehen der Europäischen Zentralbank dürften vor allem die anstehenden Inflationszahlen interessieren, hier kommen Daten für Deutschland und die Eurozone. Negative Überraschungen dürften die Befürchtungen weiterer Zinsschritte erhöhen. Im Zusammenhang mit den Teuerungsraten dürfte zudem die weitere Entwicklung der Ölpreise genau beobachtet werden. Deren jüngstes Anziehen hatte Sorgen hinsichtlich der Inflationsentwicklung geweckt.
In Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung dürfte hierzulande das Ifo-Geschäftsklima im Fokus stehen. Dabei gehen die Experten-Meinungen auseinander, ob sich dieses weiter eingetrübt hat oder lediglich stagniert. Mit einer positiven Entwicklung rechnet allerdings kaum ein Beobachter. Aus den USA dürften vor allem die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter, das Verbrauchervertrauen sowie die Inflationserwartungen für Aufmerksamkeit an den Börsen sorgen.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 25.09.: Ifo-Geschäftsklimaindex (Deutschland); Chicago Fed Nationaler Aktivitätsindex (USA); Dallas Fed Herstellungsindex (USA)
Dienstag, 26.09.: Verkäufe neuer Häuser in den USA
Mittwoch, 27.09.: Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter in den USA; Protokoll der vergangenen Ratssitzung der Bank of Japan
Donnerstag, 28.09.: Verbraucherpreise in Deutschland; Geschäftsklima in der Eurozone; Verbrauchervertrauen in der Eurozone; Bruttoinlandsprodukt der USA; Persönliche Konsumausgaben in den USA; Schwebende Hausverkäufe in den USA
Freitag, 29.09.: Einzelhandelsumsätze in Deutschland; Arbeitslosenzahlen für Deutschland; Verbraucherpreise in der Eurozone; Persönliche Einkommen und Ausgaben in den USA; Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (USA); Inflationserwartungen der US-Verbraucher; Chicagoer Einkaufsmanagerindex (USA)
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