EQS: In der Pole Position

Das neue Whistleblower-Gesetz kann für EQS zum großen Impulsgeber werden. Eine entsprechende EU-Vorlage muss in allen Ländern der Europäischen Union umgesetzt werden, in Deutschland wurden kürzlich die parlamentarischen Hürden genommen. Das Gesetz soll hinweisgebende Personen in Unternehmen bei der Meldung von gewissen Verstößen schützen. EQS hat dafür eine spezielle Plattform erschaffen, die von Unternehmen zu diesem Zweck eingesetzt werden kann.
In einem ersten Schritt müssen europaweit rund 50.000 größere Unternehmen das Gesetz umsetzen, später werden auch kleinere Gesellschaft mit einbezogen, so dass die Zahl der betroffenen Unternehmen auf 250.000 ansteigt. Für EQS können daraus goldene Zeiten entstehen. Ende 2022 hatte EQS 1.578 Kunden im Whistleblower-Bereich – Tendenz klar steigend.
Und dies ist nur das erste einer Reihe von Gesetzen, bei denen EQS (WKN: 549416, ISIN: DE0005494165, Chart, News) Unternehmen Hilfestellung liefern kann. Wie Andre Marques, Finanzvorstand der Gesellschaft, sowohl bei einem von GBC in Frankfurt ausgerichteten Treffen als auch auf der m:access Konferenz der Börse München erläutert, gibt es noch einige weitere anstehende Gesetzesvorgaben, bei denen EQS Unternehmen helfen kann. Stichworte sind dabei Compliance, das Lieferkettengesetz oder der ESG-Bereich. Marques spricht von einer großen Welle in einem riesigen Markt. EQS sei dabei in der Pole Position.
Große europäische Konkurrenz hat EQS auf diesem Gebiet nicht. Allerdings gibt es in einzelnen Regionen kleinere lokale Mitbewerber. Doch EQS sei ein etablierter Player mit vielen Referenzen und kann sich so häufig gegen kleinere Startups durchsetzen, so Marques. Viele Unternehmen scheuen zudem den Gang zu amerikanischen Mitbewerbern, da sie alle Daten auf europäischen Servern belassen wollen.
Zahl der Kunden soll deutlich steigen
Der Finanzvorstand hofft, dass durch die verabschiedete Gesetzgebung noch in diesem Jahr 3.000 neue Kunden den Weg zu EQS finden werden. Erwartet wird von Marques ein Umsatzplus von 15 Prozent bis 20 Prozent. 2022 waren es 61,43 Millionen Euro. Das EBITDA soll bei 9 Millionen Euro bis 11 Millionen Euro liegen (2022: 4,57 Millionen Euro).
Die mittelfristigen Ziele klingen recht ambitioniert. Das relativiert sich jedoch, wenn man die kommende Gesetzeslage sieht. Bis 2026 oder 2027 will das Unternehmen aus München den Umsatz auf 130 Millionen Euro steigern. Dabei sollen 102 Millionen Euro auf dem Bereich Compliance (2022: 42 Millionen Euro) und 28 Millionen Euro (2022: 19 Millionen Euro) aus dem IR-Bereich kommen. Das EBITDA soll von zuletzt 4,57 Millionen Euro auf 39 Millionen Euro zulegen.
Eine Hoffnung muss Marques den Investoren auf den beiden Konferenzen nehmen. Eine Dividende wird es so rasch von EQS nicht geben. Man ist derzeitig nicht dividendenfähig, das dürfte noch rund drei Jahre dauern.
Von den Analysten von GBC erhält die Aktie von EQS nach den aktuellen Entwicklungen eine Kaufempfehlung. Sie sehen das Kursziel für den Titel bei 38,00 Euro. Die Analysten rechnen 2023 mit einem Umsatz von 73,2 Millionen Euro, die Ziele der im m:access notierten Gesellschaft sind laut Analysten erreichbar. Das EBITDA errechnen die Experten 2023 mit 10,43 Millionen Euro.
Auch der Markt steht der Aktie der Münchner positiv gegenüber. In den vergangen vier Wochen hat die Aktie rund 30 Prozent zugelegt und notiert derzeit bei 28,50 Euro.
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: EQS Group.