Zwei Dinge verderben die Kauflaune - Börse am Morgen u.a. mit Lufthansa, Nvidia, Salzgitter, Solarenergie - Nord LB
Die deutsche Wirtschaft ist wegen sinkender Konsumausgaben der inflationsgeplagten Verbraucher in eine Rezession abgerutscht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte von Januar bis März um 0,3% zum Vorquartal und damit das zweite Vierteljahr in Folge, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Es revidierte damit seine ursprüngliche Schätzung von Ende April, die noch eine Stagnation ergeben hatte. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird von einer technischen Rezession gesprochen. Im vierten Quartal 2022 war die Wirtschaftsleistung um 0,5% gesunken.
Mit Blick auf die nach wie vor hohe Inflation und die dementsprechend schlechte Konsumstimmung senkt der Handelsverband Deutschland (HDE) seine Prognose für die Umsätze im Online-Handel für 2023 auf 89,4 Mrd. EUR. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem nominalen Plus von 5,8%. Noch zu Jahresbeginn ging der HDE von einem Plus von 8% aus. Gleichzeitig zeigt der HDE-Online-Monitor für das vergangene Jahr klare Verschiebungen. So wächst der Handel mit Lebensmitteln im Internet deutlich, während die Branchen rund um Wohnen, Garten und Heimwerken online schrumpfen.
Die US-Wirtschaft ist in Q1 etwas stärker gewachsen als bislang angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt legte von Januar bis März auf das Jahr hochgerechnet um 1,3% zu, wie das Handelsministerium mitteilte. Das Wachstum hat sich damit halbiert: Im vorangegangenen Q4 2022 reichte es noch zu plus 2,6%. Allerdings hat sich das Umfeld stark eingetrübt. So haben die Banken ihre Bedingungen für die Kreditvergabe nach den jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten infolge der Pleite der Silicon Valley Bank verschärft. Das erhöht im Zusammenspiel mit den starken Zinserhöhungen der US-Notenbank die Gefahr eines Abschwungs in der zweiten Jahreshälfte. Gefahr droht der Konjunktur außerdem durch den anhaltenden Schuldenstreit in den USA.
Renten- und Aktienmärkte
Die Kurse deutscher Anleihen und US-Staatsanleihen standen gestern unter Druck. An den Märkten wurde aufmerksam zur Kenntnis genommen, dass der Schuldenstreit in den USA jetzt auch die Ratingagenturen auf den Plan ruft.
Das Abgleiten der deutschen Wirtschaft in eine Rezession und die Hängepartie im US-Schuldenstreit haben Anlegern am deutschen Aktienmarkt die Kauflaune verdorben. Der deutsche Leitindex konnte seine anfänglichen Gewinne nicht halten. Nach den unschönen Aussichten für die deutsche Wirtschaft gehörten im DAX konjunktursensible Titel wie Chemie- und Autowerte zu den größten Verlierern. DAX -0,3%; MDAX -+0,03%; TecDAX -0,2%
Wall Street: Während der Dow im negativen Terrain schloss, wiesen der breite und der Tech-Markt positive Vorzeichen auf. Für bessere Stimmung trotz anhaltender Sorgen über den US-Schuldenstreit und die globale Konjunktur sorgte eine optimistische Prognose bei Nvidia (+24,4%). Der Hype um Künstliche Intelligenz bescherte dem US-Chiphersteller einen Nachfrageboom. Dow -0,11%; S&P 500 -+0,88%; Nasdaq Comp. +1,71%
Unternehmen
Lufthansa hat sich mit der italienischen Regierung über den Kauf eines Minderheitsanteils an der Fluglinie ITA Airways geeinigt.
Salzgitter hat seine Prognose für das Geschäftsjahr 2023 bekräftigt. Ziel sei weiter ein Vorsteuergewinn zwischen 300 und 400 Mio. EUR. In Q1 hatte Salzgitter einen Vorsteuergewinn von 184 Mio. EUR erzielt - nach 465 Mio. EUR vor Jahresfrist. Der Konzern kämpft neben den hohen Energiekosten auch noch mit Lieferkettenproblemen, die zwar besser geworden sind, aber immer noch existieren.
Devisen & Rohstoffe
Der USD, der in Krisenzeiten gern als sicherer Hafen gilt, konnte Boden gutmachen. Auftrieb erhielt er u.a. von den abnehmenden Spekulationen auf eine baldige US-Zinssenkung.
Die Investitionen in Solarenergie werden nach Einschätzung der Internationalen Energiebehörde (IEA) mit rund 380 Mrd. USD in diesem Jahr erstmals die Ausgaben für die Ölproduktion übertreffen. "Saubere Energie entwickelt sich schnell - schneller, als viele Menschen denken", sagte der IEA-Chef Birol. "Für jeden Dollar, der in fossile Brennstoffe investiert wird, fließen jetzt etwa 1,7 Dollar in saubere Energie." Vor fünf Jahren habe das Verhältnis noch bei eins zu eins gelegen. Investitionen in saubere Energie würden im Jahr 2023 voraussichtlich bei 1,7 Billionen Dollar liegen. Im Gegenzug würden rund eine Billion Dollar in fossile Brennstoffe investiert werden. Damit sind die jährlichen Investitionen in saubere Energien seit 2021 um fast ein Viertel gestiegen, während die Ausgaben bei der fossilen Energie um 15% zugelegt hätten.
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