US-Schuldenstreit belastet - Börse am Morgen u.a. mit Ryanair, Konjunkturdaten - Nord LB

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) rechnet für dieses Jahr mit einer Konjunkturflaute und zugleich hoher Inflation in Deutschland. Die Firmen zeigten sich trotz der weiterhin hohen Energiepreise, steigender Zinsen und des Ukraine-Krieges zwar bemerkenswert widerstandsfähig, der Ausblick auf die kommenden 12 Monate bleibe aber insgesamt trübe - zumal auf der Nachfrageseite die Auftragseingänge spürbar nachließen: Die DIHK geht in diesem Jahr von einem Null-Wachstum aus.
Die Arbeitskosten werden wegen des Fachkräftemangels und der hartnäckig hohen Inflation zu einem immer größeren Geschäftsrisiko für die Wirtschaft. 53% der Unternehmen nennen dies in einer Umfrage der DIHK als wichtiges Geschäftsrisiko, wie der Verband mitteilte. „Das ist ein neuer Höchststand.“ In der vorherigen Befragung zu Jahresbeginn waren es nur 49%. In der Dienstleistungsbranche wird dieses Risiko überdurchschnittlich wahrgenommen - etwa in der Gastronomie (73%), im Taxigewerbe (67%) oder im Sicherheitsbereich (65%). Größtes Geschäftsrisiko sind weiterhin die Energie- und Rohstoffpreise, aber mit abnehmender Tendenz. 65% der Betriebe nennen dies noch als Problem, nachdem es zuvor 72% waren. 62% (bisher 60%) nennen den Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko.
Die großen Immobilienfinanzierer in Deutschland haben nach Branchenangaben zum Jahresauftakt einen kräftigen Dämpfer im Neugeschäft hinnehmen müssen. Die im Verband der Pfandbriefbanken (vdp) zusammengeschlossenen Kapitalgeber reichten in Q1 Immobiliendarlehen über 25,6 Mrd. EUR aus. Das ist im Vgl. zu den ersten 3 Monaten des Vorjahres ein Minus von 47,8%. Die Nachfrage bleibe weiter auf niedrigem Niveau, so der vdp.
Ausblick
Heute ist eindeutig der Tag der Einkaufsmanagerindizes! Am Vormittag werden die vorläufigen PMI-Daten für den Monat Mai vorgelegt. In den verschiedenen Ländern dürfte dabei die generelle Tendenz vorherrschen, dass die niedrigen unterhalb der 50er Marke notierenden Indizes für das verarbeitende Gewerbe marginal ansteigen und die höheren über der 50er Marke notierenden Indizes für den Dienstleistungssektor moderat nachgeben sollten. Die Composite Indizes werden in der Summe ebenfalls leicht nachgeben. Am Nachmittag folgt der Markit PMI aus den USA, die Neubauverkäufe sowie mit dem Richmond Fed Index eine weitere regionale Stimmungsumfrage (nach dem Einbruch im New Yorker Empire State Survey und dem massiven Anstieg im Philadelphia-Index).
Renten- und Aktienmärkte
An den Finanzmärkten steht nach wie vor der Schuldenstreit in den USA im Fokus. Dt. Bundesanleihen und US-Staatsanleihen starteten in diesem Umfeld wenig bewegt in die neue Woche.
Nach dem neuen Allzeithoch beim DAX am Freitag kehrten Investoren zum Wochenstart nur vorsichtig auf das Parkett zurück. Thema des Tages: die Verhandlungen über eine Anhebung der US-Schuldenobergrenze. Nach dem Auslaufen der Berichtssaison stehen nun auch wieder verstärkt Analystenkommentare im Fokus. So wurde z.B. Brenntag nach einer Herabstufung abgestraft. DAX -0,32%; MDAX -0,20%; TecDAX -0,23%
Die nur noch recht kurze Frist für einen Kompromiss im Streit über die Verlängerung der Schulden-Obergrenze vor der von US-Finanzministerin Yellen ausgerufenen „harten Deadline“ zum Stichtag 1. Juni sorgte für Nervosität bei den Anlegern an der Wall Street. Nach Börsenschluss sollten die direkten Gespräche fortgesetzt werden. Dow -0,42%; S&P 500 +0,02%; Nasdaq +0,50%
Unternehmen
Ryanair hat in seinem Bilanzjahr 2022/23 so viele Passagiere befördert wie noch nie und einen neuen Rekordgewinn nur um Haaresbreite verfehlt. In dem Ende März abgelaufenen Geschäftsjahr verdiente die Airline 1,43 Mrd. EUR. Die Zahl steht im Vergleich zum Rekordgewinn von 1,45 Mrd. EUR 2017/2018 sowie zu niedrigeren Markterwartungen für die aktuelle Bilanz und einem Verlust im vorherigen, noch von der Pandemie geprägten Geschäftsjahr. Mit 168,6 Mio. Passagieren stellt der Billigflieger seinen eigenen Rekord aus Zeiten vor Corona in den Schatten. Im laufenden Geschäftsjahr 2023/24 sollen es 185 Mio. werden.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR setzt sich weiter beharrlich über der Marke von 1,08 USD fest. Öl baute frühere Preisverluste im Handelsverlauf wieder ab und legte zu. Die Produktionskürzungen des Ölverbands Opec+ und ein unerwarteter Rückgang bei den Lieferungen aus Kanada glichen die Sorgen um den US-Schuldenstreit mehr oder weniger aus.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!