Der entscheidende Tag der Woche - Börse am Morgen u.a. mit HHLA, Siemens Energy, Talanx - Nord LB

Die Bundesregierung traut der deutschen Wirtschaft nach der jüngsten Flaute eine allmähliche Besserung zu. „Die Konjunktur hat zum Ende des Winterhalbjahrs 2022/23 einen spürbaren Dämpfer hinnehmen müssen“, heißt es in dem Monatsbericht des Wirtschaftsministeriums. Die konjunkturelle Grunddynamik habe sich zuletzt zwar spürbar abgeschwächt. Das Ministerium betonte allerdings auch: „Stimmungsindikatoren deuten nach dem schwachen Winterhalbjahr aber eine wirtschaftliche Erholung im weiteren Jahresverlauf an.“
Die Preise im deutschen Großhandel sind im April wegen günstigerer Energie und nachlassende Lieferengpässe zum ersten Mal seit fast zweieinhalb Jahren gefallen. Sie sanken um 0,5% im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt bekanntgab. Dies sei der erste Preisrückgang ggü. dem Vorjahresmonat seit Dezember 2020, als sogar ein Minus von 1,2% verzeichnet wurde. Im März hatte es noch einen Anstieg von 2,0% gegeben, im Februar sogar von 8,9%.
Ausblick
Heute ist durchaus als der entscheidende Tag der gesamten Woche anzusehen: Es beginnt am Vormittag mit der Veröffentlichung der Stimmungsumfragen des deutschen ZEW, und setzt sich am Nachmittag mit den Bekanntgaben aus den USA in Form der Einzelhandelsumsätze fort, der Industrieproduktion sowie dem NAHB-Immobilienindex. Sowohl die ZEW-Konjunkturerwartungen als auch die ZEW Lagebeurteilung erwarten wir (in Einklang mit dem Sentix) niedriger im Vergleich zum Vormonat bei -5,0 bzw. -37,0 Punkten. Die US-Einzelhandelsumsätze dürften dank der Fahrzeugabsätze und des Benzinpreisanstiegs um 0,6% M/M zugelegt haben. Die US-Industrieproduktion sehen wir bei -0,1% M/M voraus, den NAHB-Index stabil bei (niedrigen) 45 Punkten.
Renten- und Aktienmärkte
Die Kursausschläge deutscher Bundesanleihen hielten sich in Grenzen. Schwache Daten zur Industrieproduktion in der Eurozone hatten kaum Auswirkungen.
Der deutsche Aktienmarkt präsentierte sich angesichts des Schuldenstreits in den USA und einer Vielzahl widersprüchlicher Unternehmensnachrichten zurückhaltend. DAX +0,02%; MDAX +0,19%, TecDAX +0,12%
An der Wall Street setzten Anleger auf eine mögliche Einigung beim Schuldenstreit. Größere Kursgewinne wurden jedoch von enttäuschenden Konjunkturdaten eingefangen. Der regionale Empire-State-Index der New Yorker Federal Reserve für die Produktion im Staat New York im Mai fiel z.B. deutlich schwächer als erwartet aus. Dow +0,14%; S&P 500 +0,13%; Nasdaq +0,66%
Unternehmen
Siemens Energy kämpft auch nach der Übernahme des Windturbinen-Herstellers Siemens Gamesa mit hohen Belastungen durch die spanische Tochter. Der Verlust nach Steuern von Siemens Energy werde das Niveau des Vorjahres von 712 Mio. EUR um bis zu einem niedrigen dreistelligen Millionen-Betrag übersteigen. Bisher hatte der Konzern einen Wert auf dem Niveau des Vorjahres erwartet. In Q2 fuhr Siemens Energy einen Verlust nach Steuern von 189 Mio. EUR ein; nach einem Fehlbetrag von 256 Mio. EUR vor Jahresfrist.
Mit einem Gewinnsprung in Q1 sieht sich Talanx auf Kurs zu seinen Zielen. Der zum ersten Mal nach den neuen Bilanzierungsvorschriften für Versicherer (IFRS 9 und 17) ermittelte Nettogewinn schnellte von Januar bis März um 31% auf 423 Mio. EUR. Talanx profitierte dabei auch von geringeren Großschäden; der Größte war mit 250 Mio. EUR das Erdbeben in der Türkei. Dagegen wurde die Privatkunden-Sparte von mehr und teureren KfzSchäden belastet.
HHLA senkt nach einem schwachen Jahresauftakt leicht den Ausblick. Das schwächere Geschäft will die HHLA durch Einsparungen wettmachen und bekräftigt die Prognose für das Betriebsergebnis im Containergeschäft. In Q1 schrumpfte der Umsatz um 6% auf 355 Mio. EUR. Dabei brach das operative Ergebnis um fast zwei Drittel auf 18,5 Mio. EUR ein. Das lag daran, dass der Containerumschlag um fast ein Fünftel schrumpfte und die HHLA weniger Lagergelder einnahm. Im vergangenen Jahr hatten zahlreiche Reedereien wegen der Lieferkettenprobleme viele Container im Hafen abgestellt.
Devisen und Rohstoffe
Nachdem der EUR Ende der vergangenen Woche auf den tiefsten Stand seit gut einem Monat gefallen war, legte er am Montag etwas zu. Die schwachen Daten zur Industrieproduktion in der Eurozone belasteten den Euro nicht. Die Ölpreise setzten ihre Erholung fort. Etwas Unterstützung lieferte der schwächere USD.
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