Interessante Woche steht bevor - Börse am Morgen u.a. mit Allianz, Metro, Konjunktur - Nord LB

Bei den Firmenpleiten in Deutschland zeichnet sich nach den kräftigen Anstiegen in den beiden Vormonaten für April ein spürbarer Rückgang ab. Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen sank um 14,1% zum Vormonat. Im Februar und März hatte sie noch um 10,8% bzw. 13,2% zugenommen. Von diesem positiven Trend profitieren allerdings nicht alle Branchen. Verändertes Konsumverhalten, erhöhte Zinsen, hohe Inflationsraten und Fachkräftemangel belasten besonders den stationären Einzelhandel, die Baubranche, aber auch das Gesundheitswesen.
Die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte sind im März so langsam gestiegen wie seit zwei Jahren nicht mehr. Sie lagen vor allem wegen eines Statistikeffekts nur noch 1,1% höher als im Vorjahresmonat. Damit ebbte der Preisanstieg das sechste Mal in Folge ab. Seit November 2021 hatten die Veränderungsraten zum Vorjahr immer über 20% gelegen. Im Februar 2023 betrug die Teuerungsrate noch 20,4%, im Januar 25,3%. 2022 waren die Erzeugerpreise wegen höherer Energie-, Dünger- und Futterkosten im Schnitt um knapp ein Drittel und damit so stark gestiegen wie noch nie seit Beginn der Erhebung 1961. Von Februar auf März sanken die Preise nun um 3,3%.
Wochenausblick
Eine ganze Menge an neuen interessanten Konjunkturdaten stehen in dieser Woche auf der Agenda. Als wichtige Stimmungsindikatoren sind dabei zu erwähnen der New Yorker Empire State Survey (heute), die deutsche ZEW-Umfrage (Di.), der NAHB-Index (Di.) sowie der Philadelphia-Index (Do.). Hinzu kommen aus den USA die Baubeginne und -genehmigungen (Mi.), die Industrieproduktion und sicherlich als Highlight der Woche die Einzelhandelsumsätze (beide Di.): In vier der letzten fünf Monate verzeichneten die Retail Sales Rückgänge, einzig der Januarwert war positiv – und sogar (sehr) stark. Wir gehen für den April von einem soliden Plus von 0,6% M/M aus. Doch die Phase einer tendenziell moderateren Entwicklung diesem für die USA bedeutsamen Konjunkturindikator sollte sich angesichts der absehbaren konjunkturellen Gegenwinde perspektivisch fortsetzen.
Renten- und Aktienmärkte
US-Staatsanleihen gaben am Freitag leicht nach. Die Preise von in die USA importierten Gütern im April ist im Jahresvergleich erneut deutlich gesunken. Im Vergleich zum Vormonat jedoch stiegen die Importpreise an. Notenbank-Vertreter bleiben vor diesem Hintergrund vorsichtig.
Der deutsche Aktienmarkt verabschiedete sich mit leichten Gewinnen ins Wochenende. Positive Impulse lieferte u.a. die Nachricht über wieder aufgenommene Gespräche zwischen China und den USA nach langanhaltenden Spannungen. DAX +0,50%; MDAX +0,32%, TecDAX +0,35%
An der Wall Street blieb die Stimmung angespannt. Das zähe Bild der Gesamtwoche ging somit auch am Freitag in eine Verlängerung. Anleger wägen derzeit ab zwischen den Chancen am Aktienmarkt durch eine eventuell bald eintretende Zinspause der USNotenbank und den negativen Auswirkungen einer möglichen Rezession. Dow Jones -0,66%; S&P 500 -0,55%; Nasdaq Comp. -0,73%
Unternehmen
Preiserhöhungen und mehr Geschäft in der Sachversicherung trieben den Gewinn der Allianz. Das operative Ergebnis schnellte in Q1 um 24% auf 3,73 Mrd. EUR. Analysten hatten im Schnitt mit nur 3,61 Mrd. EUR gerechnet. Das Geschäftsvolumen erhöhte sich um 4% auf 46 Mrd. EUR, weil die Schaden- und Unfallversicherung um 11% wuchs. Der Nettogewinn, der vor einem Jahr von Rückstellungen für die Affäre um „Structured Alpha-Hedgefonds“ dezimiert worden war, hat sich auf 2,03 Mrd. EUR mehr als vervierfacht, lag aber unter den Erwartungen.
Metro hat angesichts der hohen Inflation und Zuwächsen im Geschäft mit der Belieferung von Hotels und Restaurants in Q2 ein deutliches Umsatzplus erzielt. In Russland ließ der Konzern aber Federn. Zudem sank der operative Gewinn. Die Jahresprognose wurde bekräftigt. Metro hat in Q2 des Geschäftsjahres 2022/23 den Umsatz um 10,4% auf 6,9 Mrd. EUR gesteigert. Das bereinigte operative Ergebnis schrumpfte indes auch durch inflationsgetrieben höhere Kosten auf EUR 111 Mio. (Vorjahr: EUR 157) Mio. Unter dem Strich blieb nach Minderheiten ein auf EUR 107 (-284) Mio. verringerter Verlust.
Devisen & Rohstoffe
Die aktuelle Stärke des USD setzte sich auch am Freitag weiter fort. Der Euro blieb somit erneut unter Druck.
Nachdem die Ölpreise am Vortag spürbar nachgaben, kam es zum Wochenausklang zur Stabilisierung.
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