Lebensmittelpreise steigen langsamer - Börse am Morgen u.a. mit Continental, TUI, Siemens Healthineers - Nord LB
Langsamer steigende Lebensmittelpreise haben die deutsche Inflationsrate im April auf den niedrigsten Stand seit über einem halben Jahr gedrückt. Waren und Dienstleistungen kosteten im Schnitt 7,2% mehr als ein Jahr zuvor. Das ist die niedrigste Teuerungsrate seit August 2022. Im März lag sie noch bei 7,4%, im Januar und Februar bei je 8,7%. Bundesbankpräsident Nagel sprach sich deshalb für weitere Zinserhöhungen durch die EZB aus. Die Geldpolitik müsse hartnäckig bleiben, denn die Inflation erweise sich oft als ein sperriges Phänomen. Für leichte Entspannung sorgte im April der Trend bei Nahrungsmitteln: Diese verteuerten sich um 17,2% zum Vorjahresmonat, nach 22,3% im März. Besonders hoch war der Preisaufschlag bei Molkereiprodukten (+34,8%) und Brot und Getreideerzeugnissen (+21,3%).
Nahezu wie erwartet kamen die US-Verbraucherpreise herein: Im April stiegen sowohl die Gesamtrate als auch die Kernrate um 0,4% M/M. Aufgrund von ähnlich hohen (entlastenden) Basiseffekten gingen die Jahresraten auf 4,9% bzw. 5,4% marginal zurück. Die Inflationszahlen sind hinsichtlich der zu erwartenden Zinsentscheidung der Federal Reserve am 14. Juni als immerhin moderat erfreulich zu bewerten: Nochmals sorgten die Energiepreise zwar für Aufwind, doch immerhin offenbarte sich im viel beachteten Dienstleistungsbereich eine disinflationäre Tendenz. Insbesondere die Mietausgaben scheinen im Zuge der Schwierigkeiten auf dem Immobilienmarkt langsam eine moderatere Entwicklung aufzuzeigen, was sich fortsetzen sollte.
Ausblick
Der Blick ist heute auf die anstehende Notenbanksitzung der Bank of England gerichtet. In London dürfte dabei die Bank Rate zum zwölften Mal in Folge angehoben werden. Diesmal werden es erneut +25Bp auf dann 4,50% sein. Trotz stockender Konjunktur machen hohe Inflationsraten weiterhin um die 10% Y/Y einen solche Zinsschritt erforderlich. Inwieweit die auch noch mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfende britische Wirtschaft diesen Zins-Gegenwind aushält, wird zu sehen sein. Am Nachmittag werden dann noch die US-Produzentenpreise – quasi als „Nachschlag“ für die gestrigen US-CPI – insbesondere auf den Input-Vorstufen interessante Preistendenzen offenbaren können.
Renten- und Aktienmärkte
Deutsche Bundesanleihen und US-Staatsanleihen haben mit deutlichen Gewinnen auf die Inflationsdaten für April reagiert. Die Rendite für zehnjährige US-Papiere sackte im Gegenzug auf 3,44% ab, die der zehnjährigen Bundesanleihen auf 2,29%.
Das Bild am deutschen Aktienmarkt in einem Wort? Richtungslos. Erneut galt es eine Flut an Quartalszahlen zu verdauen. Conti stieg bspw. nach einem unerwartet guten Jahresstart um 3,1%, Während die Standardwerte im DAX letztlich moderat nachgaben, ging es für die Aktien aus der zweiten und dritten Reihe leicht nach oben. DAX -0,37%; MDAX +0,18%, TecDAX -0,11% An der Wall Street haben v.a. Technologiewerte positiv auf die Inflationsdaten für April reagiert. Dow -0,09%; Nasdaq +1,04%
Unternehmen
Der Zulieferer Continental hat dank der Erholung seines Autogeschäfts Umsatz und Gewinn in Q1 deutlich gesteigert. Nach dem schwachen Auftaktquartal des vergangenen Jahres legte der Umsatz nun um 11% auf 10,3 Mrd. EUR zu. Der Betriebsgewinn kletterte um 35% auf 578 Mio. EUR. Der Vorstand bekräftigte seine Geschäftsprognose für das Gesamtjahr. Zuversichtlich stimmt ihn auch ein Großauftrag im Geschäftsfeld Autonomes Fahren in Höhe von 1,7 Mrd. EUR.
Der Reisekonzern TUI hat im abgelaufenen Quartal ein besseres Ergebnis erzielt und verzeichnet hohe Buchungseingänge für den Sommer. In den vergangenen 6 Wochen seien die Buchungen höher gewesen als im gleichen Zeitraum 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Bei mehr als 8 Mio. Buchungen seien schon 60% des Sommerprogramms verkauft. Das entspreche 96% des Buchungsniveaus zum selben Zeitpunkt 2019.
Für den Medizintechnik-Konzern Siemens Healthineers (WKN: SHL100, ISIN: DE000SHL1006, Chart, News) wird die milliardenschwere Übernahme des Operationsroboter-Spezialisten Corindus zum Verlustgeschäft. Die Siemens-Tochter gibt den Einsatz der Roboter in der Kardiologie - also etwa bei Herzinfarkten - auf, weil die Ärzte damit kaum arbeiten, wie Vorstandschef Montag einräumte. Ein Drittel des Kaufpreises - 329 Millionen Euro - schreibt Siemens Healthineers ab.
Devisen & Rohstoffe
Der Euro schaffte nach dem erneuten Inflationsrückgang in den USA einen kurzfristigen Sprung über die 1,10 USD-Marke.
Ölpreise sahen gestern eine Gegenbewegung nach den jüngsten Gewinnen. Die Ölpreise hatten seit Freitag deutlich zugelegt.
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