Konjunkturdaten stehen an! Börse am Morgen u.a. mit Apple, Maersk, Vonovia, EZB - Nord LB

Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen um 25 Basispunkte angehoben, zudem sollen APP-Reinvestments überraschend bereits ab Juli stoppen. Sie bleibt damit zunächst auf Straffungskurs, nimmt aber bei den Zinsen wie erwartet etwas den Fuß vom Gaspedal. Die mäßige Konjunkturdynamik und der abnehmende Inflationsdruck hatten eine Tempoverlangsamung nahegelegt. Die Ergebnisse des jüngsten Bank Lending Survey deuten zudem an, dass die bisherigen Zinsanhebungen zunehmend über den Kreditkanal in der Realwirtschaft ankommen. Auch die Marktturbulenzen im März sprechen für eine bedachte Vorgehensweise. Allerdings wird die Inflation weiter als „too high for too long“ bezeichnet, vor allem die weiter sehr hartnäckige Kerninflation mahnt zur Vorsicht. Die Kommunikation fiel überraschend hawkish aus und eine weitere Zinssteigerung wurde von EZB-Präsidentin Lagarde mehr oder weniger klar angekündigt. Im Gegensatz zur Fed hat die EZB das Ende im Zinserhöhungszyklus daher wohl noch nicht erreicht, sie biegt aber mit dem gestrigen Beschluss doch allmählich auf die Zielgerade ein.
Die weltweite Passagiernachfrage im Luftverkehr ist im März 2023 erneut kräftig gestiegen und zwar um 52% gegenüber dem Vorjahr. Sie lag nach Angaben der IATA damit nur noch 12% unter dem Niveau von vor der Pandemie (März 2019). Dank der Aufhebung von Beschränkungen in China nahm insbesondere der Verkehr in Asien sehr stark zu.
Heute
Die beiden Notenbanksitzungen von der Federal Reserve und der EZB sind vorbei und schon stehen bereits wieder neue wichtige Konjunkturdaten an: Der US-Arbeitsmarktbericht könnte heute mit 150.000 etwas weniger neugeschaffenen Stellen andeuten, dass auch der bisherige „Fels in der Brandung“ zunehmend die hohen Zinsen, eine geringere Kreditvergabe und eine gedämpfte Stimmung zu spüren bekommen scheint. Aber bis zur nächsten FOMC-Sitzung am 14. Juni werden ja noch ein weiterer Arbeitsmarkt- und sogar zwei Inflationsberichte auf den Tisch kommen. Dennoch: Der letzte Zinsschritt der Fed ist bereits getan!
Renten- und Aktienmärkte
US-Staatsanleihen haben gestern Kursgewinne präsentiert. Marktteilnehmer verwiesen u.a. auf neuerliche Turbulenzen im US-Bankensektor und auf stark fallende Bank-Aktien. Investoren griffen in diesem Umfeld gern auf die als sicher geltenden Papiere zurück.
Neben der Zinsentscheidung beschäftigte eine Flut an Quartalsberichten die Marktteilnehmer am deutschen Aktienmarkt. DAX -0,51%; MDAX -0,44%, TecDAX +0,31% Anhaltende Sorgen um den US-Bankensektor haben die Stimmung an der Wall Street verhagelt. Dow Jones -0,86%; S&P 500 –0,72%; Nasdaq Comp. -0,49%
Unternehmen
Bei Deutschlands größtem Immobilienkonzern Vonovia lassen die Folgen gestiegener Zinsen, explodierender Baukosten und hoher Energiepreise die Gewinne schrumpfen. In den ersten drei Monaten sank der Gewinn aus dem operativen Geschäft um 17,8% auf 462,6 Mio. EUR, wie Vonovia mitteilte. Zudem verkündete Vonovia den Verkauf eines Immobilienpakets mit 1.350 Wohnungen für rund 560 Mio. EUR an einen Investor.
Die dänische Großreederei Maersk hält trotz sinkender Frachtraten an ihrer Jahresprognose fest. Das Unternehmen erwartet weiter einen Betriebsgewinn zwischen 8 und 11 Mrd. USD. Die Prognose basiere auf einem "gedämpften" Wirtschaftswachstum, wobei sich der Rückgang der Containerverladungen um die Jahresmitte stabilisieren werde.
Mit wieder steigenden iPhone-Absätzen kann sich Apple der schwächelnden Konjunktur teilweise entziehen. Zwar verbuchte der Konzern den 2. Rückgang des Quartalsumsatzes in Folge. Das Minus fiel aber nur etwas mehr als halb so hoch aus wie befürchtet. Die Erlöse mit iPhones wuchsen sogar überraschend um 1,5% auf 51,33 Mrd. USD.
Devisen & Rohstoffe
Der EUR rutschte nach den geldpolitischen Beschlüssen der EZB unter 1,10 USD. Im späteren US-Devisenhandel erholte sich die europäische Gemeinschaftswährung allerdings wieder etwas.
Die Ölpreise schalteten auf Erholungsmodus um, nachdem sie in den vergangenen Tagen von Konjunktursorgen belastet wurden. Laut Marktteilnehmern scheint der Ölpreis allmählich Unterstützung zu finden, da alle derzeit schlechten Angebots- und Nachfragenachrichten eingepreist wurden. Bedenken hinsichtlich der chinesischen Nachfrage belasteten den Markt jedoch weiterhin.
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