Banken spüren Lehman-Syndrom - BÖAG Kolumne
Wer meinte, nach der Rettung von Silicon Valley Bank, First Republic und Credit Suisse würde nun Ruhe einkehren, sieht sich leider getäuscht. Die Märkte sind hypernervös, trauen niemandem und reagieren auf jede Kleinigkeit. Eine Art Trauma der Bankenkrise von vor 15 Jahren, man könnte es auch als „Lehman-Syndrom“ bezeichnen. Das ist leider nicht zum Schmunzeln, denn der Bankensektor ist systemrelevant, zählt zu den wichtigsten Säulen der Weltwirtschaft und jede kleine Flamme hat das Potenzial für einen Flächenbrand. Längst ist das anfänglich „lokale“ Problem aus Kalifornien in Europa angekommen und hat mit der bereits zuvor kränkelnden Credit Suisse ein weiteres Opfer gefunden. Die staatlich verordnete Zwangsübernahme durch die UBS letzte Woche beruhigte die Gemüter nur für kurze Zeit und warf gleich neue Fragen und Befürchtungen für Europa auf.
Als letzte Instanz helfen dann nur noch Staat und Notenbank. In Einzelfällen ist das sicher eine Lösung, beim Flächenbrand nicht mehr. Der über ETFs zuletzt rege gehandelte STOXX Europe 600 Banks verlor in den letzten drei Wochen rund 17 Prozent, die in den rund 40 Titeln enthaltene Aktie der Deutschen Bank zeitweise sogar 25 Prozent.
Wenn selbst der Bundeskanzler sich veranlasst sieht, Beruhigungspillen für den Bankensektor und einzelne Großbanken zu verteilen, dann weiß man, was zurzeit hinter den Kulissen läuft.
Autor: Martin Braun, Börse Hannover
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