clearvise AG und der geplatzte Tion-Deal: Rückkehr der Übernahme-Phantasie
Am Freitagabend platzte die „Bombe”: EQT übernimmt Tion Renewables und damit das Unternehmen, mit dem die clearvise AG aus Wiesbaden eine ausführliche Kooperation inklusive Kapitalbeteiligung Tions an clearvise ausgehandelt hatte. Das Memorandum of Understanding mit Tion hat clearvise, offensichtlich im Vorfeld nicht informiert und daher überrascht von den Vorgängen, daraufhin am Wochenende kurzerhand gekündigt und beerdigt.
Ohnehin hatten zuvor schon EQT und Tion angekündigt, dass die Vereinbarungen aufgrund der Übernahme nicht wie geplant umgesetzt werden. Das ließ noch Raum für Spekulationen, zumal der schwedische Finanzinvestor nach einem erfolgten Tion-Kauf Interesse an einer Konsolidierung im Sektor haben dürfte.
clearvise bestätigt Ausbauziel
Der Stromproduzent aus Erneuerbaren Energien gilt als unterbewertet und könnte nach dem geplatzten Deal nun seinerseits zu einem potenziellen Übernahmekandidaten werden. Mit der Tion-Gruppe als Ankeraktionär war zuvor eine Zukunft von clearvise als dauerhaft unabhängiger, börsennotierter Stromproduzent geplant. Interesse von kapitalstarken Finanzinvestoren - wie EQT mit dem Tion-Deal beweist - an dem Sektor sind jedenfalls unübersehbar.
An der Börse greift man das „Aus” für die Zusammenarbeit mit Tion in der bisherigen Form und die Rückkehr potenzieller Übernahmephantasie daher auch positiv auf: Die zuletzt deutlich gefallene clearvise Aktie (WKN: A1EWXA, ISIN: DE000A1EWXA4, Chart, News) steigt spürbar an, aktuell werden auf Tradegate +5,5 Prozent auf 2,30 Euro notiert.
Beim hessischen Unternehmen fokussiert man sich nun wieder ausschließlich auf die eigene Pipeline. „Wir haben konsequent unsere eigene Pipeline parallel weiter ausgebaut. Daher ist diese Wendung zu einem so späten Zeitpunkt zwar überraschend, wirft uns aber nicht zurück”, sagt Petra Leue-Bahns, CEO der clearvise AG, zum geplatzten Tion-Deal. „Der mögliche Erwerb des komplexen und mit insgesamt 31 einzelnen Wind- und Solarparks durchaus kleinteiligen Tion-Portfolios von 158 MW war eine Option, nicht mehr und nicht weniger”, so die Managerin.
Das Ausbauziel für 2025 wird bestätigt: clearvise will bis dahin weiterhin die Marke von einem Gigawatt erreichen, bestehend aus 750 Megawatt operativer Erzeugungskapazität und 250 Megawatt gesicherter Pipeline. 2022 habe man „den notwendigen finanziellen Handlungsspielraum für den strategischen Portfolioausbau geschaffen”, sagt Manuel Sieth, CFO der clearvise AG (WKN: A1EWXA, ISIN: DE000A1EWXA4, Chart, News) mit Blick auf die durchgeführten Kapitalerhöhungen und Cashflows aus dem Stromverkauf, der von hohen Preisen profitiert hat.
Was passiert mit Tions clearvise-Aktienpaket?
Neben dem Bau neuer Anlagen wie den Solarparks Heiligenfelde und Wolfsgarten mit zusammen knapp 50 Megawatt Leistung soll dabei auch das Repowering bestehender Windparks eine Rolle spielen, deren Kapazität so erhöht werden könnte. „Erste Genehmigungsanträge wurden bereits durch die Kooperationspartner eingereicht”, so clearvise. Für die beiden Solarparks verhandele man derzeit zusammen mit Partner Altus die Finanzierungen der Projekte sowie Stromlieferverträge.
Bleibt die Frage, was mit Tions clearvise-Aktienpaket passieren wird. Rund 22 Prozent der Anteile an dem Wiesbadener Unternehmen hält Tion Renewables. Zu dessen Zukunft haben sich die Unternehmen bisher nicht geäußert.
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: clearvise.