Fed muss einige US-Banken unterstützen! Ansteckungsgefahr? - Nord LB

Sind das jetzt wieder erste Anzeichen von Stress in der US-Finanzbrache – also quasi der zu befürchtende sogenannte „Lehman-Moment“? Die Meldungen über plötzliche Schwierigkeiten bei der 16. größten US-Bank Silicon Valley Bank machen Sorgen und senden schon Schockwellen in Form von rasant fallenden Zinsen bei US-Treasuries und Bunds sowie einem stark unter Druck geratenen US-Dollar.
Nach der Zinsanhebungsorgie der Federal Reserve mit fast 500Bp Rate Hikes innerhalb von nur zwölf Monaten war es ja eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann sich erste Auswirkungen in der Wirtschaft zeigen würden. Doch der Blick war lange Zeit vor allem auf Konjunkturdaten und der Preisentwicklung gerichtet. In den vergangenen Tagen musste jedoch realisiert werden, dass es trotz eines weiterhin soliden Arbeitsmarktes und einer auch ansonsten ziemlich stabilen Konjunktur im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nun doch erste Betroffene der deutlich restriktiveren Geldpolitik der Federal Reserve Bank gibt. Dabei hatte es einige Häuser in der Finanzbranche getroffen.
Zwei Banken in den USA mussten gestern Abend sowohl eine verbale als auch eine direkte Unterstützung vom Staat (Fed, Treasury, FDIC) erhalten. Schwierigkeiten bei der Signature Bank und der Silicon Valley Bank machten einen erneuten Griff in den Instrumentenkasten der Federal Reserve notwendig, um jegliche potentielle „Ansteckungsgefahren“ auf den Finanzsektor der USA im Keim zu unterbinden.
So wurde zusammen mit der US-Regierung und der FDIC erstens verkündet, die Einlagen bei den betroffenen Banken seien für die Kunden beider Unternehmen in ihrer Gesamtheit sicher. Zweitens wurde ein neues Programm geschaffen – das Bank Term Funding Program (BTFP) – was die notwendige Liquidität zur Verfügung stellen soll. Am Morgen meldete eine dritte US-Bank Schwierigkeiten.
Auf den ersten Blick scheinen neue Liquiditätsprogramme zur Unterstützung von Banken – also eine expansivere geldpolitische Tendenz – nicht mit dem weiterhin von der Federal Reserve gesetzten Ziel zusammen zu passen, die Finanzierungkonditionen in Form von geplanten Zinsanhebungen restriktiver gestalten zu wollen. Gas geben und bremsen also? Doch hierbei scheint die Federal Reserve einem Leitspruch vom ehemaligen Fed-Chef Ben Bernankes folgen zu wollen, „für jeden Job, das richtige Mittel einsetzen“ zu wollen. Sprich: Zur Bekämpfung der hohen Inflationsrate wird die restriktivere Zinspolitik benötigt, zur Eindämmung jeglicher potentieller „Ansteckungsgefahren“ auf andere Häuser in der Finanzbranche darf nun das Instrument spezielles Liquiditätsprogramm genutzt werden. Insofern ist das ok!
Inwiefern die bisher betroffenen US-Banken nur Einzelfälle darstellen, darüber kann hier keine fundierte Aussage getroffenen werden. Sicherlich liegen bei ihnen gewisse Sondersituationen vor (z.B. die Technologielastigkeit bei Einlagen versus Anlagen in Treasuries), die so nicht unbedingt für andere Häuser gelten. Das Gesamtvolumen der nun im Risiko stehenden Assets scheint durchaus beträchtlich, insofern schon eine Hausnummer. Auch die Implikationen für den gesamten Technologiesektor, dessen Teilnehmer offenbar stark mit der Silicon Valley Bank verbunden warnen und gleichzeitig besonders unter den gestiegenen Zinsen leiden, dürften zu spüren sein. Das Eingreifen der Fed offenbart allein die Brisanz!
Die Meldungen über Zahlungsschwierigkeiten bei einigen US-Banken haben die Auswirkungen des eigentlich recht soliden US-Arbeitsmarktberichts übertüncht: Vor Sorgen einer Ansteckung im Finanzsektor fielen die Renditen von US-Treasuries deutlich auf unter 3,70%, auch die Bundrenditen tauchten unter 2,50% ab. Zudem geriet der US-Dollar wieder unter Druck – der Euro zog auf über 1,07 USD an.
Fazit: Meldungen über Schwierigkeiten bei drei US-Banken machen Sorgen und senden Schockwellen in Form von rasant fallenden Zinsen bei US-Treasuries und Bunds sowie einem stark unter Druck geratenen US-Dollar: Zwei (kleinere) Banken in den USA mussten gestern Abend sowohl eine verbale und eine direkte Unterstützung vom Staat erhalten. So wurde die Sicherheit der dortigen Einlagen verkündet und ein neues Programm geschaffen – das Bank Term Funding Program (BTFP) – für die notwendige Liquidität zur Verfügung gestellt. Nach der Zinsanhebungsorgie der Federal Reserve war es ja eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann sich erste Auswirkungen zeigen würden. Die Fed agiert dabei gemäß dem Leitsatz für „jeden Job das richtige Mittel“: Ein expansives Liquiditätsprogramm für die betroffenen Banken – Zinsanhebungen zur Bekämpfung der Inflation. Letztere dürften aber nun fraglicher werden. Weitere Ansteckungen im Finanzsektor wie auch Moral Hazard sind jetzt die Gefahren, die sicherlich heute nicht einfach abzuschätzen sind!
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!