Neue Zinssorgen - Börse am Morgen u.a. mit Brenntag, Gea, Traton, Vonovia - Nord LB

Die Zahl der Firmenpleiten ist nach Berechnungen des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) im letzten Monat gestiegen. Laut dem am gestrigen Tage veröffentlichten IWH Insolvenztrend legte die Gesamtzahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften zum Vormonat um rd. 7% zu.
Unternehmen in Deutschland haben laut Ifo-Institut auch Ende 2022 ihre Preise stärker erhöht als durch die Entwicklung der Inflation und ihrer Kosten nötig gewesen wäre. "Diese Firmen haben die Lage genutzt, um ihre Gewinne kräftig zu steigern", sagte gestern Ragnitz, stellv. Leiter der Ifo Niederlassung Dresden. "Das gilt vor allem für Unternehmen im Handel, Gastgewerbe und Verkehr sowie im Baugewerbe." In der Land- und Forstwirtschaft, die im Sommer 2022 zu den "Inflationsgewinnern" zählte, hätten dagegen zuletzt die steigenden Kosten durchgeschlagen. Insgesamt verlangsamte sich aber die Entwicklung in Q4.
Die deutsche Industrie ist laut Statistischem Bundesamt mit einem Auftragsplus von 1% ggü. dem Vormonat ins neue Jahr gestartet. "Die Nachfrage beim Verarbeitenden Gewerbe scheint sich zum Jahreswechsel 2022/2023 weiter zu stabilisieren", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium.
Ausblick
Nach den Bekanntgaben der für Deutschland interessanten Daten zu den Einzelhandelsumsätzen und der Industrieproduktion für den Berichtsmonat Januar am frühen Morgen stehen am Nachmittag dann die US-Zahlen von ADP zur Beschäftigungsänderung sowie der Handelsbilanz auf dem Programm. Nach der Umstellung bei ADP muss sich diese Zahlenreihe aber erst noch als nachhaltig guter Vorlaufindikator und signifikant für die neugeschaffenen Stellen im US-Arbeitsmarktbericht erweisen. Da das vorläufige (advance) US-Handelsbilanzdefizit mit einer Ausweitung im Januar bereits veröffentlicht wurde, sind auch diese Zahlen kaum marktbewegend. Vielleicht erwähnt aber Jerome Powell bei seinem Auftritt heute vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses Neues, was er gestern noch nicht für wichtig hielt. Wahrscheinlich ist das jedoch nicht!
Renten- und Aktienmärkte
Am Dienstag verhielten sich die Rentenmärkte vor der Powell-Rede im Kongress zurückhaltend. Die falkenhaften Töne des FedChefs liessen im Nachgang der Rede die Renditen von 10-jährigen Deutsche Bundesanleihen dennoch um 5 Basispunkte auf 2,68% fallen. 10-jährige US-Staatsanleihen verliessen den Handel 4 Basispunkte höher (4,00%). Am kurzen Enden durchbrachen 2-jährige Treasuries erstmalig seit 2007 wieder die 5%- Marke.
Aktienmärkte links- und rechtsseitig des Atlantiks gaben nach. Für Belastung sorgten die Äußerungen des Fed-Chefs Powell, wonach die jüngsten starken Wirtschaftsdaten darauf schließen lassen, dass das Endniveau der Leitzinsen wahrscheinlich höher als zuvor erwartet ausfallen werde. Der DAX verlor zeitweilig über 160 Punkte vom Tageshoch. Der S&P 500 rutschte bis auf 3.980 Punkte ab. DAX -0,60%; MDAX -1,08%; TecDAX -0,50% Dow Jones -1,72%, S&P 500 -1,53%, Nasdaq Comp. -1,25%
Aktien von Deutschlands größtem Wohnungskonzern Vonovia verloren am teilweise über 7% und waren Worst Performer im DAX. Ermittler durchsuchten in 4 Bundesländern mehr als 40 Wohnungen und Büros aufgrund von Korruptionsvorwürfen. Newsflow über einen 5%-igen Aktienrückkauf des Chemikalienhändlers Brenntag trieben die Kurse des Weltmarktführers in der Distribution von Chemikalien und Inhaltstoffen unter die Top 10.
Unternehmen
Volle Auftragsbücher stimmen die Volkswagen Tochter Tratron optimistisch. Für das Jahr 2023 erwartet der Nutzfahrzeughersteller ein Plus bei Absatz und Umsatz von je 5 bis 15%.
Der auf die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie spezialisierte Anlagenbauer Gea hat der Inflation und den Lieferkettenproblemen getrotzt und 2022 seine bereits angehobenen Ziele übertroffen. Vorstandschef Klebert stimmen die prall gefüllten Orderbücher zuversichtlich, dass sich der Wachstumskurs fortsetzen wird. Steigende Kosten für Material und Energie machen dem Autound Industriezulieferer Schaeffler zu schaffen. Der Konzern verdiente im vergangenen Jahr knapp 14,4% weniger.
Devisen & Rohstoffe
Der USD erhielt Rückenwind und profitierte gegenüber dem Euro von den oben genannten Äußerungen Powells. Tageshoch: 1,0693 USD, derzeit weiter fallend bei 1,0531 USD. Rohölpreise stoppten ihren mehrtätigen Aufwärtstrend.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!