Inflation, Inflation… Börse am Morgen u.a. mit Hapag-Lloyd, Merck, Tesla - Nord LB

Die Inflation in der Euro-Zone erweist sich als überraschend hartnäckig. Im Februar kletterten die Verbraucherpreise binnen Jahresfrist um 8,5%. Experten hatten mit einem stärkeren Rückgang auf 8,2% gerechnet. Die Energiepreise befeuerten die Inflation weiter, auch wenn der Preisanstieg im Februar nicht mehr ganz so stark ausfiel wie zu Jahresbeginn. Energie verteuerte sich binnen Jahresfrist um 13,7% (Jan: 18,9%). Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak erhöhten sich um 15,0% (Jan. 14,1%). Industriegüter ohne Energie verteuerten sich im Februar um 6,8%. Dienstleistungen verteuerten sich um 4,8% (Jan. 4,4%). Trotz der drohenden Winterrezession in einigen Euro-Ländern ist die Zahl der Arbeitslosen in der Währungsunion zu Jahresbeginn zurückgegangen. Sie sank im Januar um 220.000 im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 11,288 Millionen. Bereinigt um saisonale Schwankungen lag die Arbeitslosenquote bei 6,7%. Sie verharrte damit auf dem Niveau von Dezember 2022.
Ausblick
Am heutigen Freitag ist der Fokus auf den Finanzmärkten eindeutig auf den amerikanischen ISM Services PMI gerichtet. In den USA dominiert bekanntlich der Dienstleistungssektor die Gesamtwirtschaft, so dass diese Unternehmensumfrage ein wichtiges Signal für die weitere Entwicklung der Konjunktur liefern kann. Der Index legte in den vergangenen drei Monaten eine bemerkenswerte Zick-Zack-Bewegung hin: Dem unerwartet hohen Wert von 55,5 Punkten im November folgte ein regelrechter Einbruch im Dezember auf nur noch 49,2 Punkte, gefolgt von einem ebenso überraschenden Rebound im Januar auf 55,2 Punkte. Insofern warten die Finanzmärkte mit Spannung auf die Veröffentlichung am Nachmittag. Auch die Unterkomponenten wie Preise, Auftragseingänge sowie Beschäftigung werden von Interesse sein.
Renten- und Aktienmärkte
Trotz der europäischen Inflationszahlen gaben die Kurse der deutschen Staatsanleihen etwas nach. Die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen kletterten zunächst auf ein Viermonatshoch, bevor Äußerungen des Fed-Notenbankers Bostic sie auf eine Talfahrt schickten. Bostic favorisiere einen langsamen und gleichmäßigen Kurs der Fed mit Zinserhöhungen um 25 Basispunkte, da die Auswirkungen der höheren Zinsen erst im Frühjahr zu spüren sein könnten.
Die hartnäckige Inflation im Euroraum macht Investoren am deutschen Aktienmarkt nervös. Auch die Unsicherheiten um die Beziehung zwischen den USA und China beeinflussen das Marktgeschehen. Zum einen sind da die weiter schwelenden Diskussionen und Vorwürfe über den Ursprung des Coronavirus, zum anderen die latente Gefahr von Sanktionen im Falle einer Unterstützung Russlands durch China mit Waffenlieferungen. DAX +0,15%; MDAX -0,26%; TecDAX -0,07%
Die Wall Street drehte nach einem schwachen Start deutlich ins Plus. Auslöser waren Äußerungen des Fed-Notenbankers Bostic. Unterstützung kam auch von robusten Firmenbilanzen. Im frühen Handel hatten dagegen noch Zinssorgen und ein Kursrutsch bei Tesla die Stimmung auf dem Parkett verhagelt. Dow Jones +1,05%, S&P 500 +0,76%, Nasdaq Comp. +0,73%
Unternehmen
Nach einem deutlichen Gewinnanstieg im vergangenen Jahr - gut 12% auf 6,8 Mrd. EUR - stellt sich Merck auf zunehmenden Gegenwind ein. Wegen des sich abschwächenden Markts für Halbleiter, eines weiteren Rückgangs der „Corona“-Nachfrage sowie der anhaltend hohen Inflation rechne man 2023 mit einem herausfordernden Jahr, teilte das Pharma- und Technologieunternehmen mit. Belastend dürften sich auch negative Wechselkurseffekte auswirken.
Nach den Rekordgewinnen der vergangenen Jahre erwartet Deutschlands größte Containerreederei Hapag-Lloyd einen rasanten Rückgang. Für das laufende Jahr stellte die Reederei einen Betriebsgewinn in einer Spanne zwischen 2 und 4 Mrd. EUR in Aussicht, nach 17,5 Mrd. EUR 2022. Angesichts des andauernden Krieges in der Ukraine und weiterer geopolitischer Konflikte sowie der Auswirkungen der Inflation sei die Prognose jedoch mit erheblichen Unsicherheiten behaftet.
Devisen & Rohstoffe
Der Kurs des Euro blieb aufgrund der USD-Stärke schwach. Die Ölpreise drehten nach anfänglichen Verlusten ins Plus. Investoren sind hin- und hergerissen zwischen Sorgen um die hohe Inflation und der Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung in China.
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