Inflations- und Zinssorgen! Börse am Morgen u.a. mit Tesla, Euro, Russland, Konjunktur - Nord LB

Die Engpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten sind in der deutschen Industrie so gering wie seit knapp 2 Jahren nicht mehr. 45,4% der Unternehmen klagten im Februar noch über Materialmangel, wie das Münchner Ifo-Institut mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit April 2021. Im Januar waren es noch 48,4%. Eine durchgreifende Entspannung in der deutschen Industrie lasse weiterhin auf sich warten, so das Ifo-Institut. So berichteten mehr als 70% im Maschinenbau, der Elektroindustrie und der Automobilbranche noch von Engpässen bei Rohstoffen und Vorprodukten. In der Chemie hat sich die Lage weiter entspannt. Gleiches gilt auch für andere energieintensive Branchen wie Papier, Kunststoff sowie Glasherstellung, wo die Anteile nunmehr jeweils unter 20% liegen. Das Papiergewerbe gehört mit 9,1% zu den Branchen, die gegenwärtig am wenigsten von Materialengpässen betroffen sind.
Die Stimmung in der Wirtschaft im Euroraum hat sich zuletzt überraschend eingetrübt. Das Barometer für das Geschäftsklima fiel im Februar um 0,1 Zähler auf 99,7 Punkte, wie aus den am Montag veröffentlichten Umfragen der EU-Kommission hervorgeht. Es war der erste Rückgang nach zuvor drei Zuwächsen in Folge. Ökonomen hatten mit einem weiteren Anstieg auf 101,0 Punkte gerechnet. Die Zuversicht in der Industrie nahm ebenso ab wie im Dienstleistungssektor. Am Bau blieb die Stimmung stabil, während sie sich im Einzelhandel sogar aufhellte.
Die US-Industrie ist mit einem dicken Auftragsminus ins Jahr gestartet. Die Bestellungen für langlebige Gebrauchsgüter, wie Flugzeuge und Maschinen, fielen um 4,5% zum Vormonat, wie das Handelsministerium bekannt gab. Experten hatten nur mit einem Minus von 4,0% gerechnet, nachdem es im Dezember ein Plus von abwärts revidiert 5,1% gegeben hatte.
Ausblick
Vor den ab Mittwoch anstehenden Datenhighlights der Woche wie ISM PMI, ISM Service PMI, chinesische Stimmungsumfragen sowie deutsche und europäische Preiszahlen – alle für den Berichtsmonat Februar – ist der heutige Tag eher mit weniger beeindruckenden Veröffentlichungen gespickt. Der Blick ist auf den Chicago PMI und den Richmond Fed Index als mögliche Hinweisgeber für den morgigen ISM PMI gerichtet. Zudem wird auf das US-Verbrauchervertrauen des Conference Boards geschaut, um das Potential des privaten Konsums im Land der unbegrenzten Möglichkeiten besser abzuschätzen.
Renten- und Aktienmärkte
Der Zinsauftrieb hält am deutschen Anleihemarkt an. Zum Start in die Woche stieg die Rendite für 10-jährige Papiere mit 2,58% auf den höchsten Stand seit 2011. In der kürzeren Laufzeit von 2 Jahren rentierten Bundesanleihen mit mehr als 3% und damit so hoch wie letztmalig im Jahr 2008. US-Treasuries: Die als sicher geltenden Wertpapiere profitierten von teils schwachen Konjunkturdaten.
Anleger am deutschen Aktienmarkt treiben zwar grundsätzlich weiter Inflations- und Zinssorgen um, denn steigende Zinsen lassen Anleihen gegenüber Aktien attraktiver erscheinen. Dennoch war eine klare Erholung von den Verlusten der Vorwoche zu beobachten. DAX +1,13%; MDAX +0,89%; TecDAX +1,03%
Nachdem die Wall Street angesichts von Zinssorgen vergangene Woche den höchsten Wochenverlust seit Jahresbeginn verzeichnete, nutzten Investoren das geringere Niveau, um vorsichtig auf das Parkett zurückzukehren. Dow Jones +0,22%, S&P 500 +0,31%, Nasaq Comp. +0,63%
Unternehmen
Tesla fährt seine Produktion im Werk in Grünheide bei Berlin schneller hoch als geplant. Die Marke von 4.000 produzierten Autos pro Woche sei drei Wochen früher als eigentlich angestrebt erreicht worden, geht aus einem Produktionsplan hervor. Bis Ende Juni sollen es mehr als 5.000 Autos werden. Die maximale Kapazität liegt bei 500.000 Autos pro Jahr, das sind fast 10.000 pro Woche. Auch die Montage von Batterien wurde in Grünheide aufgenommen; die Zellfertigung soll sich angesichts des US-Subventionspakets IRA auf die USA konzentrieren.
Devisen und Rohstoffe
Der Euro erhielt von den weiter steigenden Kapitalmarktzinsen Unterstützung und konnte sich etwas von seinem tiefsten Stand seit Anfang Januar erholen.
Die Entscheidung Russlands, kein Rohöl mehr nach Polen zu liefern, bewegte den Ölmarkt kaum.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!