Erste US-Daten im Fokus - Börsen-Ausblick u.a. mit Siemens, Talanx, Inflation - Nord LB
Die deutschen Inflationszahlen für den Januar sind mit Verzögerung gestern veröffentlicht worden. Mit 8,7% Y/Y (HVPI: 9,2%) bleiben die Jahresraten klar im einstelligen Bereich. Tiefer gegliederte Details wurden noch nicht veröffentlicht. Im Übrigen lässt sich vor allem konstatieren, dass die Inflationsdaten im Januar vielfältigen Verzerrungen unterlagen. Umbasierung und Anpassung der Wägungsschemata, staatliche Unterstützungsmaßnahmen (Dezember-Soforthilfe, Preisbremsen) und Vertragsanpassungen der Versorger erschweren massiv die Interpretierbarkeit. Für die Geldpolitik bleibt das grundsätzliche Inflationsbild dennoch recht klar: Die Inflation, vor allem die Kernrate, ist weiter viel zu hoch, weshalb die EZB vorerst auf Straffungskurs bleibt.
Höhere Produktionskosten, wachsende Personalausgaben, deutlicher Zinsanstieg: Wegen der schwierigen Rahmenbedingungen sagen Experten für dieses und kommendes Jahr mehr Firmeninsolvenzen in Deutschland voraus. Der weltweit führende Kreditversicherer Allianz Trade erwartet in diesem Jahr eine Zunahme um 15%, dem 2024 ein Anstieg von weiteren 6% folgen soll. Weltweit dürften die Insolvenzen in diesem Jahr mit 19% wesentlich stärker steigen, in Westeuropa sogar um 25%. Am stärksten gefährdet sind demnach die energieintensiven Branchen sowie die Sektoren, die stark von hohen Material- und Rohstoffpreisen betroffen sind.
Anderseits Hoffnungsschimmer: Die deutschen Firmen legen laut DIHK-Konjunkturumfrage unter rund 27.000 Betrieben ihre tiefe Rezessionsfurcht ab und stellen sich auf eine Stagnation im laufenden Jahr ein. Im Vergleich zum Herbst, als mit nur 8% Optimisten der bisherige Tiefststand bei den Geschäftserwartungen gemessen wurde, rechnen nun doppelt so viele Firmen (16%) mit besseren Geschäften in den nächsten 12 Monaten. Allerdings bleibt die Zahl der Pessimisten, die schlechtere Geschäfte erwarten, mit 30% (zuvor 52%) deutlich höher. Dass sich die Stimmung aufgehellt hat, dürfte dem DIHK zufolge auch mit den zum Jahreswechsel aufgesetzten Energiepreisbremsen zu tun haben.
Nach den bereits bekannt gegebenen Preisdaten aus China (CPI und PPI) ist der Blick heute Morgen auf die Bekanntgabe der BIP-Wachstumszahlen Großbritanniens für das IV. Quartal 2022 gerichtet. Ein zweiter Quartalsrückgang in Folge würde das Signal einer bereits im letzten Sommer begonnenen Rezession nach technischer Interpretation liefern – eine ebenfalls mögliche Stagnation könnte diese Bezeichnung zur Lage der britischen Wirtschaft zum jetzigen Zeitpunkt immerhin vermeiden helfen. Insofern Augen auf nach London! Am Nachmittag darf dann noch auf erste US-Daten aus dem Monat Februar geschaut werden: Das vorläufige Verbrauchervertrauen der Universität von Michigan dürfte nach einem halben Jahr minimaler Zuwächse im laufenden Monat stagniert haben – auf historisch gesehen allerdings unverändert sehr niedrigem Niveau.
Renten- und Aktienmärkte
Inflationsdaten aus Deutschland lagen unter den Markterwartungen und übten am dt. Anleihemarkt Zinsdruck aus.
Am deutschen Aktienmarkt ging es weiter bergauf. Beflügelt von einem Kurssprung bei Siemens (wir berichteten gestern) überwand der deutsche Leitindex die wichtige charttechnische Hürde von 15.500 Zählern. Für Entspannung auf dem Parkett sorgten die jüngsten Inflationsdaten, zahlreiche starke Quartalsberichte und optimistische Ausblicke. An der Wall Street ging es dagegen erneut bergab. Marktteilnehmern zufolge rückten einmal mehr die Zins- und Konjunktursorgen in den Fokus.
Unternehmen
Der Versicherungskonzern Talanx (WKN: TLX100, ISIN: DE000TLX1005, Chart, News) hat das abgelaufene Geschäftsjahr etwas besser abgeschlossen als erwartet und rechnet für 2023 mit einem weiteren Plus beim Gewinn. Das Konzernergebnis legte 2022 um 16% zu auf 1,17 Mrd. EUR und lag damit über der selbstgesteckten Spanne von 1,1 - 1,15 Mrd. EUR. Die Eigenkapitalrendite lag mit 12,9% ebenfalls über der Zielmarke von 8,4%.
Devisen & Rohstoffe
Nachdem der EUR bis auf 1,0791 USD geklettert war, ließ der Schwung nach. Der EUR hatte zuvor v.a. von einem schwächeren USD und Zinserhöhungsaussichten profitiert. Der deutliche Anstieg der Ölpreise seit Beginn der Woche setzte sich nicht fort. Seit mittlerweile 7 Wochen steigende US-Ölreserven belasteten die Ölpreise.
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