Zeit für Zahlen - Börsen-Ausblick u.a. mit Apple, Alphabet, Infineon, Siemens Gamesa - Nord LB

Nach der Fed am Mittwoch erhöhten gestern die europäische Zentralbank sowie die Bank of England die Leitzinsen, beide entsprechend der Markterwartung um einen halben Prozentpunkt. Die EZB stellt zugleich für März eine weitere Anhebung um 0,5 BP in Aussicht.
Deutsche Exporte sind laut Statistischem Bundesamt im Dezember um 6,3% gegenüber Vormonat eingebrochen. Erwartet wurde lediglich ein Rückgang um 3,3%. Im Gesamtjahr stiegen die deutschen Ausfuhren kalender- und saisonbereinigt um 14,3%. Aufgrund der höheren Preise für Energie stiegen die Importe mit 24,3% aber stärker, so dass der Exportüberschuss sank.
Der massiven Flut an Notenbankentscheidungen in den vergangenen 36 Stunden folgt am heutigen Nachmittag die Veröffentlichung der wichtigen Arbeitsmarktzahlen aus den USA. Diese werden dafür relevant sein, wie das FOMC auf ihrer nächsten Sitzung im März zinsmäßig entscheidet. Wir erwarten eine gewisse Abschwächung bei den neugeschaffenen Stellen auf nun etwa 170.000, was aber weiterhin ein recht solider Wert ist und nur eine sehr gemäßigte Entschleunigung beim Beschäftigungsaufbau signalisiert. Die Arbeitslosenquote dürfte vom Tiefststand bei 3,5% minimal auf 3,6% anziehen – also auch kaum ein Hinweis auf einen Einbruch auf dem Job-Markt! Letztlich stehen noch die Stundenlöhne mit einem zu erwartenden Zuwachs um 0,3% M/M stark im Fokus. Später folgt noch der ISM Service PMI, der sich nach dem zuletzt erfolgten Einbruch unter die 50-er Expansionsschwelle vermutlich wieder leicht darüber stabilisieren könnte.
Renten- und Aktienmärkte
Deutsche Bundesanleihen haben nach den Zinserhöhungen mit kräftigen Kursgewinnen reagiert. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel auf 2,06%. In der gesamten Eurozone fielen die Renditen, besonders deutlich in Italien mit 0,4 BP auf 3,88%. US-Staatsanleihen verteidigten ihre Vortagsgewinne und gingen im Tagesvergleich nahezu unverändert aus dem Handel.
Die deutschen und europäischen Aktienmärkte legten nach der Zinsentscheidung der EZB zu und schlossen am Abend fest. DAX +2,16%, MDAX +3,32%, TecDAX +4,42%. Heute dürfte der DAX laut Indikationen aufgrund erwarteter Gewinnmitnahmen etwas niedriger in den Handel starten.
Die US-Börsen präsentierten sich nach vielen Unternehmenszahlen uneinheitlich. Während der Dow Jones 0,1% verlor, legte der Technologieindex Nasdaq um kräftige 3,3% zu, der breit aufgestellte S&P 500 um 1,5%. Ein Kurssprung bei Meta (Facebook) nach guten Zahlen und einem überzeugenden Ausblick hielt die Tech-Rally am Laufen.
Unternehmen
Pandemie-bedingte Produktionsausfälle in einer chinesischen Fabrik und der starke US-Dollar drückten bei Apple auf Umsatz und Ergebnis. Erstmals seit 2016 wurden die Markterwartungen im letzten Quartal verfehlt. Der Umsatz fiel um 5%, in China sogar um 7%.
Sinkende Werbeausgaben der Unternehmen setzten Google-Mutter Alphabet zu. Der Sparkurs bei Google und YouTube wird verschärft.
Der Halbleiter-Hersteller Infineon (WKN: 623100, ISIN: DE0006231004, Chart) übertraf mit seinen Quartalszahlen und insbesondere mit seinem Ausblick die Markterwartungen. Dank einer robusten Nachfrage nach ertragsstarken Industrie-Halbleitern sieht sich das Unternehmen für die weltweite ChipFlaute gut gerüstet. Vor allem die Energiewende und der Ausbau der Elektromobilität sollen für einen anhaltend hohen Bedarf sorgen.
Siemens Gamesa veröffentlichte für das 1. Quartal des Geschäftsjahres 2022/23 einen tiefroten Quartalsverlust von EUR 884 Mio. Ursächlich waren Probleme mit hohen Ausfallraten bei bestimmten Komponenten der Windkraftanlagen, so dass hohe Garantie- und Servicekosten anfielen. Trotz eines günstigen Marktausblicks dürfte die Lage kurzfristig schwierig bleiben.
Devisen & Rohstoffe
Der Euro geriet nach der Zinsentscheidung der EZB unter Druck und sackte zunächst um über einen Cent ab. Unter der Marke von 1,09 USD konnte er sich dann stabilisieren.
Bei Rohöl fehlte es an klaren Handelsimpulsen. Letztendlich gaben die Notierungen leicht nach. Der stärkere US-Dollar machte Öl aber für Anleger in anderen Währungsräumen teurer.
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