Widerstandskraft der US-Wirtschaft trügt! Börsen-Ausblick u.a. mit Tesla, Sartorius, Mastercard - Nord LB

BIP-Wachstum USA: Erster Blick hui – zweiter Blick naja! Das BIP-Wachstum zog im IV. Quartal 2022 zum zweiten Mal in Folge an, diesmal um annualisierte 2,9% Q/Q. Nach zwei Quartalen mit negativen Wachstumsraten im 1. Halbjahr 2022 kam es damit im 2. Halbjahr letzten Jahres zu immerhin zwei Quartalen positiver Wachstumsraten.
Doch der Eindruck großer Widerstandskraft der US-Wirtschaft trügt unseres Erachtens: Während der Konsum und die Bauinvestitionen stark enttäuschten und die Ausrüstungsinvestitionen stagnierten, „hübschten“ vor allem die traditionell volatilen Vorratsinvestitionen das BIP-Bild auf, indem sie die Hälfte zum diesmaligen BIP-Wachstum beitrugen. Das zeugt wahrlich von keiner richtigen Stärke der Konjunktur! Der Domestic Demand schwächelt! Anhaltend hohe Energiepreise, weiterhin hohe Inflationsraten und eine rasant restriktiver ausgerichtete US-Geldpolitik lassen das Jahr 2023 mit großen Rezessionssorgen starten. Wir rechnen jedenfalls mit nur sehr geringen Wachstumsraten in 2023. Diese Aussichten werden auch die Fed zu einer vorsichtigeren Gangart bewegen. Wir gehen von nur noch einer 25bp-Zinsanhebung am kommenden Mittwoch aus – das sollte es dann aber auch gewesen sein!
Nach der gestrigen Bekanntgabe des BIP-Wachstums für die USA stehen heute, relativ gesehen, nur noch „Fliegengewichte“ an Konjunkturindikatoren auf der Agenda. Der Blick ist auf die PCE-Preisdaten gerichtet – also die im Vergleich zu den CPI etwas umfangreicheren Preise der Konsumausgaben – sowie die persönlichen Einkommen und Ausgaben. Doch bereits in der nächsten Woche werden eine Fülle an Daten und Ereignissen (Notenbanksitzungen) für wieder sehr viel mehr Marktimpulse sorgen können!
Renten- und Aktienmärkte
Besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus den USA belasteten sowohl deutsche Staatsanleihen als auch US-Treasuries.
Der deutsche Aktienmarkt hat gestern wieder zugelegt. Die Performance des DAX konnte allerdings nicht an die Entwicklung der Titel aus der 2. und 3. Reihe anschließen. Gebremst wurde der DAX u.a. von Verlusten beim Schwergewicht SAP. Die Unternehmensberichte liefern aktuell Licht und Schatten. (z.B. SAP: Flop, Sartorius: Top) DAX +0,34%, MDAX +1,27%, TecDAX +1,53%.
An der Wall Street präsentierten sich die Investoren letztlich optimistisch. Sie waren zuvor hin- und hergerissen zwischen den jüngsten Konjunkturdaten, den optimistischen Prognosen von Tesla und den trüben Aussichten bei IBM und Mastercard. Dow Jones +0,61%, S&P-500 +1,10%, Nasdaq-Comp. +1,76%.
Unternehmen
Tesla hat den Gewinn in Q4 kräftig gesteigert. Das Netto-Ergebnis sprang um knapp 60% auf 3,69 Mrd. USD. Der Umsatz betrug 24,32 Mrd. USD und lag damit leicht über den Analystenerwartungen. Tesla lieferte zum Jahresende 405.278 Autos aus. Dass selbst gesteckte Ziel, die Auslieferungen im Gesamtjahr um 50% zu steigern, verfehlte Tesla jedoch.
Der Laborausrüster Sartorius hat kräftig zugelegt und seine Ziele für das vergangene Geschäftsjahr erreicht. Der operative Gewinn kletterte um ein Fünftel auf 1,41 Mrd. EUR. Sartorius setzte rund 4,18 Mrd. EUR um, ein Plus von 21% binnen Jahresfrist. Währungsbereinigt stand ein Plus von 15% zu Buche. Gebremst wurde das Unternehmen von schwächeren Geschäften mit Produkten zur Herstellung von Corona-Impfstoffen, weshalb der Auftragseingang unter dem Vorjahresniveau lag. Die operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) belief sich auf 33,8%.
Das robuste Konsumverhalten hat Mastercard einen stabilen Gewinn im Schlussquartal des vergangenen Jahres beschert. Der Nettogewinn stieg binnen Jahresfrist um 6% auf 2,5 Mrd. USD. Der Ausblick auf Q1 2023 trübte jedoch die Stimmung der Investoren: Mastercard rechnet demnach mit einem Wachstum am oberen Ende des einstelligen Bereichs. Analysten erwarteten indes einen kräftigeren Zuwachs von 10,7%.
Devisen & Rohstoffe
Der Euro gab nach robusten US-Konjunkturdaten etwas nach. Spekulationen auf einen steigenden Rohstoffhunger Chinas und weniger stark als befürchtet anziehende Lagerdaten der USEnergiebehörde schoben dagegen die Ölpreise an. Unterstützend wirkt auch der seit einigen Tagen zur Schwäche neigende USD.
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