Harte Kritik an Europa - Börsen-Ausblick u.a. mit Bayer, Fraport, Siemens - Nord LB
Angesichts hoher Materialpreise und steigender Hypothekenzinsen blickt die deutsche Bauindustrie pessimistisch auf 2023. „Wir werden einen realen Rückgang beim Umsatz haben”, sagte der Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB), Peter Hübner. Bereits für das Jahr 2022 geht der Verband von einem realen Minus von fünf Prozent aus. „Und etwas ähnliches erwarten wir auch 2023, wahrscheinlich sechs Prozent realer Rückgang.”
Die deutschen Großhandelspreise sahen den stärksten Rückgang seit 14 Jahren. Sie gaben im Dezember um durchschnittlich 1,6% im Vergleich zum November nach. Damit mehrten sich die Hinweise, dass die Inflation in Deutschland ihren Höhepunkt überschritten haben könnte.
Ausblick
Nach den bereits in der Nacht bekannt gegebenen Zahlen zum BIP-Wachstum Chinas im abgelaufenen IV. Quartal werden heute am Vormittag die Ergebnisse der Konjunkturumfrage des Mannheimer ZEW für den ersten Monat des Jahres von Marktinteresse sein. Wir erwarten nach den bereits vorliegenden Daten vom Sentix, dass auch die Januarwerte von ZEW vermutlich einen Tick besser – also: weniger schlecht – als noch im Dezember ausfallen dürften. So rechnen wir für die ZEW-Konjunkturerwartungen mit einem leichten Anstieg auf -12 Punkte – der Tiefpunkt lag im September zum Hochpunkt der Energiepreisängste bei -60 Punkte. Hier ist also bereits ein sich abzeichnender langsamer Optimismus auszumachen, den man in der Lagebeurteilung, die sich bei zu erwartenden -59 Punkten kaum zum Besseren bewegen sollte, noch keinesfalls sieht. Am Nachmittag folgt dann der erste Indikator aus den USA für den Monat Januar: Der New Yorker Empire State Survey könnte sich marginal auf -8 Punkte verbessern, was die Finanzmärkte kaum vom Hocker reißen dürfte.
Renten- und Aktienmärkte
In einem ruhigen und impulslosen Handel präsentierten sich deutsche Staatsanleihen mit nur wenig Bewegung. Bei den US-Treasuries blieb es ebenfalls ruhig – allerdings feiertagsbedingt.
Anders der deutsche Aktienmarkt: Er ist erneut mit Kursgewinnen in die neue Woche gestartet. Ohne Impulse aus Amerika verlief der Handel jedoch in ruhigen Bahnen. DAX +0,31 %, MDAX +0,72%, TecDAX +0,54%. An der Wall Street blieben die Kurstafeln feiertagsbedingt dunkel.
Unternehmen
Bayer kritisiert das Umfeld für Innovationen in Europa und will den Schwerpunkt seines Pharmageschäfts weiter in die USA verlagern. „Europa macht einige wirklich große Fehler”, sagte Bayer-Pharmachef Oelrich in einem Interview. „Wir verlagern unseren kommerziellen Fußabdruck und die Ressourcen für unseren kommerziellen Fußabdruck deutlich weg von Europa.”
Der Flughafenbetreiber Fraport hat nach der Coronavirus-Pandemie die Passagierzahlen im vergangenen Jahr fast verdoppelt. Mit 48,9 Millionen lagen sie 97,2% höher als im Jahr davor, wie der Konzern am Montag mitteilte. Dank des Wegfalls von Corona-Reiserestriktionen sei die Nachfrage von Privatreisenden ab März dynamisch gestiegen. Zum Jahresende seien mehr Geschäftsreisende hinzugekommen. Zum laufenden Jahr äußerte sich Fraport-Chef Schulte zuversichtlich: „Mit der breiten Reiselust im Rücken erwarten wir 2023 weiteres Wachstum”. Die Zahl der Fluggäste im Gesamtjahr blieb noch gut 30% hinter der des Vorkrisenjahres 2019 zurück. Das Frachtaufkommen sank 2022 um 13,3%. Gründe dafür waren die Luftraumsperrungen wegen des Ukraine-Krieges, die Corona-Lockdowns in China und die wirtschaftliche Abkühlung.
Die Siemens-Sparte Mobility hat einen milliardenschweren Rekord-Auftrag zur Lieferung von 1.200 Lokomotiven nach Indien erhalten. Die Bestellung der staatlichen Eisenbahngesellschaft Indian Railways, die auch die Wartung und Instandhaltung der Loks über einen Zeitraum von 35 Jahren umfasse, habe ein Volumen von rund 3 Mrd. EUR und sei damit der größte Lokomotiv-Auftrag in der Geschichte der Sparte, teilte Siemens mit. Indien wolle die Frachtkapazitäten über die Schiene fast verdoppeln.
Devisen und Rohstoffe
Der Euro startete etwas leichter in die neue Woche. Kursbewegende News suchte man jedoch vergeblich. Auch die Ölpreise zeigten ein schwächeres Bild. Klare Impulse gab es gestern allerdings auch hier nicht.
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