Aktien-Anleger risikofreudig - Börsen-Ausblick u.a. mit Airbus, Bayer, Tesla - Nord LB
Stark steigende Preise, höhere Kreditkosten und Materialengpässe haben den Bauboom in Deutschland gestoppt: Das reale Bauvolumen sei 2022 um 2% gesunken und damit erstmals seit Jahren, geht aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor. Für das laufende Jahr wird ein Rückgang in ähnlicher Höhe erwartet. Erst 2024 werde das Bauvolumen inflationsbereinigt wieder im Plus liegen. Vor allem der Bau von Wohnungen ist demnach überproportional von den Rückgängen betroffen.
Die deutsche Automobilindustrie blickt nach einem durchwachsenen Jahr vorsichtig optimistisch auf 2023. Autobauer und Zulieferer setzen darauf, dass die Lieferengpässe weiter abnehmen und die Produktion wieder rund läuft. Gleichzeitig geht die Sonderkonjunktur zu Ende, in der die Hersteller wegen der starken Nachfrage hohe Preise durchsetzen konnten und satte Gewinne einfuhren. Für den Weltmarkt wird ein moderater Zuwachs um 4% auf 74 Mio. Fahrzeuge erwartet, 6,5 Mio. weniger als 2019. Der Anstieg der Firmeninsolvenzen in Deutschland hat sich im Dezember beschleunigt, doch die wegen der Energiekrise befürchtete Pleitewelle ist ausgeblieben. Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen erhöhte sich um 3,1% im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Heute kommen sie nun endlich auf den Tisch: Nach tagelangem Warten und fehlenden sonstigen marktrelevanten Datenveröffentlichungen werden heute die US-Inflationszahlen das Potential haben können, die Finanzmärkte ein wenig durchzurütteln. Von den aktuellen Daten wird es unter anderem abhängen, ob und wie stark die Federal Reserve am 1. Januar die Leitzinsen nochmals anhebt. Angesichts der deutlich gefallenen Benzinpreise haben wir unsere Prognose für den Berichtsmonat Dezember auf einen minimalen Monatsrückgang (!) um 0,1% M/M gesetzt, so dass die Jahresrate auf 6,6% fallen könnte. Dagegen dürfte aber die Kernrate um 0,3% M/M bzw. auf 5,7% Y/Y anziehen. Der Rückgang in der Headline und der Anstieg in der Kernrate könnten je nach subjektivem Standpunkt eine Leitzinsanpassung um 0Bp, 25Bp oder gar 50Bp rechtfertigen. Wissen wir dann deshalb mehr?
Renten- und Aktienmärkte
Deutsche Staatsanleihen profitierten von vorsichtigeren Äußerungen aus den Reihen der EZB. So wurde sich nicht so deutlich wie sonst für eine straffe Geldpolitik ausgesprochen. Die Kurse der US-Treasuries bauten ihre Anfangsgewinne im Laufe des Tages aus. Marktprägende Impulse gab es nicht.
Am deutschen Aktienmarkt zeigten sich Anleger vor den mit Spannung erwarteten Zahlen zu den Verbraucherpreisen in den USA risikofreudig. DAX +1,2%, MDAX +1,4%, TecDAX +1,7%. Auch an der Wall Street sorgte die Hoffnung auf einen weiteren starken Rückgang der US-Verbraucherpreise für eine freundliche Stimmung auf dem Parkett. Dow Jones +0,80%, S&P-500 +1,28%, Nasdaq-Comp. +1,76%.
Unternehmen
Airbus bleibt im vierten Jahr in Folge mit deutlichem Abstand der größte Flugzeugbauer der Welt. Mit 661 ausgelieferten Flugzeugen - das ist ein Plus von 8% - blieb das französisch-deutsche Unternehmen 2022 zwar wie erwartet leicht hinter der eigenen Zielmarke von 700 Maschinen zurück, wie Airbus einräumte. Der Konzern lag damit aber klar vor dem US-Rivalen Boeing, der im abgelaufenen Jahr trotz eines Schlussspurts nur 480 (2021: 340) Flugzeuge an die Kunden übergeben konnte. Vorstandschef Faury begründete den Produktionsrückstand mit den weiterhin brüchigen Lieferketten. "Auch das Jahr 2023 wird komplex."
Tesla plant eine millionenschwere Erweiterung der neuen Gigafactory in Texas. Der E-Autobauer habe bei der zuständigen Behörde einen Antrag gestellt, der eine Investition von knapp 776 Mio. USD in die Fabrik vorsieht, wie aus einem Antrag hervorgeht.
Der Einstieg eines weiteren Hedgefonds sorgt für Spekulationen über eine Aufspaltung von Bayer. Der aktivistische Investor Bluebell dringe auf einen Verkauf des Geschäfts mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten (Consumer Health). Bayer könnte dann in ein Pharma und ein Agrar-Unternehmen aufgespalten werden.
Devisen und Rohstoffe
Der Euro präsentierte sich gestern nahezu bewegungslos.
Eine gestiegene Nachfrage von chinesischen Ölhandelsunternehmen sorgte für ein positives Vorzeichen beim Ölpreis.
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