Optimisten blicken auf den Gipfel - BÖAG Kolumne
Die Bücher für das laufende Jahr sind noch nicht geschlossen, aber der Blick von Investoren ist wie immer bereits in die Zukunft gerichtet. Die Börsenbilanz für 2022 dürfte trotz multipler Krisen am Ende versöhnlich ausfallen – es sah jedenfalls zwischenzeitlich deutlich schlimmer aus. Fast 9 Monate notierte der DAX unter seiner 200-Tage-Linie, doch mit +9,5 Prozent im Oktober und jetzt weiteren +8,6 Prozent im November scheint das lange Tal erfolgreich durchschritten. Mit einer Bewegung über 1.549 Punkte im zurückliegenden Monat wurden wieder reichlich Höhenmeter gemacht, weshalb die Verschnaufpause auf dem vor 3 Wochen erklommenen Plateau mit nur rund 400 Punkte Schwankungsbreite, und ohne sichtbare Rückschläge, gerechtfertigt scheint. Aber, war es das schon? Oder folgt noch ein Gipfelsturm, sodass wir das Jahr mit einem einstelligen Prozentrückgang abschließen können?
Dafür muss der Blick wohl internationaler werden und hier fällt auf, dass die US-Leitbörsen mit +0,4 Prozent im November weniger euphorisch waren. Hier scheint es ein Paradoxon zu geben, denn die anhaltende Angst vor schnell steigenden Leitzinsen wirkt genauso lähmend wie die gleichzeitigen positiven Daten zum Arbeitsmarkt, zu Konjunkturerwartungen oder sinkenden Ölpreisen, welche die gefürchtete Rezession abwenden oder abmildern könnten. So bleibt die Inflationsbekämpfung durch die Notenbankpolitik der entscheidende Faktor für die Börsenstimmung. Statistisch sollte 2023 vieles besser laufen, aber der Glaube daran wird vor allem von der Hoffnung genährt. Alte und neue Hindernisse werden auf der Route zu meistern sein. Aufholpotenzial für Europa ist noch deutlich vorhanden und wird es vielleicht auch weiter bleiben; daran hat man sich eigentlich schon gewöhnt.
Ihr Thomas Strelow, Börse Düsseldorf
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