Der Höhepunkt der Inflation naht, aber eine wirkliche Entlastung ist nicht in Sicht - DWS
Erstmals seit vielen Monaten fällt der Anstieg der deutschen Inflationsrate geringer aus als vom Marktkonsens erwartet. Nach einer Erhöhung um 10,4 Prozent im Oktober kletterten die Preise im November 2022 in Deutschland „nur“ noch um 10,0 Prozent. Im Gegensatz zu den Vormonaten ließ der Preisauftrieb bei Energie etwas nach (+38,4 Prozent), was vor allem auf Preisrückgänge bei Heizöl, Benzin und Diesel zurückzuführen war. Nahrungsmittel verteuerten sich dagegen weiter. Im November stiegen sie um 21,0 Prozent (Oktober: 20,3 Prozent).
Für untere Einkommensgruppen stellt dies eine immense Belastung dar und zeigt, wie hoch die sozialen Kosten der Inflation sind. Auch wenn der Preisanstieg für Dienstleistungen etwas zurückging, ist nach Informationen aus den verschiedenen Bundesländern der unterliegende Preistrend nach wie vor aufwärtsgerichtet.
Ob die Inflationsrate bereits ihren Höhepunkt erreicht hat, ist noch fraglich. Wir rechnen um den Jahreswechsel mit den höchsten Inflationsraten in Deutschland, da auch im Dezember Preiserhöhungen für Gas und Strom anstehen und auch viele Unternehmen nochmals ihre Preise wegen der höheren Kosten anheben werden. 2023 sollten dann Gas- und Strompreisdeckel für eine gewisse Entlastung sorgen. Doch bei einer von uns erwarteten durchschnittlichen Inflationsrate von 7 Prozent im kommenden Jahr dürfte dies für den Verbraucher nicht wirklich spürbar sein. Insofern bleibt unserer Meinung nach der Druck auf die EZB bestehen, die Leitzinsen weiter deutlich anzuheben.
Autor: Ulrike Kastens, Volkswirtin Europa
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