Evotec - Anleger brauchen Geduld: Die kommenden drei Jahre werden entscheidend
An der Börse haben die Anleger die Zahlen von Evotec sehr negativ aufgenommen. Die Aktie des Hamburger Biotech-Unternehmens bricht ein, fällt im Tagesverlauf bis auf 16,995 Euro, kann sich dann aber etwas erholen. Am Nachmittag ist aber immer noch mehr als 10 Prozent Kursverlust auf 17,32 Euro für Evotecs Aktien auf der Kurstafel zu sehen.
Immerhin: Die Evotec Aktie kann damit eine charttechnische Unterstützung bei 17,00/17,19 Euro knapp bestätigen. Es ist die „letzte Zuflucht” für die Biotech-Aktie vor dem Baissetief bei 16,175 Euro, das Mitte Oktober erreicht wurde. Ein Rutsch hierunter würde den Baissetrend für den Aktienkurs der Hanseaten bestätigen.
Aktienexperten sind sich weitgehend einig: Die Zahlen von Evotec haben enttäuscht. Auf Neunmonatsbasis weist das Unternehmen einen Umsatzanstieg von 431 Millionen Euro auf 511 Millionen Euro aus - trotz gegenüber der „sehr starken Vergleichsbasis erheblich niedrigeren Meilenstein-, Abschlags- und Lizenzzahlungen”, wie Evotec betont.
Just - Evotec Biologics belastet aktuell das Ergebnis
Dass das EBITDA von 70 Millionen Euro auf 45 Millionen Euro gefallen ist, liegt vor allem an der Sparte Just - Evotec Biologics. Die Biotech-Company befindet sich hier weiter in der Startup-Phase, es wird kräftig investiert. Das belastet temporär das Ergebnis deutlich: Bereinigt um Just - Evotec Biologics wäre ein EBITDA von fast 85 Millionen Euro angefallen. Allerdings stellt die Sparte für die Zukunftspläne der Norddeutschen einen der Schlüsselfaktoren da.
Durch die Investitionsphase und die Biotech-Funding-Krise, die 2022 prägen, muss Evotec aber zunächst durch. Noch ist fraglich, ob das EBITDA-Ziel von 105 Millionen Euro bis 120 Millionen Euro erreicht wird. Evotec wird hierzu ein starkes viertes Quartal 2022 brauchen, in dem Meilensteinzahlungen ein Schlüssel sein dürften. Die letzten Wochen des Jahres und hier insbesondere der Dezember werden daher entscheidend für das EBITDA in diesem Jahr sein. Für den Umsatz erwartet Evotec eine Summe zwischen 715 Millionen Euro und 735 Millionen Euro, während Aufwendungen für die unverpartnerte Forschung und Entwicklung in Höhe von 70 Millionen Euro bis 80 Millionen Euro anfallen sollen.
2025 will Evotec die Umsatzmilliarde erreichen, dann soll laut Mittelfristplanung der Gesellschaft ein EBITDA von 300 Millionen Euro erzielt werden. Evotec-Vorstandschef Werner Lanthaler verweist in der heutigen Investorenkonferenz auf viele Datenpunkte, die im breiten Portfolio an Medikamenten-Entwicklungskooperationen der Hamburger in den Jahren 2023 bis 2025 erreicht werden und das Ergebnis in die Höhe treiben sollen. Die Gesellschaft will sich über ihre vielen Kooperationen in den nächsten Jahren einen stetig sprudelnden Royalty-Pool aufbauen. Und auch Just - Evotec Biologics soll dann seinen Beitrag leisten.
Analysten positiv für die Evotec Aktie gestimmt
Man erwarte einen „starken Newsflow”, sagt Lanthaler und Just - Evotec Biologics komme in Richtung des „turning points” voran. Gelingt der operative Ergebnis-Sprung, relativiert sich auch die aktuelle Bewertung des Unternehmens deutlich: An der Börse liegt Evotecs Marktkapitalisierung aktuell bei knapp 3,1 Milliarden Euro.
Erste Kommentare von Analysten zu Evotecs Zahlen liegen bereits vor. Von Jefferies kommt weiter eine Kaufempfehlung für die Evotec Aktie (WKN: 566480, ISIN: DE0005664809, Chart, News) mit einem unveränderten Kursziel von 38 Euro. RBC stuft die TecDAX-notierte Biotech-Aktie mit „Outperform” und einem Kursziel von 35 Euro ein - beides bleibt unverändert. Warburg nennt weiterhin ein Kursziel von 34 Euro für die Anteilscheine von Evotec und empfiehlt diese zum Kauf.