ifo Geschäftsklima: Deutschland steuert mit Volldampf auf die Rezession zu - Nord LB
Das ifo-Institut aus München hat vor einigen Minuten aktuelle Zahlen zu den Ergebnissen seiner weithin beachteten monatlichen Befragung von deutschen Unternehmen veröffentlicht. Diesen neuen Daten folgend blickt die deutsche Wirtschaft auch im Oktober ziemlich pessimistisch in die Zukunft. Die entsprechende Komponente konnte am aktuellen Rand nur marginal auf nun 75,6 Punkte zulegen. Optimisten mögen aufgrund dieser Entwicklung auf eine Bodenbildung bei diesem wichtigen Sub-Index des ifo-Geschäftsklimas hoffen, eine Schwalbe macht aber bekanntlich noch keinen Sommer. Die Beurteilung der aktuellen Lage hat sich im Berichtsmonat Oktober erwartungsgemäß weiter abgeschwächt – allerdings immerhin nur leicht. In der Tat notiert die ifo-Geschäftsbeurteilung nun bei 94,1 Zählern. Nach den Angaben zu den Stimmungsindikatoren des ZEW hätte es hier auch durchaus schlimmer kommen können. In der Summe hat sich das ifo-Geschäftsklima somit im Oktober kaum bewegt und notiert nun bei 84,3 Punkte. Der Vormonatswert dieser Zeitreihe ist marginal auf 84,4 Punkte nach oben revidiert worden.
Die aktuellen Zahlen zum ifo-Geschäftsklima stellen zwar eher eine positive Überraschung dar, die deutsche Wirtschaft steuert aber dennoch mit Volldampf auf eine Rezession zu. Die Unternehmen leiden weiterhin unter der extrem angespannten geopolitischen Lage, der ausgeprägten Verunsicherung bezüglich der Entwicklung der Energiepreise im Winter und den noch immer gestressten Lieferketten.
Auch wenn sich bei den letzten zwei Einflussfaktoren langsam etwas Licht am Ende des Tunnels abzuzeichnen scheint, bleibt die Stimmung in der deutschen Wirtschaft offenkundig eingetrübt. Das milde Wetter im Oktober hat mit Blick auf die Energiepreisentwicklung sicherlich in gewissem Umfang helfen können, Deutschland steht aber natürlich dennoch vor einem schwierigen Winter. Den von ifo-Institut befragten Unternehmenslenkern ist diese Tatsache ohne jeden Zweifel bewusst – und die Firmen haben ihre Pläne folglich sicherlich bereits entsprechend angepasst.
In diesem Kontext ist auch zu bedenken, dass die Europäische Zentralbank aufgrund des aktuellen Inflationsumfeldes nicht in der Lage ist, die EWWU-Ökonomie auf absehbare Zeit mit expansiven geldpolitischen Impulsen zu unterstützen. Im Gegenteil – die Währungshüter in Frankfurt werden sogar sehr bald weitere Leitzinsanhebungen implementieren müssen, um gegen das Anziehen des makroökonomischen Preisniveaus in Euroland zu kämpfen. Die Ziele der Notenbank lassen ein anderes Vorgehen einfach nicht zu. In der Tat ist noch in dieser Woche mit neuen Maßnahmen hin zu einer Normalisierung der EZB-Geldpolitik zu rechnen.
Fazit: Die Stimmung in den deutschen Unternehmen bleibt auch im Oktober durch einen ausgeprägten Pessimismus gekennzeichnet. Zwar kann sich der ifo-Geschäftsklimaindex am aktuellen Rand mehr oder weniger stabil halten, mit nur noch 84,3 Punkten notiert dieser wichtige deutsche Stimmungsindikator aber natürlich auf einem sehr niedrigen Niveau. Die Wirtschaft der größten Volkswirtschaft der EWWU steuert folglich mit Volldampf auf eine Rezession zu. Aufgrund des schwierigen Inflationsumfeldes kann perspektivisch nicht mit Hilfe von Seiten der EZB gerechnet werden. In der Tat drohen an dieser Stelle eher weiter Belastungen. Die Zentralbank in Frankfurt wird noch in dieser Woche eine weitere Leitzinsanhebung umsetzen müssen.
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