Chinas Achillesferse! Börsen-Ausblick mit: Hannover Rück, Tesla, Toyota - Nord LB
Endlich sind sie da – die ursprünglich schon für den 18.10. angekündigten Konjunkturdaten Chinas. Chinas Wachstumsdynamik nahm – nach dem Rückgang im II. Quartal – nun im III. Quartal 2022 mit einem Anstieg um 3,9% Q/Q wieder zu. Eine gewisse Stabilisierung hatte sich mit den monatlichen Konjunkturzahlen angedeutet. Mit einer aktuellen Jahreswachstumsrate von ebenfalls 3,9% Y/Y erscheint das von der Regierung ausgegebene Ziel für 2022 von 5,5% wieder näher zu rücken. Insbesondere die Zero-Covid-Strategie mit dem häufigen Herunterfahren der regionalen Wirtschaft bremst aber noch die Konjunktur. Es bleiben Lieferengpässe und Knappheiten – in geringerem Umfang. Die Stimmungsumfragen deuten wenig Dynamik an. Der Immobilienmarkt bleibt zudem die Achillesferse. Für den auf dem gestern beendeten Parteikongress wiedergewählten Xi Jinping sind die BIP-Zahlen wichtig. Wie sehr diese der tatsächlichen Realität entsprechen, darf jede(r) für sich beurteilen. Zur Unterstützung von Partei und Staat bleibt die Fiskalpolitik weiterhin aktiv.
Die Euro-Zone steuert wegen der Schwäche ihrer größten Volkswirtschaft Deutschland auf eine Rezession zu. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - fiel im Oktober um 1,0 auf 47,1 Zähler. Damit entfernte sich das stark beachtete Barometer merklich von der Marke von 50, ab der es Wachstum signalisiert.
Dem gestrigen Veröffentlichungsreigen der Einkaufsmanagerindizes von S&P aus den verschiedenen Ländern folgen heute die sicherlich mit noch größerer Spannung erwarteten Zahlen zum deutschen ifo-Geschäftsklimaindex. Erneut muss bei dieser wichtigsten deutschen Stimmungsumfrage von einem Rückgang im Headline-Index ausgegangen werden. Konkret rechnen wir dabei mit einem Nachgeben des ifo-Geschäftsklimaindex von 84,3 auf 83,6 Punkte. Bei den Unterkomponenten dürfte sich ein ähnliches Bild wie bei den bereits bekannt gegebenen ZEW-Daten zeigen: Während die ifo-Geschäftsbeurteilung nochmal deutlich zurückgehen sollte, könnte sich bei den ifo-Geschäftserwartungen ein minimaler Anstieg ergeben haben – allerdings ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau. Ob das bereits eine bald erreichte Talsohle für die gesamte konjunkturelle Entwicklung anzeigt, ist aber höchst fraglich. Es bliebe zunächst wohl höchstens ein dünner Hauch von Hoffnung.
Renten- und Aktienmärkte
Deutsche Bundesanleihen wurden tendenziell durch schwache Konjunkturdaten aus der Eurozone gestützt. Die Unternehmensstimmung im Euroraum hat sich im Oktober weiter verschlechtert. US-Staatsanleihen drehten nach anfänglichen Kursgewinnen im späten Handel ins Minus. Die Stimmung der Einkaufsmanager im Oktober bewegte die Notierungen kaum.
Am deutschen Aktienmarkt ging es nach den Gewinnen in der vergangenen Woche weiter nach oben. Der DAX stieg in Richtung 13.000 Punkte. Auftrieb kam von der ungebrochen guten Stimmung an den US-Börsen und einem kräftig gefallenen Gaspreis, der auf den tiefsten Stand seit Juni sank. Die Aussicht auf ein weniger aggressives Vorgehen der US-Notenbank im Kampf gegen die Inflation trieb die Wall Street weiter an. Bei den Einzelwerten geriet Tesla nach einer Preissenkung in China unter Druck, nachdem der Konzern die Einstiegspreise für die Modelle 3 und Y um bis zu 9% senkte.
Unternehmen
Toyota arbeitet nach Informationen von Insidern an einem Neustart seiner Elektroauto-Strategie. Der Branchenprimus wolle Produktionskosten senken, um am boomenden E-Automarkt dem US-Elektroautopionier Tesla und anderen Konkurrenten besser Paroli bieten zu können, berichtete Reuters. Arbeiten an einigen der 30 laufenden Elektroauto-Projekte seien gestoppt worden. Der Ende 2021 angekündigte 38 Mrd. USD schwere Plan der Japaner zur Umstellung auf reine E-Autos könnte Makulatur sein, wenn die diskutierten Vorschläge angenommen würden. Das Unternehmen äußerte sich dazu nicht.
Der Rückversicherer Hannover Rück erwartet bei den Verhandlungen mit dt. Erstversicherern wegen zunehmender Naturkatastrophen und der Inflation deutlich höhere Preise.
Devisen und Rohstoffe
Beim Euro gab es gestern zunächst eine leichte Gegenbewegung, bevor die Notierungen wieder anzogen. Die weiterhin schwache Nachfrage des weltweit größten Rohölimporteurs China setzte dem Ölpreis zu.
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