US-Einzelhandelsumsätze: Weder Fisch noch Fleisch! - Nord LB
Heute sind aktuelle Daten zur Entwicklung der US-Einzelhandelsumsätze veröffentlicht worden. Im Berichtsmonat September kam es diesen noch vorläufigen Angaben folgend mit einer Veränderungsrate von 0,0% M/M zu keiner spürbaren Bewegung. Diese Entwicklung liegt ziemlich genau im Rahmen unserer Erwartungen. Immerhin ist der für den August gemeldete Anstieg leicht von bisher 0,3% M/M auf nun 0,4% M/M nach oben revidiert worden. In der Summe können die heutigen Zahlen somit wohl als zumindest nicht negativ beurteilt werden. Es handelt sich aber auch nicht um wirklich positive Nachrichten. An dieser Stelle kann ein Blick auf die Jahresrate durchaus hilfreich sein. Auf Basis der saisonbereinigten Zeitreihe liegt der Anstieg hier im Berichtsmonat September bei 8,2% Y/Y – und damit genau auf Augenhöhe mit dem für diesen Zeitraum gemeldeten Zuwachs der Konsumentenpreise. Somit sind die aktuellen Daten zu den Einzelhandelsumsätzen wohl „weder Fisch noch Fleisch“! Es ist zudem unklar, ob sich Verzerrungen durch den Hurrikan Ian ergeben haben. Der Wirbelsturm könnte viele Verbraucher in Florida und South Carolina in der Tat dazu bewogen haben, ihre Vorräte an Nahrungsmitteln und anderen wichtigen Gütern signifikant aufzustocken.
Beim Blick auf die Details der soeben gemeldeten Zahlen fällt zunächst auf, dass die Umsätze in den US-Autohäusern im September um 0,4 M/M gefallen sind. Daten der Hersteller zur Zahl der verkauften Fahrzeuge hatten am aktuellen Rand eigentlich eine etwas freundlichere Entwicklung erwarten lassen. Eine mögliche Erklärung könnten natürlich die Verkaufspreise sein. Allerdings hatten die jüngsten Angaben zur Entwicklung bei den Automobilpreisen, die im Rahmen der CPI-Daten veröffentlicht worden waren, lediglich bei den Gebrauchtfahrzeugen und nicht bei den Neuwagen einen Preisrückgang angezeigt. Exklusive Kraftfahrzeuge legten die Einzelhandelsumsätze im September leicht um 0,1% zu.
An den Tankstellen gingen die Umsätze am aktuellen Rand abermals zurück. Mit Blick auf diese Unterkomponente wurde hier eine Veränderungsrate von -1,4% M/M gemeldet. Unter Ausklammerung des Treibstoffs zogen die Einzelhandelsumsätze um 0,1% M/M an.
Die eng mit dem Immobilienmarkt der USA verbundenen Untergruppen Möbel und Baumaterialien zeigen im September eine gleichgerichtete Bewegung. Die zwei Zeitreihen haben sich jeweils etwas abgeschwächt. In beiden Fällen handelt es sich wohl um eine Gegenbewegung nach Anstiegen in den zwei Vormonaten, wobei dieser Erklärungsansatz mit Blick auf die Baumaterialien eindeutig überzeugender ist.
Die Kontrollgruppe der US-Einzelhandelsumsätze, die für die BIP-Erhebung von Relevanz ist, konnte im September immerhin um 0,4% M/M anziehen. Dies ist eine eher erfreuliche Entwicklung. Der Konsument scheint dem Wirtschaftswachstum im Land der eigentlich unbegrenzten Möglichkeiten zumindest gewisse Impulse liefern zu können. Sicherlich ist die aktuelle Inflationsentwicklung an dieser Stelle ein belastender Faktor, der finanzielle Sorgen bei vielen US-Verbrauchern auslösen dürfte. Auch die höheren Zinsen helfen zweifellos nicht. Allerdings scheint die weiterhin positive Beschäftigungssituation stützend auf das Konsumverhalten in den USA zu wirken. Eine nachhaltige Eintrübung am Arbeitsmarkt würde natürlich zu einem Problem für die Haushalte werden. Auch ein Einbruch bei den Aktienkursen müsste zu Belastungen führen. Gleiches dürfte auch für die Immobilienpreise gelten. Diese spielen als möglicher Risikofaktor für die US-Wirtschaft aktuell vielleicht sogar eine ganz besonders wichtige Rolle. Folglich wird in der kommenden Woche sehr genau auf die Zahlen zum NAHB Bauklima zu achten sein.
Fazit: Die US-Einzelhandelsumsätze präsentieren sich im September mit einer Veränderungsrate von 0,0% M/M unverändert. Diese Nachricht ist keine wirklich große Überraschung. Zur Kommentierung der Zahlen drängt sich die Redensart „weder Fisch noch Fleisch“ regelrecht auf.
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