Durchatmen! Der Börsen-Ausblick mit: FedEx, Japan, Notenbanken - Nord LB
Die Bank of England hat die Bank Rate um 50bp auf nun 2,25% angehoben. Damit reiht sie sich in die lange Schlange an Zentralbanken ein, die ihre Leitzinsen erhöhen. Die Inflation in Großbritannien hatte zuletzt bei 9,9% gelegen. Die Notenbank hätte nach Auffassung einiger Marktteilnehmer durchaus kräftiger agieren können. Insofern hilft der verkündete Zinsschritt dem Pfund nicht wirklich – zumal die Fed am Mittwoch mit ihrem 75bp-Schritt erneut den Einsatz erhöht hat.
Auch die Schweizerische Notenbank hat eine geldpolitische Straffung vorgenommen und den Leitzins um 75bp auf 0,50% erhöht. Zuletzt hatte sie im Juni das erste Mal seit 15 Jahren an der Zinsschraube gedreht. Die Inflation in der Schweiz betrug im August 3,5%. Zudem gab die SNB bekannt, wenn nötig auch Interventionen am Devisenmarkt durchzuführen, um den Schweizer Franken zu stützen.
Das Verbrauchervertrauen in der Eurozone hat sich im August weiter verschlechtert. Der European Sentiment Indicator fiel nach einer ersten Schätzung um 3,8 Punkte auf nun -28,8 Zähler, wie die EU-Kommission mitteilte. Dies stellt den tiefsten Wert seit der Erhebung des Indikators dar.
Ausblick
Nach den verschiedenen Notenbanksitzungen der vergangenen 36 Stunden ist heute neben vielleicht einem Durchatmen und der Anpassungen eigener Prognosen der Blick einzig und allein auf die von S&P veröffentlichten Stimmungsindizes gerichtet. Hierbei werden Unternehmen aus verschiedenen Ländern sowohl aus dem verarbeitenden Gewerbe als auch dem Dienstleistungssektor um ihre Einschätzungen befragt. In der Summe muss wohl mit leicht rückläufigen Werten gerechnet werden – in vielen Ländern ist bereits die Expansionsschwelle von 50 Punkten unterschritten. In den USA ist dabei bemerkenswerterweise der Index zum Produktionssektor über 51 Punkten, jener für den Dienstleistungssektor bei unter 44 Punkten! Dies ist umso erstaunlicher, da die eigentlich deutlich marktrelevanteren Pendants vom Institute for Supply Management (ISM) bei 52,8 bzw. 56,9 Punkten liegen. Vor allem die Stimmung im Service-Sektor ist dabei also schon auffällig divergent!
Renten- und Aktienmärkte
Deutsche Bundesanleihen erlitten nach den jüngsten Steigerungen wieder Kursverluste. US-Staatsanleihen verzeichneten ebenfalls sinkende Kurse. Hier macht sich die Zinsanhebung der Fed bemerkbar.
Am deutschen Aktienmarkt ging es auf Talfahrt. Die weltweiten Zinserhöhungen machen den Anlegern zu schaffen. DAX -1,84%, MDAX -2,68%, TecDAX -3,66%. Ähnlich war die Lage an US-Börsen, wo die Zinserhöhung der Fed vom Mittwoch noch nachwirkte. Dow Jones -0,36%, S&P-500 -0,84%, Nasdaq-Comp. -1,37%.
Unternehmen
FedEx will im Jahr 2023 seine Kosten senken. Das Volumen der Reduktion soll in etwa 2,2 Mrd. USD bis 2,7 Mrd. USD betragen, so der Konzern. Die Entscheidung begründete der Post-Konkurrent mit schlechteren wirtschaftlichen Aussichten. Einsparungen sollen vor allem durch die Reduzierung der Flugfrequenzen, aber auch durch Schließungen bestimmter Sortierbetriebe bei FedEx Ground erzielt werden. Die vorläufigen Ergebnisse für das I. Quartal wurden bestätigt. Der Umsatz betrug 23,2 Mrd. USD, was ein Plus von rund 5% ausmacht. Der bereinigte operative Gewinn ging um knapp 20% auf 1,23 Mrd. USD zurück.
Devisen und Rohstoffe
Der Euro erholte sich etwas von seinem 20-Jahres-Tief, sackte dann jedoch wieder auf 0,9816 USD ab. Die Gemeinschaftswährung leidet unter der Stärke des Greenback, der von der Leitzinserhöhung der Fed profitiert.
Die Bank of Japan hat erstmals seit 1998 Interventionen am Devisenmarkt durchgeführt. Dies gab ein Vertreter der japanischen Regierung bekannt. Zwischenzeitlich kostete ein USD 145,87 Yen - dies war der schwächste Wechselkurs seit 1998. Nach der Intervention kostete ein USD 140,98 Yen. Der Yen war am Morgen abgewertet, nachdem die Bank of Japan bekannt gab, ihre Leitzinsen unverändert zu lassen.
Die Ölpreise traten eine Gegenbewegung zu ihren jüngsten Verlusten an und legten leicht zu.
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