Es heißt wohl: „Anschnallen!“ Der Börsen-Ausblick mit: Uniper, Fortum, Notenbanken - Nord LB

Die Fed hat gestern erwartungsgemäß die Federal Funds Target Rate auf 3,25% angehoben. Dieser „Jumbo“ Zinsschritt um 75bp ist bereits der dritte in Folge. An den Märkten war zuvor sogar über einen 100bp Schritt spekuliert worden. Die Fed erwartet bis zum Jahresende einen Leitzins von 4,4%, im Juni waren die Notenbänker noch von 3,4% ausgegangen. Für 2023 wird zum Jahresende 4,6% prognostiziert. Fed-Chef Jerome Powell betonte zudem, der Arbeitsmarkt sei überhitzt, da es zu viel Nachfrage nach Arbeitskräften und zu wenig verfügbare Arbeitskräfte gäbe. Die Fed erwartet für 2023 einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf 4,4% (Juni: 3,9%). Im Kontrast dazu hat die Bank of Japan ihre Leitzinsen unverändert gelassen.
Die deutschen Exporte in Nicht-EU Länder sind im August kalender- und saisonbereinigt um 4,0% im Vergleich zum Juli gestiegen, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Auf Jahressicht ergab sich ein Plus von 17,6%. Dies entspricht einem Warenwert in Höhe von 60,3 Mrd. EUR. Hierbei handelt es sich um vorläufige Ergebnisse. Wichtigste Handelspartner waren im August die USA (13,4 Mrd. EUR; +42,3% Y/Y), gefolgt von China (8,9 Mrd. EUR; +17,2% Y/Y) und Großbritannien (5,8 Mrd. EUR; +22,6% Y/Y). Die Anstiege sind jedoch unter Berücksichtigung der stark gestiegenen Außenhandelspreise zu betrachten, hieß es.
Ausblick
Nach den Zinsentscheidungen der Federal Reserve gestern Abend und der BoJ heute früh stehen nun im weiteren Verlauf des Tages noch jene der SNB und der BoE an. Es ist damit zu rechnen, dass die SNB um 9:30 Uhr die Policy Rate um 75bp auf 0,50% anheben wird und damit den Negativbereich als eine der letzten Notenbanken verlässt, wohingegen die BoE um 13:00 Uhr als einer der Vorreiter unter den Notenbanken einen nochmaligen Zinsschritt um (mindestens) 50bp auf dann bereits 2,25% vornehmen wird. Während die Schweiz aber eine Inflationsrate von „nur“ 3,5% aufweist, liegt sie im Vereinigten Königreich bereits bei nahe 10%! Insofern sollte niemand überrascht sein, wenn auch die BoE einen Rate Hike um 75bp verkünden sollte. Die Notenbanken sind weltweit in Alarmbereitschaft angesichts der rasenden Inflationsraten und der gleichzeitig in die Wege geleiteten staatlichen Auffangprojekte im Zuge der Energiepreiskrise. Die Kreditzinsen steigen und zusammen mit der Verunsicherung von Haushalten und Unternehmen die Wahrscheinlichkeiten von Rezessionen in den kommenden Quartalen. Es heißt wohl: „Anschnallen!“
Renten- und Aktienmärkte
Die Nachricht von der Teilmobilisierung in Russland veranlasste die Anleger, wieder verstärkt deutsche Staatsanleihen zu kaufen, die als sicher gelten. Im Gegenzug fiel die Rendite 10-jähriger Bunds auf 1,89%. Auch US-Treasuries wurden vermehrt nachgefragt und profitierten somit von der herrschenden Unsicherheit.
Im frühen Handel schockte die russische Teilmobilmachung die Anleger am deutschen Aktienmarkt. Im Tagesverlauf konnten die Verluste jedoch wieder ausgeglichen werden. DAX +0,76%, MDAX +0,62%, TecDAX +1,00%.
Die Investoren an der Wall Street reagierten verschreckt auf den 75bp Zinsschritt der Fed. Dow Jones -1,70%, S&P-500 -1,71%, Nasdaq-Comp. -1,79%.
Uniper
Der Gasimporteur Uniper (WKN: UNSE01, ISIN: DE000UNSE018, Chart, News) wird verstaatlicht, nachdem er durch das Zukaufen teuren Erdgases am Markt in Schieflage geraten war. Dies teilte Bundeswirtschaftsminister Habeck mit. Der Bund plant eine Kapitalerhöhung von 8 Mrd. EUR zum Ausgabepreis von 1,70 EUR pro Aktie. Die Anteile des finnischen Konzerns Fortum werden ebenfalls übernommen, dies entspricht einem Kaufpreis von 480 Mrd. EUR. Habeck geht davon aus, dass die Verstaatlichung in drei Monaten umgesetzt sein wird. Am Ende soll der Bund 98,5% der Anteile des kriselnden Gasimporteurs halten. Uniper-Aktien rutschten daraufhin auf unter 3 EUR ab, während Fortum-Anleger erleichtert aufatmeten.
Devisen und Rohstoffe
Der Euro geriet durch die Fed-Leitzinserhöhung deutlich unter Druck und rutschte auf einen neuen Tiefstand (0,9807 USD). Die Ölpreise legten am Morgen durch die Nachricht der russischen Teilmobilmachung zu, gaben ihre Gewinne im Handelsverlauf jedoch wieder ab.
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