Smartbroker Holding: Auf die Euphorie folgt die Normalität
In der vergangenen Woche hat die Smartbroker Holding, vormals als wallstreet:online firmierend, ihre Halbjahreszahlen präsentiert. Heute hat man sich dazu in einem Investoren- und Analystengespräch nochmals geäußert. Interessanter waren jedoch andere Aspekte, die zur Sprache kamen.
So wird erneut bestätigt, dass der Smartbroker 2.0 inklusive App nicht im laufenden Jahr sondern erst 2023 kommt. Vorstandschef Andre Kolbinger geht davon aus, dass er ungefähr Mitte 2023 am Markt eingeführt werden wird. Danach sollen die Altkunden langsam auf die neue Plattform migriert werden. Das dürfte bis zu zwei Monate dauern. Und somit wird man im dritten oder vierten Quartal 2023 mit der Kundenakquise für den neuen Smartbroker starten. Erst dann will man die Marketingausgaben wieder hochfahren. Demnach wird man bis Mitte 2023 kaum neue Kunden für den Online-Broker gewinnen (wollen). Entsprechend werden 2022 und große Teile von 2023 zu Übergangsperioden der Holding.
Die Entwicklung des Smartbroker 2.0 hat bisher rund 20 Millionen Euro gekostet. Bis zur Markteinführung dürften weitere 5 Millionen Euro bis 8 Millionen Euro notwendig sein. Finanziell ist das kein Problem für die Berliner. Sie haben 33 Millionen Euro auf dem Konto.
Warten auf die erweiterte BaFin-Lizenz
Mit dem neuen Smartbroker benötigt das Unternehmen auch eine erweiterte BaFin-Lizenz, da man sich vom bisherigen Bankpartner (DAB BNP) trennen wird. Hier steht man in fortlaufenden Gesprächen mit der Behörde, die sich durch den Wechsel an der Vorstandsspitze von Matthias Hach zu Andre Kolbinger offenbar intensiviert haben.
Noch immer kann man nicht sagen, wann die die BaFin grünes Licht gibt. Wenn alles gut läuft, könnte dies noch vor dem Jahresende geschehen, wahrscheinlicher ist aber eine Lizenzerweiterung im Frühjahr 2023. Nach Angaben aus dem Vorstand gibt es aber absolut keine Anzeichen dafür, dass die Lizenzerweiterung von der BaFin nicht erteilt wird. Man geht absolut von einem positiven Bescheid aus, so ist auf dem Analystencall zu hören.
Gesunken ist zuletzt die Zahl der Seitenaufrufe auf den verschiedenen Portalen der Gruppe (wallstreet-online, ariva, finanznachrichten, boersennews). Lag diese im ersten Halbjahr 2021 noch bei 2,3 Milliarden, so waren es in den ersten sechs Monaten 2022 noch 1,5 Milliarden Euro. Die Zahl der Werbeeinnahmen auf den Portalen ist hingegen nur um rund 4 Prozent gesunken. Für den Vorstand ist die Entwicklung der Page Impressions nichts, was beunruhigend sei. Aus einer Phase der Euphorie geht man in eine normale Phase über.
Der Kurs der Smartbroker Holding ist nach den jüngsten Entwicklungen, sei es der Abgang von CEO Hach, die Verschiebung des Smartbroker-Launches oder auch der Gewinnwarnung, massiv unter Druck geraten. Das Papier hat innerhalb von vier Wochen rund 40 Prozent verloren. Innerhalb von einem Jahr liegt das Minus bei fast 70 Prozent.
Smartbroker hat Alleinstellungsmerkmal
Aus Sicht von CFO Roland Nicklaus muss das Unternehmen jetzt operativ abliefern. Man sei kein Startup und kein Neo-Broker, vielmehr sei man der einzige „next generation broker“ mit einer eigenen Medienplattform. Dies sei ein Alleinstellungsmerkmal. Die Kursentwicklung sieht Nicklaus als Überreaktion an. Dass Management und Aufsichtsrat an das Geschäftsmodell glauben, habe sich an den jüngsten Directors Dealings sowie an der Beteiligung an der vergangenen Kapitalerhöhung gezeigt.
Eine klare Absage erteilt Nicklaus der Frage, ob man an ein Aktienrückkaufprogramm denkt. Das kommt momentan nicht in Frage, das Geld wird für weitere Investitionen benötigt. Aus diesem Grunde spielt auch eine Dividende keine Rolle in den Überlegungen der Gesellschaft. Das vorhandene Geld soll für den weiteren Aufbau der Strukturen und für das Marketing genutzt werden.
Das Vorstandsgespräch ist an der Börse gut aufgenommen worden. Die Aktien der Smartbroker Holding (WKN: A2GS60, ISIN: DE000A2GS609, Chart, News) gewinnen am Nachmittag 1,1 Prozent auf 7,35 Euro.
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: Smartbroker Holding AG.