Börsen-Ausblick mit: TAG Immobilien, Agrarwirtschaft, Inflation und Gaskrise - Nord LB
Gebremst von der Gaskrise und der hohen Inflation steuert die Wirtschaft der Euro-Zone auf eine Rezession zu. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft, die den Industrie- und Servicesektor umfasst, fiel um 0,7 auf 49,2 Zähler, wie der Finanzdienstleister S&P Global mitteilte. Das an den Finanzmärkten viel beachtete Barometer rutschte damit auf ein 18-Monatstief. Es liegt nun merklich unter der Wachstumsschwelle von 50 Stellen.
Die deutsche Wirtschaft ist im August wegen der hohen Inflation und steigender Zinsen so stark geschrumpft wie seit den Anfängen der Corona-Pandemie vor über zwei Jahren nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft -Industrie und Service-Sektor zusammen-, sank um 0,5 auf 47,6 Punkte, der niedrigste Stand seit Juni 2020.
Von der Datenlage präsentiert sich der heutige Handelstag eher mau – einzig die Auftragseingänge dauerhafter Güter aus den USA stehen zur Veröffentlichung an. Diese erwarten wir für den Berichtsmonat Juli mit 0,6% M/M recht stark, insbesondere nach einem bereits deutlich stärkeren Vormonatswert von 2,0% M/M. Ansonsten dürfte aber in Deutschland der Blick auf die morgigen Zahlen zum deutschen ifo-Geschäftsklimaindex für August gerichtet sein. Weltweit gesehen dominieren aber derzeit ohnehin hauptsächlich die Spekulationen auf die Kernaussagen von FedChef Jerome Powell auf der ab Freitag stattfindenden Konferenz in Jackson Hole, Wyoming. Offenbar wird mit eher hawkishen Äußerungen gerechnet, was im Vorfeld dieser Veranstaltung global die Renditen und den US-Dollar maßgeblich beflügelt.
Sektor
Agrarwirtschaft - Erntebilanz: Die Trockenheit sorgt auch in diesem Jahr für eine vergleichsweise maue Getreideernte in Deutschland. Sie beläuft sich nach Schätzung des Deutschen Bauernverbands (DBV) auf etwa 43 Mio. Tonnen. Damit können die Landwirte zwar fast 2% mehr einfahren als im vergangenen Jahr, aber rund 6% weniger als im Durchschnitt der Jahre 2014-2021 von 45,6 Mio. t. Insgesamt bleibe die Versorgungslage wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs angespannt. Energiekosten hätten sich verdoppelt, Düngemittelpreise vervierfacht und Futtermittelkosten seien sehr stark gestiegen. Laut DBV müssen Verbraucher mit steigenden Preisen rechnen.
Aktienmarkt
Nach einer zwischenzeitlichen Erholung belastet inzwischen wieder vor allem die Sorge vor höheren Zinsen in den Vereinigten Staaten die Kurse an den internationalen Aktienmärkten. Investoren fürchten, dass das FOMC den Bogen bei der Neuausrichtung seiner Geldpolitik überspannen könnte. In diesem Fall würde die Wirtschaft der Vereinigten Staaten unter Druck geraten. Dieses Szenario wird vom S&P 500 wohl noch nicht angemessen eingepreist. Wir sehen den US-Leitindex zum Jahresende daher im Bereich von 3.800 Punkten. Entsprechend hat auch der DAX unseres Erachtens kein größeres Potential für Kursanstiege. Wir erwarten bei diesem Index einen Jahresendstand im Bereich des aktuellen Niveaus.
Unternehmen
Die Immobilienfirma TAG Immobilien profitiert von höheren Mieten und sinkenden Leerständen. Das für die Branche wichtige operative Ergebnis aus dem Vermietungsgeschäft (FFO 1) stieg in Q2 auf 48,5 (Vorjahr: 45,9) Mio. EUR. Die Mieten in Deutschland wuchsen in Q2 auf vergleichbarer Basis um 1,5%, die Leerstandsquote verringerte sich per Ende Juni auf 5,2% von 5,7% Ende März.
Die Kaufzurückhaltung vieler Verbraucher angesichts steigender Energiepreise und hoher Inflation hat bei der Parfümeriekette Douglas keine Spuren hinterlassen. Im Gegenteil: Douglas konnte den Umsatz und das operative Ergebnis in Q3 des Geschäftsjahres 2021/22 (April bis Juni) deutlich steigern. Der Umsatz kletterte auf 830 (Vorjahr: 644) Mio. EUR, das bereinigte operative Ergebnis legte auf 64 (24) Mio. EUR zu.
Devisen
Eine allgemein trübe Stimmung an den Finanzmärkten und die Aussicht auf einen drohenden Gasmangel in der Eurozone halten den EUR weiter unter die Parität zum USD.
Rohstoffe
Die Ölpreise legten zu. Marktbeobachter verwiesen auf Aussagen des saudi-arabischen Energieministers, der eine mögliche Verringerung der Ölförderung durch das Ölkartell Opec+ angedeutet hatte.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!