US-Arbeitsmarkt: Gute Zahlen lassen die „Phantomrezession“ wahrscheinlicher werden - Nord LB
In den USA sind vor einigen Minuten aktuelle Daten zur Lage am US-Arbeitsmarkt veröffentlicht worden. Die Angaben der offiziellen Statistik zeigen wieder einen erfreulich starken Stellenaufbau außerhalb der Landwirtschaft. In konkreten Zahlen ausgedrückt wurde für Juli die Schaffung von beachtlichen 528.000 zusätzlichen Jobs gemeldet, was deutlich oberhalb der Erwartungen nahezu aller interessierten Beobachter liegt. Die separat erhobene Arbeitslosenquote ist nun auf 3,5% gefallen. Die sich offenbar nach und nach eintrübende US-Konjunktur hat damit noch keine belastende Wirkung auf die Beschäftigungssituation im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Zudem ist zu bedenken, dass die jüngsten Unternehmensbefragungen in den Vereinigten Staaten einen Mangel an verfügbarem Personal anzeigen. Dieser dürfte den Stellenaufbau bei den Firmen weiterhin gedämpft haben. Zwar ist festzuhalten, dass sich die Zahl der offenen Stellen in den USA zuletzt doch merklich reduziert hat, die Beschäftigungssituation in den Vereinigten Staaten bleibt aber dennoch erfreulich. Allerdings ist der Arbeitsmarkt auch in den USA – trotz „Hire&Fire“ – kein vorlaufender, sondern wohl eher ein gleichlaufender Konjunkturindikator. Insofern kann schon weiterhin mit leichter Sorge auf die Zukunft geblickt werden.
Der genaue Blick auf die Details der aktuellen Zahlen zur Beschäftigungssituation in den USA offenbart zunächst einen Aufbau von 471.000 Stellen in der Privatwirtschaft. Der Dienstleistungssektor hat mit beachtlichen 402.000 neuen Jobs wieder einmal maßgeblich zu dieser Entwicklung beigetragen, wobei die Rolle der Untersegmente Bildung und Gesundheit sowie Freizeit und Gastgewerbe explizit hervorzuheben ist. Im produzierenden Gewerbe sind 30.000 zusätzliche Arbeitsplätze entstanden. Staatliche Stellen konnten 57.000 Jobs schaffen. Dazu haben Bundeseinrichtungen mit 10.000 zusätzlichen Beschäftigten beigetragen.
Die durchschnittlichen Stundenlöhne konnten im Juli immerhin um 0,5% M/M zulegen. Im aktuellen Umfeld scheint es den Arbeitnehmern also recht einfach zu fallen, höhere Löhne am Markt durchzusetzen. Grundsätzlich ist diese Nachricht stützend für den Konsum. Die Jahresrate des Lohnwachstums notiert nun bei +5,2%. Relativ zur Inflationsentwicklung betrachtet wachsen die Bäume somit aber auch nicht in den Himmel.
Die heutigen Zahlen zur Beschäftigungssituation sind so erfreulich, dass sie das Eintreten des Szenarios einer „Phantomrezession“ wahrscheinlicher machen. Die Verantwortlichen im NBER würden somit aufgrund positiver Nachrichten zu einigen US-Konjunkturindikatoren von der Verkündung einer Rezession absehen – und das obwohl die BIP-Zahlen eine solche nach mechanistischer Interpretation anzuzeigen scheinen.
Fazit: Der US-Arbeitsmarkt präsentiert sich im Juli mit einem Stellenaufbau von 528.000 Stellen bärenstark. Damit wird das Eintreten des Szenarios einer „Phantomrezession“ deutlich wahrscheinlicher. Allerdings ist der Arbeitsmarkt auch in den USA kein vorlaufender Konjunkturindikator. Insofern sollten die interessierten Beobachter beim Blick auf die Ökonomie der Vereinigten Staaten nicht zu euphorisch werden. Die aktuellen Zahlen zur Beschäftigungssituation in den USA spielen den Falken innerhalb der Fed aber natürlich in die Karten. Folglich ist die Marke von 2,80% bei der Rendite von 10J US-Staatsanleihen nach der Meldung der Daten sofort wieder in den Fokus gerückt. Dieses Umfeld ist zweifellos nicht hilfreich für die globalen Aktienmärkte. Entsprechend ist der DAX unter Druck geraten – es handelt sich also im wahrsten Sinne des Wortes um bärenstarke Zahlen vom US-Arbeitsmarkt!
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