Börse: SAP, Sartorius, Roche, EZB und Gaslieferungen im Fokus - Nord LB
Die japanischen Exporte sind im Juni den 16. Monat in Folge gestiegen. Wie im Vormonat waren v.a. Stahl und mineralische Brennstoffe nachgefragt. Die Ausfuhren erhöhten sich um 19,4%. Im Mai hatten die Exporte bereits um 15,8% zugelegt.
Die EZB hat wie angekündigt erstmals seit elf Jahren die Leitzinsen erhöht, der Zinsschritt fällt mit je 50 Basispunkten jedoch unerwartet deutlich aus. Diese Entscheidung muss wohl im Zusammenhang mit der ebenfalls erfolgten Genehmigung des neuen Antikrisentools TPI gesehen werden. Kurzfristig dürfte der EZB-Rat das Straffungstempo beibehalten, zumal im September erneut die Inflationsprojektionen angehoben werden müssen.
Ausblick
Den Abschluss dieser Woche bilden die Veröffentlichungen der Stimmungsumfragen von S&P Global für verschiedene Länder. Dabei werden Unternehmen aus den Produktionsund aus den Dienstleistungsbereichen zu ihren aktuellen Einschätzungen befragt. Bis 10:00 Uhr laufen nach und nach die Bekanntgaben für die Euroländer ein, um 10:30 Uhr für UK und um 15:45 Uhr für die USA. Für alle Länder ist von weiteren Eintrübungen auszugehen, wobei sich die Indizes wohl noch alle über der Expansionsmarke halten dürften. Es sind „vorläufige“ Zahlen – aber marktrelevanter als die „endgültigen“. Vor dem am nächsten Montag anstehenden ifo-Geschäftsklimaindex ist dies – nach dem Sentix und der ZEW-Umfrage – quasi der letzte Hinweis für die derzeitige Stimmungslage in Deutschland im Monat Juli.
Rentenmarkt
Deutsche Bundesanleihen haben den ganzen Tag geschwächelt und diesen Trend auch nach der EZB-Zinsentscheidung fortgesetzt. Schwächere US-Konjunkturdaten und Zweifel am Krisenprogramm der EZB zur Verhinderung einer Fragmentierung haben die Stimmung zum Handelsende aber drehen lassen. Schwächere Wirtschaftsdaten haben US-Staatspapiere zu Kursgewinnen verholfen.
Aktienmarkt
Nach einem schwankungsreichen Handel, der geprägt war von der Wiederaufnahme der Gaslieferungen, der EZB-Zinserhöhung und der Regierungskrise in Italien, sind die Indizes am deutschen Aktienmarkt uneinheitlich aus dem Tag gegangen. DAX -0,27%, MDAX -0,15%, TecDAX +1,89%. Die gute Stimmung bei Technologiewerten zog auch die anderen Indizes an der Wall Street ins Plus. Schwächere Wirtschaftsdaten konnten die Stimmung nicht trüben. Dow Jones +0,51%, S&P-500 +0,99%, Nasdaq-Comp. +1,36%.
Unternehmen
Ein schwächeres Lizenzgeschäft und die Folgen des UkraineKrieges lassen SAP vorsichtiger für das Gesamtjahr werden. So soll das Betriebsergebnis nur noch bei 7,6 bis 7,9 Mrd. EUR (bisher: 7,8 bis 8,25 Mrd. EUR) liegen. Die Ziele für Cloudumsatz und Cloud-/Softwareumsatz hat SAP bekräftigt. In Q2 gab es ein anhaltendes und über Erwarten starkes Wachstum im Cloudgeschäft. Die Clouderlöse verbesserten sich um 34% auf 3,056 Mrd. EUR. Der Cloud-Auftragsbestand auf Sicht eines Jahres legte zum Vorjahreszeitraum ebenfalls um 34% auf 10,4 Mrd. EUR zu. Die operative Marge ging auf 22,4% (Q1: 23,7%) und damit deutlicher als erwartet zurück. Der Rückgang resultierte aus einem um 13% auf 1,68 Mrd. EUR rückläufigen Betriebsergebnis.
Der Laborausrüster Sartorius hat die Erlöse im 1. Halbjahr um 26,5% (währungsbereinigt: +20,9%) auf 2,06 Mrd. EUR gesteigert. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg um 25,6% auf 697,5 Mio. EUR, die operative EBITDA-Marge lag bei 33,9%. Der bereinigte Gewinn legte um 28,6% auf 333,9 Mio. EUR zu.
Roche hat im 1. Hj. den Nettogewinn auf 8,53 (7,80) Mrd. CHF gesteigert und dabei von seiner starken Diagnostiksparte profitiert. Die Umsätze legten auf 32,29 (30,71) Mrd. CHF zu. Operativ verdiente der Schweizer Pharmariese 11,54 (10,08) Mrd. CHF.
Devisen
Nach einem freundlichen Start, der durch das Wiederanlaufen der Gaslieferungen aus Russland begünstigt wurde, ist der Euro mit dem Rücktritt von Draghi zunächst wieder unter die Marke von 1,02 US-$ gefallen. Die EZB-Entscheidung einer Zinsanhebung um 50 Bp hat die Währung dann in den deutlich positiven Bereich befördert. Am Ende schmolzen die Gewinne wieder dahin.
Rohstoffe
Am Ölmarkt kam es am Donnerstag zu deutlichen Abschlägen. Neben einer zum Teil wieder schlechteren Stimmung an den Aktienmärkten belastete auch der anziehende US-$.
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