Schwache Vorstellung - BÖAG Kolumne
Im globalen Aktienmarkt ist die Dominanz der USA ungebrochen und die Bedeutung europäischer schwindet seit Jahren: In einem aktuellen Ranking kommt Nestlé als wertvollstes europäisches Unternehmen auf Platz 20 und SAP hält die deutsche Flagge auf Platz 113 hoch. Nur 16 Kandidaten der Top-100-Liste kommen aus Europa - Ende 2007 waren es noch 46.
Passend dazu markierte der Kurs des Euro in US-Dollar gestern ein 20-Jahres-Tief: Erst auf der vierten Stelle hinter dem Komma wurde vorne die Eins verteidigt: 1,0004 USD/EUR, also praktisch die Parität. Der Sinkflug der Gemeinschaftswährung gilt als Quittung für die zögerliche Geldpolitik der EZB und verschärft die Inflation bei den meisten Importen, beispielsweise beim Öl. Natürlich ergeben sich auch Vorteile für die Exportnation Deutschland, aber mit einer Sonderkonjunktur ist deshalb kaum zu rechnen.
So sind auch die Konjunkturerwartungen mehr als düster: Der aktuelle ZEW-Indikator liegt bei minus 53,8 Punkten und damit erstmals niedriger als beim Corona-Crash in März 2020. Auch die Halbjahresprognose wurde gesenkt. Der Tiefpunkt der seit 1991 durchgeführten Expertenumfrage wurde übrigens zur Finanzkrise im Juli 2008 (-63,9) erreicht.
Entsprechend hat es der DAX unverändert schwer die 13.000 Punkte zurückzuerobern. Trotz (oder gerade wegen?) saisonal niedriger Umsätze strapazierten letzte Woche mehr als 600 Punkte Schwankungsbreite die Nerven der Börsianer. Kein Zeichen von Stärke.
Autor: Thomas Strelow, Börse Düsseldorf
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