FCR Immobilien: Ärger mit der BaFin

Die Bilanzierungspraktiken von FCR Immobilien waren in den letzten Jahren immer wieder mal Gegenstand der Kritik. Nachdem es in der letzten Zeit hier ruhiger geworden war, kommt das Thema nun erneut auf den Tisch: Die BaFin prüft Zahlen der Gesellschaft für das Jahr 2020.
Die Bilanzkontrolle der BaFin umfasst den Konzernabschluss von FCR Immobilien (WKN: A1YC91, ISIN: DE000A1YC913, Chart) zum 31.12.2020 und den zugehörigen Konzernlagebericht des Unternehmens für das Geschäftsjahr 2020 sowie den verkürzten Abschluss des süddeutschen Immobilien-Unternehmens zum 30.06.2020 und den zugehörigen Zwischenlagebericht für das erste Halbjahr 2020.
„Grund für die Anordnung sind konkrete Anhaltspunkte dafür, dass das Unternehmen die Anteile an der Immoware24 GmbH zum 31.12.2020 möglicherweise fehlerhaft zu hoch bewertet hat (IFRS 9 in Verb. mit IFRS 13)“, meldet die Finanzaufsichtsbehörde am Dienstag. Zudem sollen der BaFin zufolge möglicherweise wesentliche Angaben in der steuerlichen Überleitungsrechnung (IAS 12) fehlen und Angaben von FCR Immobilien in der Restlaufzeitengliederung der Anleihen und Bankdarlehen (IFRS 7) möglicherweise fehlerhaft sein.
Das Unternehmen hat zu den Ankündigungen der BaFin bisher keine Stellung bezogen.
Für die Immobilien-Gesellschaft stehen durch die BaFin-Prüfung höhere Beträge „im Feuer“, zudem die seit einiger Zeit vom Unternehmen selbst öffentlichkeitswirksam stark thematisierte „Digitalisierung“ als Teil des Geschäftsmodells. Basis der Aktivitäten ist die Beteiligung an dem Software-Unternehmen Immoware24 GmbH, einem Anbieter eines Immobilienverwaltungssystems, an dem man sich Anfang des Jahres 2020 mit 10 Prozent beteiligt hatte - Anschaffungskosten laut Bilanz: 2 Millionen Euro. „FCR und Immoware24 wollen zukünftig gemeinsam neue Tools entwickeln und hierbei die umfangreiche Expertise im Immobilienbereich gebündelt nutzen“, hieß es damals - wir berichteten.
Millionenschwere Zuschreibungen auf die Immoware24 GmbH
2020 und auch 2021 hat FCR Immobilien jeweils Zuschreibungen auf die Beteiligung an der Immoware24 GmbH vorgenommen. 2020 wurde die Beteiligung laut FCR-Bilanz um 3,76 Millionen Euro aufgewertet, 2021 um weitere knapp 2,99 Millionen Euro. In beiden Jahren haben die Zuschreibungen auf die Immoware24 GmbH wesentliche Teile zu den Vorsteuergewinnen von 11,5 Millionen Euro und 14,9 Millionen Euro beigetragen.
Noch ist offen, wie die Prüfungen der Finanzaufsichtsbehörde ausgehen werden. Stellt die BaFin Fehler fest, wäre das ein deutlicher Vertrauensverlust in FCR Immobilien sowie die Digitalisierungs-Story der Gesellschaft. Zudem wäre das Thema Bilanzierungspraktiken spätestens dann wieder auf dem Tisch. Für die FCR-Aktie, die sich in den letzten Wochen den Kursstürzen am Gesamtmarkt entziehen konnte und nahe Allzeithoch notiert, ist dies eine Gefahr.