Billiger wird es nie wieder - Börse München
Zu den Ereignissen, die in der vergangenen Woche die Medien bewegten, zählten zweifellos die Hochzeit eines FDP-Ministers und der – angekündigte – Rücktritt des Schreckens aller Friseure, des britischen Premiers Boris Johnson („Boris Johnson macht den Weg frei“ – Börsen-Zeitung). Zugegebenermaßen ist ersteres eher ein Randthema der Wirtschaft (obwohl es immerhin der Finanzminister war und die WirtschaftsWoche ihn flugs als „(Hochzeits-)Lindner“ bezeichnete), während zweiteres Auswirkungen auf das Verhältnis Europas zu UK haben könnte – wobei der FTSE 100 am heutigen Freitag leicht nach unten weist, während sein deutsches Pendant Dax nach oben zeigt. Wichtiger für Münchner war jedoch die Headline der Abendzeitung: „Gericht stoppt Wiesn-Wucher“. Gemeint war jedoch (leider) nicht die Forderung nach einem harten Bierpreisdeckel, sondern Wiesntische dürfen von Dritten (Agenturen) nicht überteuert an Besucher weiterverkauft werden.
Geld oder Gold
Ob es mit der bereits genannten Hochzeit zusammenhängt, jedenfalls bieten die Finanzmagazine Börse Online und Focus Money diese Woche ein überwiegend blau-gelbes Erscheinungsbild! Börse Online macht mit „Das große Expertenheft – die besten Börsenkenner mit den Antworten für Ihr Geld“ auf, vielleicht schon mit Hinweis auf den Münchner Börsentag nächsten Samstag. Focus Money rät einmal mehr zu „Jetzt kaufen – Die besten Qualitätsaktien im Sonderangebot“. Und wieder fragen wir uns, was wäre, wenn das Wörtchen „bestens“ nicht wäre? Alles gut vielleicht? Euro am Sonntag macht mit der provokativen These auf, „Wer Verstand hat, kauft Gold – billiger wird es nie wieder“. Wir hatten ja eher an Geld gedacht, das zum Kauf von Gold nötig wäre.
Generation verZockt
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung geht dem Aktien-Boom der Generation Z nach und der Frage, wie sie auf „Krieg, Inflation, Rezessionsängste“ reagiert: „Spielend in den finanziellen Ruin“ ist der Artikel überschrieben, erschienen ist er im Feuilleton, nicht im Finanzenteil. Die Generation Z habe beim Blick auf die Trading-App bisher nur eine Farbe gesehen: Grün. Und ist jetzt mit einem anhaltenden Bärenmarkt konfrontiert, sieht also rot! Dass junge Leute ihr Taschengeld in Aktien und Bitcoins investieren und nun viel verloren haben, wird am Beispiel eines jungen Mannes aufgezeigt. Wie viel er tatsächlich verloren hat, erfahren wir jedoch nicht. Und es gibt auch Gegenstimmen: Eine bessere Ausbildung am Finanzmarkt gäbe es nicht, als einmal kräftig mit eigenem Geld auf die Nase zu fallen. Unser Rat wäre ja: Eine langfristige Geldanlage mag unspektakulär sein, aber Abenteuer und Adrenalin kann man sich gerne woanders abholen und nicht ausgerechnet im Depot. Aber wahrscheinlich sind wir Generation L wie Langweiler.
Goldene Zukunft
Dem finanziellen Erfolg von „Prominenten“ und der Partizipation „normaler Menschen“ geht die Börsen-Zeitung auf den Grund. Dietrich Grönemeyer (der Bruder des Musikers), Lenny Fischer (mit Kai Diekmann), Max Otte und Dirk Müller eint eines: Sie sind aus Funk und Fernsehen, wie es gerne heißt, weidlich bekannt. Und sie haben, ohne dass jemand sie dazu gezwungen hat, jeweils einen Fonds aufgelegt (der Otte sogar zwei!). Nur, mit der Performance für die Investoren, die Normalos also, sieht es wesentlich schlechter aus als mit der Performance der Promis in den Medien. Im laufenden Jahr fiel die negative Performance oft sogar zweistellig aus, das hätten wir im Zweifel auch selbst hingebracht. Auch auf Dreijahressicht schafft es nur der Zukunftsfonds von Fischer & Diekmann auf eine positive jährliche Performance von eher mageren 3,5 Prozent und nur ein leichtes Minus von 2,2 Prozent im laufenden Jahr. Größte Position: Gold!
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Bayerischen Börse AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!